Augsburger Allgemeine (Land West)
Viele Tafeln schließen ihre Türen
Corona-Krise Unter den ehrenamtlichen Helfern gehören viele zur Risiko-Gruppe
Landkreis Augsburg Die CoronaKrise wirkt sich auch auf die Bedürftigen in der Gesellschaft aus. Viele Tafeln im Landkreis Augsburg haben bereits geschlossen oder gehen Ende der Woche in eine Pause. Helfer und Kunden sollen vor einer Ansteckungsgefahr geschützt werden.
Die Kunden der Königsbrunner Tafel und des Bobinger Tischs müssen mindestens in den nächsten drei Wochen, bis zum 2. April, auf die Lebensmittelausgabe verzichten. Unter den ehrenamtlichen Helfern seien viele, die wegen ihres Alters oder wegen Vorerkrankungen zur Gruppe der Menschen gehört, für die das Coronavirus ein Risiko darstellt, sagt Marianne Kowarschick, die Leiterin der Königsbrunner Tafel. Nach Ablauf der drei Wochen wird überlegt, ob die Ausgabestelle wieder geöffnet werden kann. In Diedorf, Meitingen und Neusäß haben die Verantwortlichen keinen festen Termin vorgegeben. „Wir schauen jede Woche, ob es wieder möglich ist, zu öffnen“, sagt Ingrid Endreß von der Diedorfer Tafel. In
Meitingen hatte die Ausgabestelle am vergangenen Freitag zum letzten Mal geöffnet. In Neusäß wurden am Dienstag gepackte Tüten mit haltbaren Lebensmitteln und Hygieneartikeln an die Kunden ausgegeben, die möglichst lange halten sollen.
In Diedorf gab es am vergangenen Donnerstag noch einen Ausgabetermin, bei dem ebenfalls auf Vorrat Waren ausgegeben wurden. Einen Notdienst der Tafeln gibt es nicht. In Diedorf unterstützt aber beispielsweise die Nachbarschaftshilfe Menschen, die nicht selbst einkaufen gehen können, sagt Ingrid Endreß: „Außerdem halten ganz viele jetzt noch enger zusammen und die Jüngeren helfen den Älteren.“Diese Art von Unterstützung gepaart mit viel Einfallsreichtum hilft der Schwabmünchner Tafel, den Betrieb noch aufrecht zu erhalten. Das Team um Peter Wyss hat diverse Maßnahmen getroffen, um den Kontakt zwischen den Kunden und den Mitarbeitern zu minimieren. Die Kunden betreten dabei den Ausgaberaum nicht mehr, sondern warten im Freien und dürfen an der einen Tür die Auslage begutachten und sagen, was sie haben möchten. Mitarbeiter packen dann die Waren in Papiertüten und stellen sie am zweiten Eingang der Räume ab, wo die Kunden sie abholen können.
„So können wir gewährleisten, dass immer mindestens eineinhalb Meter Abstand eingehalten werden können“, sagt Peter Wyss. Hilfreich sei zudem die Corona-Krise selbst: „Wir haben einige junge Leute, die nicht zur Arbeit können oder im Homeoffice arbeiten, und sich als Helfer gemeldet haben.“Dadurch könne man die älteren Mitarbeiter entlasten und die gefährdeten Helfer schützen.
Das Gesundheitsamt habe den Weiterbetrieb genehmigt. Aber natürlich behalte man die aktuellen Entwicklungen genau im Auge. Sollten die Maßnahmen verschärft werden, müsse man sich auch mit einer Schließung beschäftigen.
Ausreichend Ware bekomme man auch in Zeiten von Hamsterkäufen noch, sagen die Tafelleiter. Statt auf Transportkisten setzt man in Schwabmünchen verstärkt auf Papiertüten, um auch hier das Infektionsrisiko geringer zu halten. Zudem habe man auch einen schönen Vorrat an lange haltbaren Lebensmitteln, mit denen man den Kunden weiterhelfen kann. Zudem kämen derzeit auch weniger Menschen als üblich.