Augsburger Allgemeine (Land West)
Seit 50 Jahren der Höhepunkt des Faschings
Erinnerungen Karl-Heinz Wagner hatte die Idee für Sitzungen in Gersthofen. Das Gemeinschaftsgefühl der vielen Beteiligten ist bis heute geblieben. Wie alles begann
Gersthofen Sie gehört zum Fasching in Gersthofen einfach dazu und ist weit über die Stadt hinaus bekannt: die Gersthofer Faschingssitzung der Kol-La. Karl-Heinz Wagner, der mit Gerhard Kampa vor 50 Jahren die Idee hatte, auch in der Augsburger Nachbarstadt eine Sitzung abzuhalten, erinnert sich noch lebhaft an Begebenheiten aus fünf Jahrzehnten närrischer Mission. Kampa und Wagner – Letzterer war damals Vorsitzender der Gersthofer Kolpingsfamilie – saßen am 3. Februar 1970 in einer Faschingssitzung der Kolpingsfamilie Lechhausen und sagten sich spontan: „Das können wir auch!“Wagner: „Noch an Ort und Stelle im Gasthof Grüner Kranz leiteten wir erste Schritte der Umsetzung ein.“Die erfahrenen Aktiven der Kolpingsfamilie Lechhausen unterstützten sie dabei.
Als Ort der ersten Sitzung wurde das damalige Café Steiner ins Auge gefasst. „Doch die Lechhauser rieten uns davon ab, weil es im Saal Säulen gab, die im Weg gewesen wären.“Schließlich entschied man sich für die TSV-Turnhalle. Als Spielleiter fungierte Theo Neis, auch einige erfahrene Theaterspieler waren dabei wie auch die im Jahr der Stadterhebung 1969 gegründete Faschingsgesellschaft Lechana. Kolpingsfamilie und Lechana gründeten für die Faschingssitzungen den Dachverein Kol-La. Der ist seit 1996 im Vereinsregister eingetragen.
Die Gersthofer Künstlerin Gertrud Öttl gestaltete den Orden, und ihr Kollege Marcel Zapf schuf das Bühnenbild: Die erste Variante stellte drei Säulen dar, welche bis heute das Rückgrat der Faschingssitzungen sind: die Kolpingsfamilie, die Lechana und die vielen freien Mitwirkenden. „Bis heute erhalten nur einen Schluck aus dem Weinkelch und einen Faschingsorden für ihren Einsatz sowie ein Mitwirkendentreffen – das ist uns sehr wichtig.“Dies trage auch zum großen Gemeinschaftsgefühl aller Beteiligten bei. Auch heute noch – seit dem Jahr 1996 finden die Aufführungen in der Gersthofer Stadthalle statt – stammt das Bühnenbild vom Kunstmaler Marcel Zapf: Es zeigt einen Narrenkopf, der den Zuschauern die Zunge herausstreckt.
Erster Sitzungspräsident wurde damals Werner Rehberger. Dieser trat auch selbst auf – unter anderem 1977 als singender Vogelhändler. 1978 löste ihn dann Karl-Heinz Wagner in diesem Amt ab. Seit 2014 – zunächst für die halbe Sitzung, dann komplett – bis heute ist Holger Franz Präsident, Karl-Heinz Wagner Ehrenpräsident.
Das schlimmste Erlebnis, an das er sich in Verbindung mit der KolLa erinnert, war im Jahr 1991. „Als der Golfkrieg ausgebrochen war, mussten wir die Vorstellungen komdiese plett absagen.“Das brachte unterm Strich ein Minus von 6300 Mark (circa 3150 Euro) ein. „Die Orden, und mehr waren ja vorbereitet.“
Die wohl außergewöhnlichste Bühnenkollegin, mit welcher Wagner die Bühne teilte, war das lebende Spanferkel Susi. „Es wurde bei Jakob Hintermayer für den Auftritt im Sketch ,Bauer und Metzger‘ trainiert und fühlte sich, an der Leine auf die Bühne geführt, dort sauwohl.“Susis Bühnenkarriere war letztlich aber nur kurz: „Irgendwann wurde sie als Braten in fröhlicher Runde verzehrt.“Am Programm hat sich in 50 Jahren manches geändert: „Die Sprache ist dem Zeitgeist entsprechend lockerer geworden. Das Publikum will heute mehr die Schenkelklopfer.“Stets waren die Kol-La-Aktiven mit Ernst bei der Sache. „Erster Spielleiter Theo Neis sagte immer: ,Humor ist eine ernste Sache.‘“Daran halten sich auch die heutigen Spielleiter Manfred Lamprecht und Herbert Lenz.
Auch der Nachwuchs beteiligt sich am Fasching: So wurden seit 1988 bereits 61 Kinder-Kol-La-Sitzungen gezeigt.
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Premiere der Jubiläumssaison ist am Freitag, 7. Februar, um 19.30 Uhr in der Stadthalle Gersthofen.