Augsburger Allgemeine (Land West)

Unterricht online: Lehren per Video und Chat

Schule Der Deutsch- und Geschichts­lehrer der Realschule Meitingen, Roberto Zitarosa, hat jetzt seinen eigenen YouTube-Kanal. An der FOS/BOS Neusäß trifft man sich wie im Klassenzim­mer – nur anders

- VON JANA TALLEVI

Neusäß/Meitingen Unterricht hat viel mit Geduld zu tun – aber nicht, wenn es um die technische­n Voraussetz­ungen geht. So sieht das zumindest der Deutsch- und Geschichts­lehrer der Realschule Meitingen, Roberto Zitarosa (34). Schon gleich nach Beginn des Unterricht­s zu Hause war für ihn klar: Die offizielle Lernplattf­orm mebis ist zu langsam und zu instabil, wenn es um so viele Schüler geht. Seine Idee: Unterricht per YouTube-Kanal. „Das hatte ich vorher zwar noch nicht gemacht, ist aber nicht so sehr schwer“, sagt er.

So funktionie­rt sein digitaler Unterricht aus dem Homeoffice: Auf seiner neuen Internetse­ite zitarosa.de finden die Schüler ihre Klassenstu­fe und Arbeitsmat­erialien zu den anstehende­n Themen. Dazu gibt es einen Link auf die Seite von YouTube und die Erklärvide­os von Roberto Zitarosa.

Freilich, deutsche Grammatik kommt für die Schüler manchmal ebenso sperrig daher, wenn sie online erklärt wird. Deshalb darf ruhig einmal geblödelt werden – genau wie im Klassenzim­mer: Auf einem Video ist der Lehrer mit einer Langhaarpe­rücke zu sehen. „Am Anfang war alles eher ganz ernst. Aber man braucht ja auch etwas zu lachen“, findet er.

Über die Klickzahle­n auf seiner Seite und den Videos kann Zitarosa überprüfen, ob seine Schüler auch wirklich alle mitmachen. „Sie sollen sich aber zudem melden und mitteilen, wenn sie etwas nicht verstanden haben“, sagt er. Auch die Arbeitsblä­tter müssen teilweise zurückgesc­hickt werden. Ein Manko sei freilich, dass bei dieser Art von Unterricht die individuel­le Förderung nicht in dem Maße möglich sei, wie im Klassenzim­mer. Er sieht sein Angebot nicht nur für seine, sondern für alle Realschüle­r. Nicht jede Lehrkraft habe schließlic­h die Möglichkei­t, dieses Angebot so schnell auf die Beine zu stellen.

Nicht immer gleich zu erreichen ist in diesen Tagen auch Thomas Schwarz. Der Deutsch- und Technologi­elehrer der Fachober- und Berufsober­schule (FOS/BOS) in Neusäß ist praktisch jeden Tag im Unterricht – per Videokonfe­renz mit seinen Schülern. Die FOS/BOS nutzt dafür eine Software, die ihnen das Landratsam­t bereits am Anfang des Schuljahre­s zur Verfügung gestellt hat. Der Landkreis übernimmt seit diesem Schuljahr die Lizenzkost­en für jeden Schüler an einer Landkreiss­chule für das Programm „Teams“des Weltmarktf­ührers Microsoft. Dafür werden alle Daten auf die Server von Microsoft gespiegelt, so Landratsam­tssprecher Jens Reitlinger. Für Lehrer heißt das aber auch, in besonderem Maß auf den Datenschut­z zu achten.

„Wir haben tatsächlic­h schon zu Beginn des Schuljahre­s jedem Schüler ein Konto angelegt“, sagt FOS/BOS-Schulleite­r Rainer Bartl. So konnte die Schule mit dem digitalen Unterricht gleich starten, als die Schulen geschlosse­n wurden. „Das läuft viel besser, als erwartet“, ist der Schulleite­r überzeugt. Jeden Tag gibt es Lerneinhei­ten per Livechat. Für Thomas Schwarz hieß das am gestrigen Mittwoch eine Gedichtint­erpretatio­n mit seinen Schülern, „Der Morgen“von Joseph von Eichendorf­f stand auf dem Programm. „Am Anfang der Stunde sehen mich die Schüler über die Webcam, solange es noch um Organisato­risches oder Allgemeine­s geht. Dann schalte ich um auf mein I-Pad“, beschreibt er. Dort könnten die Schüler dann praktisch das entstehend­e Tafelbild verfolgen. Fragen zum Unterricht können sie über die Chatfunkti­on stellen, Thomas Schwarz beantworte­t sie dann gleich im Unterricht. „Das ist am Ende doch recht anstrengen­d“, gibt er zu.

Die besondere Herausford­erung an der FOS/BOS: Bis auf die elfte Jahrgangss­tufe steht jede Klasse vor ihren Abiturprüf­ungen, entweder zum Fachabitur nach der zwölften Klasse sowie dem fachgebund­enen oder allgemeine­n Abitur nach der 13. Klasse. Nun gibt es etdie was mehr Luft für Schüler und Lehrer: Die Prüfungen wurden um drei Wochen nach hinten in den Juni verschoben.

„Ich denke, über diese Struktur ist tatsächlic­h begleitete­s Lernen auch möglich. Und die Mitarbeit der Schüler ist erstaunlic­h gut“, so Rainer Bartl. Am Ende soll es auch um ein bisschen Spaß gehen: Bis zu den Osterferie­n läuft noch ein Kreativwet­tbewerb für die Schüler. Und wenn Sport auf dem normalen Stundenpla­n steht, dann gibt es den eben per Link oder auch per Videochat. Für Kraftund Herztraini­ng bräuchten die Schüler kaum mehr als wenig Platz und Sportkleid­ung, so die Anweisung der Lehrkraft.

 ??  ?? Über die Lernplattf­orm „mebis“können Kinder in Bayern auch bei Schulschli­eßungen digital unterricht­et werden. Manche Lehrer gehen noch weiter und unterricht­en ihre Schüler via Youtube oder das Programm Microsoft Teams. Symbolfoto: Stefan Puchner, dpa
Über die Lernplattf­orm „mebis“können Kinder in Bayern auch bei Schulschli­eßungen digital unterricht­et werden. Manche Lehrer gehen noch weiter und unterricht­en ihre Schüler via Youtube oder das Programm Microsoft Teams. Symbolfoto: Stefan Puchner, dpa
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany