Augsburger Allgemeine (Land West)
Südstaatenranch oder Bauernhof?
Pferdezucht Im Neusässer Stadtteil Hainhofen will ein Gartenbauunternehmer Luxuspferde züchten. Doch das Vorhaben gefällt nicht allen
Neusäß An der Hainhofer Straße 40 im Ortsteil Hainhofen soll ein neues Gestüt entstehen. Der Bauherr ist Dominik Kraus, ein Gartenbauunternehmer aus Kaisheim. Er will dort Andalusier-Pferde züchten, die auf dem Markt hohe Preise erzielen können.
Der Bauantrag wurde Ende vergangenen Jahres vom Gemeinderat Neusäß bewilligt und liegt nun beim Landratsamt Augsburg zur Prüfung. Für Kraus ist die Zucht ein Herzensprojekt: „ Wir stecken da so viel Liebe und Leidenschaft rein“, sagt Kraus. Er wolle bei jeder Geburt anwesend sein und die Pferde rundum betreuen. Er wolle auch nicht mehr als 15 Pferde dort halten.
Momentan steht dort eine Anlage, die bereits zur Pferdehaltung eingesetzt wird, in der etwa 60 Pferde untergebracht sind: „ Die Anlage ist potthässlich. Mein Bauvorhaben
Aktuelle Bebauung asbestverseucht
ist eine Bereicherung für das Ortsbild“, sagt Kraus. Die aktuelle Bebauung sei außerdem asbestverseucht. Seine Anlage würde mehr Fläche zurückbauen und eine deutlich weniger intensive Nutzung bedeuten. Es mache ihn traurig, dass sein Vorhaben im Dorf abgelehnt werde: „Es wird nur negativ gesehen. Außerdem redet man nur über mich und nicht mit mir“, sagt Kraus.
Einer der Kritiker ist Hannes Grönninger, der ab Mai wieder für die Grünen im Stadtrat sitzt. „Er will sich das als Pensionshof dahinsetzen. So eine fette Südstaatenranch mit allem drum und dran“, sagt Grönninger. Der Bau liege mitten im Schmuttertal. „Das ist ein Hochwasserschutzgebiet. Da darf man eigentlich nicht bauen“, ist Grönninger erbost. Wenn man es doch tue, müsse man einen Ausgleich vornehmen. Man müsse für die Strom- und Wasserversorgung massive Eingriffe in die dortige Natur vornehmen.
Kraus erwidert, dass alles mit den zuständigen Behörden in der Kommune und dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth abgesprochen sei. Dort ist man zuständig für das Hochwasserschutzgebiet Schmuttertal. Man würde die Anforderungen
an den Naturschutz sogar übertreffen und die Wiesenflächen vergrößern, so der Investor. Man habe auch Maßnahmen zum Vogelschutz getroffen, die nicht vorgeschrieben seien.
Beim Bauamt Neusäß sieht man zumindest keine Verstöße gegen die Regeln. Kraus’ Gestüt gelte als privilegiert: „Ein Wohnhaus dürfte man dort sicher nicht hinsetzen, aber das Bauvorhaben dort gilt als landwirtschaftlicher Betrieb“, sagt Gerald Adolf, der stellvertretende Leiter der Bauverwaltung.
Landwirtschaftliche Betriebe könne man auch im Hochwasserschutzgebiet bauen – und dies auch ohne Ausgleich. Wenn man eine Reihe Kriterien erfülle, sei die Einstufung ganz normal. In Kraus’ Fall seien die Bedingungen erfüllt. Die ausgedehnten Wiesen, die zur Anlage gehören, bildeten die vorgeschriebene Futtergrundlage für die Pferde.
Weiterhin schreibe das Gesetz eine Betriebsstruktur vor, erläutert Gerald Adolf. Das heißt, es muss ein Produkt verkauft werden. In Kraus’ Fall sind das seine Pferde, die er dort züchten will. Kraus hat die wirtschaftlichen Aspekte im Blick: „Die Anlage soll sich schon selbst finanzieren“, sagt er. Auch die Fachkenntnis des Betreibers werde geprüft, sagt Adolf. Kraus’ Frau hat diese, denn sie arbeitet als Pferdeostheopatin. „Damit soll der Liebhaber von einem Bauern, der seinen Lebensunterhalt verdienen muss, abgegrenzt werden“, sagt Adolf.
„Wir haben viel Protest aus Neusäß bekommen. Viele Menschen im Ort können nicht nachvollziehen, warum die Anlage genehmigt wurde“, erinnert sich Adolf.
Einen ähnlichen Fall gibt es im benachbarten Diedorf: Auch dort ist ein Pferdepensionsbetrieb geplant, an der Lindenstraße zwischen den Ortsteilen Diedorf und Lettenbach. Auch hier hatte es jahrelangen Gegenwind aus der Bevölkerung gegeben. Das Landratsamt hatte aber immer wieder deutlich gemacht, dass es sich um ein privilegiertes, landwirtschaftliches Vorhaben handle. Erst in der vergangenen Woche war der entsprechende Bebauungsplan im Gemeinderat Diedorf verabschiedet worden.