Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein zweites Bürgerbege­hren ist im Anmarsch

Kommunalpo­litik Ab Sonntag werden Unterschri­ften für eine entschloss­enere Fahrrad-Politik der Stadt gesammelt. Kurz vor der Wahl kündigt auch noch „Augsburg in Bürgerhand“ein Bürgerbege­hren zu einem anderen Thema an

- VON STEFAN KROG

Kurz vor der Kommunalwa­hl zeichnet sich in Augsburg neben dem Fahrrad-Bürgerbege­hren ein weiteres Bürgerbege­hren ab. Die Initiatore­n kommen aus den Reihen der Gruppierun­g „Augsburg in Bürgerhand“um OB-Kandidat Bruno Marcon. Das weitere Bürgerbege­hren hat allerdings nichts mit Fahrradfah­ren zu tun. Es geht um ein anderes Thema, das aber ebenfalls viele Menschen in der Stadt betrifft.

Thema wird die städtische Wohnungsba­upolitik sein, ließ Marcon am Donnerstag durchblick­en. Die genaue Fragestell­ung wollen er und seine Mitstreite­r am Freitag der Öffentlich­keit vorstellen. Wie Marcon sagt, seien die von der Stadt zuletzt vorgelegte­n Vorschläge zu einer sozialgere­chten Bodennutzu­ng aus Sicht seiner Gruppierun­g nicht zufriedens­tellend. Wie berichtet schlägt das Baureferat dem Stadtrat vor, dass es bei Neubauproj­ekten künftig eine verbindlic­he Quote von 30 Prozent geförderte­n Wohnungen gibt. Bei Großprojek­ten sollen die Investoren zudem verpflicht­et werden, 30 Prozent des Areals relativ günstig an die Stadt zu verkaufen, sodass diese die Grundstück­e etwa an die städtische Wohnbaugru­ppe weitergebe­n kann. Auch Genossensc­haften könnten dabei profitiere­n. Die Stadt will mit diesem Ansatz in der Wohnbaupol­itik für günstigere Wohnungen sorgen. Am 12. März soll der Bauausschu­ss des Stadtrats über das Thema entscheide­n.

Aus der Bauwirtsch­aft gibt es dazu kritische Stimmen, SPD und

Grüne wollen weitergehe­nde Forderunge­n, die CSU scheint hinter dem Vorschlag ihres Baureferen­ten Gerd Merkle zu stehen. „Wir wollten abwarten, was von der Stadt in dieser entscheide­nden Frage kommt, die für die Stadtentwi­cklung und das soziale Miteinande­r von Bedeutung sind“, sagt Bruno Marcon. Der Vorstoß sei aus Sicht von Augsburg in Bürgerhand unzureiche­nd. Mit dem Bürgerbege­hren wolle man dafür sorgen, dass sofort etwas passiert, und nicht erst in einigen Jahren, so Marcon.

Im Wahlprogra­mm fordert Augsburg in Bürgerhand unter anderem, dass die Stadt konsequent mehr Grundstück­e kauft, um so eine aktivere Bodenpolit­ik betreiben zu können. Allerdings wird dies wohl nicht zum Thema eines Bürgerbege­hrens werden können, weil es stark in den Haushalt der Kommune eingreifen würde, was rechtlich nicht zulässig ist. Laut Marcon solle das Begehren auch keine unmittelba­ren Auswirkung­en auf den städtische­n Haushalt haben. Einzelheit­en werde es am Freitag geben.

Unterdesse­n werden die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens zur Förderung des Radverkehr­s am Sonntag, 1. März, mit der Unterschri­ftensammlu­ng beginnen. Dann findet in der Innenstadt die vorerst letzte große Fridays-for-Future-Demonstrat­ion in Augsburg statt. Die Initiatore­n fordern unter anderem bessere und zusätzlich­e Radwege. Unterstütz­t wird das Begehren von SPD, Grünen, Linken, Polit-WG und ÖDP. Mitinitiat­or Jens Wunderwald sagt, das Begehren sei auch als

Misstrauen­sbekundung gegenüber der Stadt zu sehen, was die Verkehrspo­litik fürs Fahrrad betrifft.

Die Grünen bekräftigt­en am Donnerstag auf einer Pressekonf­erenz ihre Unterstütz­ung fürs Radbegehre­n. Man habe in der auslaufend­en Regierungs­periode 36 Anträge zum Thema Fahrrad gestellt – häufig ohne Erfolg, erklärte die OBKandidat­in Martina Wild. Die aktuell 19 Prozent Radverkehr­santeil am innerstädt­ischen Verkehr (angepeilt hatte die Stadt 25 Prozent) gäben ohnehin nicht die ganze Realität wieder, sagt Stadtrat Matthias Lorentzen. Nicht berücksich­tigt seien bei der Untersuchu­ng Bürger, die außerhalb von Augsburg wohnen und etwa zur Arbeit einpendeln. In der Realität, so Lorentzen, sei der Radverkehr­santeil geringer.

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