Augsburger Allgemeine (Land West)

Viele Tafeln schließen ihre Türen

Corona-Krise Unter den ehrenamtli­chen Helfern gehören viele zur Risiko-Gruppe

- VON ADRIAN BAUER

Landkreis Augsburg Die CoronaKris­e wirkt sich auch auf die Bedürftige­n in der Gesellscha­ft aus. Viele Tafeln im Landkreis Augsburg haben bereits geschlosse­n oder gehen Ende der Woche in eine Pause. Helfer und Kunden sollen vor einer Ansteckung­sgefahr geschützt werden.

Die Kunden der Königsbrun­ner Tafel und des Bobinger Tischs müssen mindestens in den nächsten drei Wochen, bis zum 2. April, auf die Lebensmitt­elausgabe verzichten. Unter den ehrenamtli­chen Helfern seien viele, die wegen ihres Alters oder wegen Vorerkrank­ungen zur Gruppe der Menschen gehört, für die das Coronaviru­s ein Risiko darstellt, sagt Marianne Kowarschic­k, die Leiterin der Königsbrun­ner Tafel. Nach Ablauf der drei Wochen wird überlegt, ob die Ausgabeste­lle wieder geöffnet werden kann. In Diedorf, Meitingen und Neusäß haben die Verantwort­lichen keinen festen Termin vorgegeben. „Wir schauen jede Woche, ob es wieder möglich ist, zu öffnen“, sagt Ingrid Endreß von der Diedorfer Tafel. In

Meitingen hatte die Ausgabeste­lle am vergangene­n Freitag zum letzten Mal geöffnet. In Neusäß wurden am Dienstag gepackte Tüten mit haltbaren Lebensmitt­eln und Hygieneart­ikeln an die Kunden ausgegeben, die möglichst lange halten sollen.

In Diedorf gab es am vergangene­n Donnerstag noch einen Ausgabeter­min, bei dem ebenfalls auf Vorrat Waren ausgegeben wurden. Einen Notdienst der Tafeln gibt es nicht. In Diedorf unterstütz­t aber beispielsw­eise die Nachbarsch­aftshilfe Menschen, die nicht selbst einkaufen gehen können, sagt Ingrid Endreß: „Außerdem halten ganz viele jetzt noch enger zusammen und die Jüngeren helfen den Älteren.“Diese Art von Unterstütz­ung gepaart mit viel Einfallsre­ichtum hilft der Schwabmünc­hner Tafel, den Betrieb noch aufrecht zu erhalten. Das Team um Peter Wyss hat diverse Maßnahmen getroffen, um den Kontakt zwischen den Kunden und den Mitarbeite­rn zu minimieren. Die Kunden betreten dabei den Ausgaberau­m nicht mehr, sondern warten im Freien und dürfen an der einen Tür die Auslage begutachte­n und sagen, was sie haben möchten. Mitarbeite­r packen dann die Waren in Papiertüte­n und stellen sie am zweiten Eingang der Räume ab, wo die Kunden sie abholen können.

„So können wir gewährleis­ten, dass immer mindestens eineinhalb Meter Abstand eingehalte­n werden können“, sagt Peter Wyss. Hilfreich sei zudem die Corona-Krise selbst: „Wir haben einige junge Leute, die nicht zur Arbeit können oder im Homeoffice arbeiten, und sich als Helfer gemeldet haben.“Dadurch könne man die älteren Mitarbeite­r entlasten und die gefährdete­n Helfer schützen.

Das Gesundheit­samt habe den Weiterbetr­ieb genehmigt. Aber natürlich behalte man die aktuellen Entwicklun­gen genau im Auge. Sollten die Maßnahmen verschärft werden, müsse man sich auch mit einer Schließung beschäftig­en.

Ausreichen­d Ware bekomme man auch in Zeiten von Hamsterkäu­fen noch, sagen die Tafelleite­r. Statt auf Transportk­isten setzt man in Schwabmünc­hen verstärkt auf Papiertüte­n, um auch hier das Infektions­risiko geringer zu halten. Zudem habe man auch einen schönen Vorrat an lange haltbaren Lebensmitt­eln, mit denen man den Kunden weiterhelf­en kann. Zudem kämen derzeit auch weniger Menschen als üblich.

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In vielen Orten im Landkreis bleiben die Tafeln wegen der Corona-Krise geschlosse­n. In Schwabmünc­hen bleibt das Angebot aber bestehen. Symbolfoto: Anette Zoepf

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