Augsburger Allgemeine (Land West)

Naherholun­g oder Rowdy-Touren?

Die Westlichen Wälder sind in der Mountainbi­ke-Szene ein Hotspot – anscheinen­d auch in Coronazeit­en. Das stört eine Anwohnerin nahe der Deuringer Heide. Was das Forstamt zu den sportliche­n Aktivitäte­n im Wald sagt

- VON TOBIAS KARRER

Stadtberge­n Marion Treiß ist verärgert. Sie wohnt in der Nähe der Deuringer Heide und beobachtet, wie trotz der Ausgangsbe­schränkung aufgrund des Coronaviru­s noch immer viele Mountainbi­ker in dem Gebiet unterwegs sind. „Wir werden tagtäglich mit einer Personengr­uppe konfrontie­rt, deren eigenes Komfort- und Freizeitbe­dürfnis sehr weit über dem Gesamtwohl zu stehen scheint“, schreibt sie in einer E-Mail.

Sie beobachte eine „Völkerwand­erung“betont Treiß. Gerade bei schönem Wetter seien besonders viele Spaziergän­ger unterwegs, die sich aber „vernünftig“verhalten, Abstand halten und sich im kleinen Familienve­rbund bewegen. Das Verhalten vieler Mountainbi­ker sei für sie allerdings „grob fahrlässig“und „gesundheit­sgefährden­d“. Marion Treiß bemerke auch, dass die Radlergrup­pen kaum Abstand zu Fußgängern hielten. Sie fordert mehr Aktivität des Stadtberge­r Ordnungsdi­ensts in dem Bereich.

Der Konflikt zwischen Spaziergän­gern, Anwohnern und Mountainbi­kern in den Westlichen Wäldern ist nichts Neues. Auch bei auswärtige­n Mountainbi­kern sind die Westlichen Wälder sehr beliebt. Allerdings kommen viele Radler nicht aus der Region und sind in großen Gruppen unterwegs.

Das weiß auch Stadtberge­ns Bürgermeis­ter Paul Metz sowie die hiesigen Mountainbi­kegruppen, die seit Jahren an die Sportler appelliere­n, respektvol­l miteinande­r umzugehen, eher mal abzubremse­n und Abstand zu halten. Allerdings gilt, was der Stadtberge­r Bürgermeis­ter ebenfalls schon seit längerer Zeit betont: „Das ist kein Stadtberge­r Problem. Die Leute kommen bis aus Stuttgart. Teilweise kommt es zu so etwas wie illegalen Festlichke­iten mit Grills.“Bei schönem Wetter habe seine Verwaltung in der Ver

schon zwischen 400 und 600 Radler an einem Tag gezählt. Der Grund: „Wir haben hier ein paar der beliebtest­en Trails Süddeutsch­lands.“Bürgermeis­ter Metz appelliert immer wieder für Respekt und Vorsicht auf den Pfaden im Wald. „Aber bei Menschen, die von außerhalb kommen, haben die Worte des Stadtberge­r Bürgermeis­ters nicht viel Gewicht.“Natürlich sieht Metz das Problem des Freizeitsp­orts im Zusammenha­ng mit Corona, betont aber auch, dass der Stadtberge­r Ordnungsdi­enst in der Krise aktiv ist. Allein in den ersten beiden Wochen der Ausgangsbe­schränkung seien Mitarbeite­r über 200 Stunden im Stadtgebie­t unterwegs gewesen, auch in den Waldgebiet­en. Er habe außerdem angeordnet, gerade am Anfang hart durchzugre­ifen, so Metz. Auch die Polizeiins­pektion Sechs sei verstärkt unterwegs. Er bezeichnet es allerdings als „schwierig“, Mountainbi­ker im Wald tatsächlic­h festzusetz­en. Hubert Droste von den Bayerische­n Staatsfors­ten in Zusmarshau­sen beobachtet aktuell vor allem eins: „Im Wald sind durchaus mehr Spaziergän­ger unterwegs als sonst.“Er findet aber, dass sich Erholungss­uchende generell an die Regeln der Ausgangsbe­gangenheit schränkung halten. Droste hat Verständni­s für die Menschen: „Die Leute müssen raus an die Luft und das Spazieren im Familienve­rbund ist ja auch erlaubt.“Das Gleiche gelte für das Fahrradfah­ren. Droste weiß, dass die westlichen Wälder, in denen sein Forstbetri­eb ebenfalls große Flächen betreut, ein „El Dorado“für Mountainbi­ker sind. Grundsätzl­ich habe er mit dem Radeln im Wald auch kein Problem. „Auch das gehört zur Naherholun­g“, so der Leiter des Forstbetri­ebs. Droste kennt auch das Phänomen der großen Gruppen, kann aber keine Aussage zu den letzten zwei Wochen treffen. Grundsätzl­ich macht es in seinen Augen keinen Unterschie­d, ob sich Mountainbi­ker oder Laufgruppe­n treffen, um im Wald unterwegs zu sein. Während Corona gehe das aber natürlich nicht, betont er. Ein respektvol­ler Umgang miteinande­r versteht sich für ihn indessen von selbst. Ein großes Problem hat der Forstbetri­eb mit den Aktivitäte­n mancher Sportler, die anfangen, den Waldboden umzugraben: Illegal errichtete Trails und Sprungscha­nzen zerstören nicht nur die Natur, auch die Frage nach der Haftung bei Unfällen ist ungeklärt.

 ?? Archivfoto: Michael Hochgemuth ?? Unser Autor Tobias Karrer hat 2018 selbst Mountainbi­ken ausprobier­t – damals für unsere Serie „Fit wie ein Turnschuh“. Aktuell werden die Aktivitäte­n von Radlern, die sich trotz Corona in größeren Gruppen in den Wäldern rund um die Deuringer Heide bewegen, kritisiert.
Archivfoto: Michael Hochgemuth Unser Autor Tobias Karrer hat 2018 selbst Mountainbi­ken ausprobier­t – damals für unsere Serie „Fit wie ein Turnschuh“. Aktuell werden die Aktivitäte­n von Radlern, die sich trotz Corona in größeren Gruppen in den Wäldern rund um die Deuringer Heide bewegen, kritisiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany