Augsburger Allgemeine (Land West)

Neues Gestüt für Hainhofen

Musik Musikstund­en von Angesicht zu Angesicht sind in Corona-Zeiten nicht mehr erlaubt. Musikschul­en und -lehrer haben nun jedoch eine Möglichkei­t gefunden, den Unterricht trotzdem fortzusetz­en

- VON MICHAELA KRÄMER UND JOSEFINE WUNDERWALD

Im Neusässer Ortsteil Hainhofen soll ein Gestüt entstehen. Bauherr ist ein Gartenbauu­nternehmer aus Kaisheim. Er will Andalusier­Pferde züchten.

Landkreis Wenn Dominik Lehmeier, Leiter der Sing- und Musikschul­e Zusmarshau­sen-Horgau, Unterricht gibt, schaltet er sein Laptop ein. Er und seine Kollegen haben aus der Not eine Tugend gemacht und den Musikunter­richt ins Internet verlegt. Dazu braucht der Schüler lediglich ein Smartphone, Tablet oder Laptop mit Mikrofon und Lautsprech­erboxen, sagt er. Mit der Musikschul­e kann der Schüler dann jederzeit auf dem konvention­ellen Weg in Form von E-Mail oder Telefon in Verbindung treten.

Die Resonanz im Kollegium war zwar teilweise kritisch, aber positiv. Sie alle wollten sich in der jetzigen Situation geschlosse­n solidarisc­h zeigen und den Schülern – so gut wie möglich – einen normalen Alltag ermögliche­n. „Das Projekt kommt bei den Eltern und Schülern supergut an“, erzählt Lehmeier. „Und Zeit zum Üben haben die Kinder und Jugendlich­en jetzt jede Menge.“

Von einer kompletten Umstellung könne natürlich nicht die Rede sein. „Wir haben auch Lehrkräfte, die mit Kindern zu Hause sitzen und den Onlineunte­rricht nur in begrenztem Maß erteilen können. Und es gibt natürlich auch technische Grenzen“, sagt er. Der virtuelle Unterricht ist ähnlich wie eine Schulstund­e. Der Schüler spielt etwas vor, der Lehrer hört und sieht zu, gibt Tipps, korrigiert und zeigt, wie es klingen soll. Doch die Töne kommen durch den Computer etwas zeitverset­zt rüber. Der Lehrer kann nicht spontan eingreifen oder den

Schüler rechtzeiti­g korrigiere­n, weil der Schüler bereits schon ein paar Takte weiter ist. Das geht erst, wenn das Stück zu Ende gespielt ist. Das mache derzeit den Gruppenunt­erricht und das gemeinsame Musizieren unmöglich. „Aber man gewöhnt sich sehr schnell daran“, sagt Lehmeier.

Auch an der Musikschul­e in Gersthofen gibt es digitalen CoronaUnte­rricht. Hier arbeitet man zum Beispiel mit WhatsApp-Videos, aber auch mit Live-Unterricht über Video. So arbeitet zur Zeit auch Klavierleh­rerin Sabine Süß aus Neusäß. Sie unterricht­et nun seit über zwei Wochen digital. Aufgrund der Corona-Krise musste sie nicht nur ihre Klavierstu­nden einstellen, auch alle Konzerte, an denen sie oder ihre Schüler beteiligt gewesen wären, wurden bis in den Mai abgesagt. „Wenn ich jetzt keinen Unterricht mehr halten würde, wäre ich in kurzer Zeit pleite“, sagt Süß. Der Klavierunt­erricht per SkypeKonfe­renz habe daher für sie eine gute Möglichkei­t geboten, weiterhin ihren Lebensunte­rhalt zu verdienen. „Anfangs haben Schüler und Eltern noch zögerlich reagiert, doch mittlerwei­le wird das Angebot sehr gut angenommen“, freut sich Süß. Etwa 35 Schüler unterricht­et sie so nun in der Woche. Inzwischen funktionie­re der digitale Unterricht gut, meist gäbe es auch keine große Zeitverset­zung in der Übertragun­g.

Allerdings sei der Unterricht über Videokonfe­renz für Schüler und Lehrer deutlich anstrengen­der als normaler Klavierunt­erricht, erzählt Süß. „Ich brauche auf jeden Fall mehr Pausen zwischen den Unterricht­seinheiten.“Zum einen sei mehr Vorbereitu­ng notwendig, um sicherzust­ellen, dass die Verbindung gut ist und dass der Schüler ungestört ist. Viele Schüler hätten außerdem keine guten Geräte, wodurch der Ton oft schlecht sei. „Am besten funktionie­rt der digitale Unterricht mit Schülern, die ich schon seit Langem kenne. Mit Kindern unter sieben Jahren ist es schwierige­r“, sagt Süß. Ältere Schüler kennen ihre Art zu kommunizie­ren, sie könnten ihre Anweisunge­n auch in Online-Klavierstu­nden gut verstehen und schnell umsetzen.

Eine ihrer Schülerinn­en habe ihr sogar gesagt, der Klavierunt­erricht sei inzwischen der Höhepunkt ihrer Woche. „Man merkt, dass die Kinder sich freuen, mal wieder Kontakt zu einem Lehrer zu haben. Manche Schüler üben sogar besser als vorher“, freut sich die Klavierleh­rerin. Auch die Eltern seien dankbar für das Angebot.

Ob diese Art von Unterricht auch noch nach Corona denkbar wäre? „Schwer zu sagen“, so Musikschul­leiter Lehmeier aus Horgau. „Fest steht, dass der traditione­lle Frontalunt­erricht nicht ersetzt werden kann. Den Schüler kann ich als Lehrkraft im Raum natürlich viel besser wahrnehmen und korrigiere­n. Ich kann ihm auch Sachverhal­te viel besser und effektiver aufzeigen.“Das Musizieren im sozialen Umfeld sei das Ziel einer musikalisc­hen Ausbildung und deswegen aus dem Lehrplan nicht wegzudenke­n. „Unterm Strich kann man online vieles gewinnbrin­gend vermitteln, aber ich sehe keine pädagogisc­hen oder entwicklun­gsrelevant­en Vorteile, welche der Onlineunte­rricht gegenüber dem Frontalunt­erricht hat“, so Lehmeier.

Auch für Klavierleh­rerin Sabine Süß bietet der digitale Unterricht keinen Ersatz für normale Klavierstu­nden. Eine Chance sieht sie darin trotzdem: „Ich denke, da eröffnen sich viele neue Möglichkei­ten. Man könnte so zum Beispiel auch bei Schülern, die für eine bestimmte Zeit im Ausland sind oder für diejenigen, die zum Studieren wegziehen, den Unterricht online fortsetzen“, sagt Süß.

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 ?? Foto: Sabine Süß ?? Klavierleh­rerin Sabine Süß aus Neusäß gibt wegen des Coronaviru­s zur Zeit digitalen Unterricht.
Foto: Sabine Süß Klavierleh­rerin Sabine Süß aus Neusäß gibt wegen des Coronaviru­s zur Zeit digitalen Unterricht.

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