Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie läuft der Unterricht in den Corona-Ferien?
Bildung Die Schulen im Augsburger Land setzen auf digitales Lernen. Die internationale Schule in Gersthofen zeigt, was technisch möglich ist. Doch längst nicht überall funktioniert läuft der Corona-Unterricht ohne Probleme
Landkreis Augsburg „Sind alle da?“, fragt Deutschlehrerin Birgit Busch. Auf der kleinen Schulbank vor ihr steht ein aufgeklappter Laptop, auf den anderen Bänken die hochgestellten Stühle der Schüler. Persönlich anwesend ist keiner von ihnen. Und doch tönt ein lautes „Ja“nach dem anderen durch das Klassenzimmer. Die Sechstklässler an der internationalen Schule in Gersthofen sind digital miteinander verbunden. Viele sind per Video zugeschaltet.
Die Schule in Gersthofen ist digitaler Vorreiter. Hier zeigt sich, wie Unterricht auch in Zeiten von Corona funktionieren kann. Doch längst nicht überall funktioniert das.
Die meisten staatlichen Schulen nutzen das Online-Portal mebis. Schüler können damit digital auf Lernmaterial zugreifen. Lehrer können Aufgaben einstellen, Schüler können die erledigten Hausaufgaben zurückschicken. Auch vor der Corona-Zwangspause wurde an vielen Schulen im Kreis mit der Plattform gearbeitet. Nun aber kommt es immer wieder zu Problemen. Das Portal ist überlastet, weil zu viele Schüler gleichzeitig darauf zugreifen – zusätzlich sorgte ein Hackerangriff für Schwierigkeiten. Mittlerweile wird deshalb auch auf andere Dienste zurückgegriffen.
An der privaten internationalen Schule in Gersthofen arbeiten die Schüler und Lehrer bereits seit einiger Zeit mit verschiedenen Google-Diensten. Kreidetafeln sucht man hier in den Klassenzimmern vergebens Zwei Lehrkräfte kümmern sich darum, dass die Technik funktioniert. Alle Schüler sind mit Laptops ausgestattet und mit den Lehrern verbunden.
Die meisten der 345 Schüler befinden sich derzeit zu Hause im Raum Augsburg, sagt Schulleiter Marcus Wagner. Einige seien wegen des Virus auch in die Heimatländer ihrer Eltern verreist, zum Beispiel nach Japan oder Kasachstan. Über Video-Unterricht können Sie nun von dort aus lernen. Die Neuntklässler von Geschichtslehrer Matthew Robinson beschäftigen sich zum Beispiel mit den Problemen der Weimarer Republik. Das Gelernte wird digital abgefragt und auch benotet, durch Multiple-Choice-Tests oder Aufsätze. „Es ist wichtig, nicht das abzufangen, was man schnell auf Wikipedia nachlesen kann“, sagt Lehrer Robinson.
Video-Unterricht gibt es an den meisten staatlichen Schulen im Kreis noch nicht. Doch auch hier haben die Schüler in den CoronaFerien nicht frei. An der Realschule in Zusmarshausen werden verschiedene Portale genutzt. Neben der Plattform mebis, verschicken die Klassleiter auch Emails mit gesammelten Aufgaben der Fachlehrer, erklärt Schulleiterin Heidrun vorm Walde. Sie hat unterschiedliche Erfahrungen mit den Portalen gemacht: „Meistens klappt es, aber manchmal bricht die Leitung auch zusammen.“
Nach der ersten Woche Digitalunterricht haben sich die Lehrer in Zusmarshausen in einer OnlineTeamsitzung abgesprochen. Nun soll nachgebessert werden. Falls die aktuelle Situation noch länger als bis nach den Osterferien anhält, müsse man vielleicht vom allgemeinen Stundenplan abweichen. Vorm Walde: „Dann müssten die Kernfächer gestärkt und andere zurückgefahren werden.“
Auch am Justus-von-LiebigGymnasium in Neusäß werden verschiedene Wege zum digitalen Unterricht ausprobiert. Falls digitale Leitungen zusammenbrechen, weiche man hier auf Telefonkonferenzen aus, sagt Schulleiter Stefan Düll. Insgesamt funktioniere das System an seiner Schule. Alle Klassen werden derzeit digital unterrichtet. Je nach Alter der Schüler müssen die Eltern unterstützen.
Technisch seien die allermeisten
Schüler gut ausgestattet. Garantieren könne der Schulleiter aber nicht, dass jeder einen Zugang habe. Denn um alle Schüler mit Laptops auszustatten, fehlen die Mittel. „Corona wird das Schulwesen nachhaltig verändern“, meint Düll. Nun werde deutlich, was technisch möglich ist, und wo Nachholbedarf besteht.
Aus Sicht von Wolfram Jaschke, Elternbeiratsvorsitzender des Neusässer Gymnasiums, funktioniert das System aktuell „besser als erwartet“. Die Eltern seien früh und ausführlich informiert worden. Dennoch berichtet auch er von immer wieder zusammenbrechenden Online-Systemen. Seine Empfehlung: „Am Abend ist weniger los.“Schüler könnten sich dann die benötigten Aufgaben herunterladen und am kommenden Tag bearbeiten.
Der Stoff, der an den Schulen nun digital vermittelt werden soll, ist an den meisten Schulen im Kreis prüfungsrelevant. Teils wird er auch jetzt schon online abgefragt und benotet.
Am Gymnasium in Königsbrunn erstellen die Lehrer jeweils für die gesamte Woche einen Ausgabenplan. „Das System hat sich mittlerweile bewährt“, sagt der stellvertretende Schulleiter Volker Täufer. Er appelliert an Eltern, deren Kinder keinen Zugang zu einem eigenen Computer haben, sich untereinander auszutauschen.
Auch an der Königsbrunner Schule bereitet man sich auf längerfristigen Digitalunterricht vor. Ob der wohl auch in den Osterferien stattfinden wird? Täufer: „Bislang gehe ich nicht davon aus.“Die Situation müsse aber ständig neu bewertet werden.