Augsburger Allgemeine (Land West)
Zusmarshausen blickt auf seine Finanzen
Haushalt Mitten in der Corona-Krise prüft die Gemeinde den Haushalt. Alles muss auf den Prüfstand
Zusmarshausen Kein Händeschütteln, anderthalb Meter Abstand, Niesen in die Armbeuge und am Sitzungstisch neben den üblichen Erfrischungsgetränken eine großvolumige Desinfektionstube: Inmitten der Corona-Krise hat der Zusmarshauser Gemeinderat den diesjährigen Haushalt ein Stück weiter geschnürt, der noch im April mit einem vorläufigen Volumen bei Verwaltungsund Vermögensetat in Höhe von 17 bzw. 13 Millionen Euro stehen soll.
Kein leichtes Ziel angesichts der Verunsicherung in der ganzen Gesellschaft mit düsteren Wirtschaftsaussichten, was auch die Beratung der Bürgervertreter im Rathaus dominierte. Allerdings wurde innerhalb dieser vier Wände selten so viel gelacht und zwischendurch mit ernstem Blick so oft innegehalten wie bei dieser Sitzung unter der Leitung von Bürgermeister Bernhard Uhl.
Der Rathauschef konnte zu Beginn nur ein knappes Dutzend an Räten begrüßen, deren Reihen sich durch die angeordneten Schutzmaßnahmen noch gelichteter präsentierten. Das hinderte das Gremium jedoch nicht daran, beim kommenden Etat kräftig auf die Tube zu drücken und nochmals alle Ausgabenpositionen durchzuchecken. „Es muss alles auf den Prüfstand, und da wir in den letzten Jahren sehr viel investiert haben, müssen wir jetzt vieles herunterfahren – wie das gerade bei unserem Alltagsleben geschieht“, fasste ein ernster Walter Aumann das Gebot der Haushaltsstunde mit der obersten Kassenfrau Margit Holland zusammen. Wie andere Kollegen mahnte das Ratsmitglied strikte Haushaltsdisziplin an und auch Dinge abzuwägen, „die wehtun, etwa beim geplanten Hort“. Zweiter Bürgermeister Robert Steppich riet dazu, auch vermeintlich kleine Beträge abzuklopfen und bei den Wünschen und Vorstellungen „zurückzuschrauben“.
Dies übernahm für ihren Part die Kämmerin, die den „Sparfüchsen“über drei Stunden lang geduldig Rede und Antwort stand. Und: „Die Annahme noch vor zwei Wochen, dass rund sechs Millionen Euro an Gewerbesteuer eingehen, scheint mir heute etwas gewagt“, gestand Holland, die auf die schwer einzuschätzende Lage wegen Corona hinwies und damit auf großes Verständnis bei den Bürgervertretern stieß. „Wenn wir zu hoch ansetzen, lügen wir uns selbst in die Tasche“, betonte Hubert Kraus, dem Thomas Günther recht gab. Bernhard Sapper hob die Problematik hervor, in diesen Krisenzeiten wenig präzise Kalkulationen anzustellen zu können, und verwies auf das Beispiel Aichach, das von derzeitigen Haushaltsplanungen Abstand genommen habe: „Das wäre nicht viel mehr als Kaffeesatzleserei.“
Trotz der fiebrigen Turbulenzen um das Virus rang sich der Rat mit kühlem Kopf und ganz nüchtern zu einem ausgiebigen Streichkonzert in vielen kommunalen Bereichen durch. Joachim Weldishofer etwa monierte die hohen Stromkosten beim neuen Kindergarten im Hauptort, Johann Reitmayer die geringen Einnahmen beim kommunalen Waldbesitz. Letzterer wurde nicht müde, viele „Brocken“aus dem Zahlenwerk herauszunehmen und eisern zu sparen. Das galt nicht beim allgemeinen Applaus für Margit Holland. Die Finanzexpertin bat darum, den Etat zügig aufzustellen. Ihr letztes „Baby“, bevor sich die Kämmerin und Mama in die Elternzeit zurückzieht.