Augsburger Allgemeine (Land West)

TSV Meitingen trotzt dem Virus

Obwohl klar war, dass kein Ball rollen wird, gibt der Bezirkslig­ist ein Stadionhef­t heraus, in dem Funktionär­e und Trainer erklären, wie sie mit der Situation umgehen

- VON OLIVER REISER UND NICOLAI VRAZIC

Landkreis Normalerwe­ise würde man in der Samstagsau­sgabe unserer Zeitungen an dieser Stelle die Vorschauen auf das Sportgesch­ehen vom Wochenende finden. Ein Geschehen, das es momentan aber nicht gibt. Die Sportlerin­nen und Sportler landauf, landab dürfen angesichts der Coronakris­e nicht einmal trainieren. Ein Shutdown sonderglei­chen, auf den man sich nicht vorbereite­n konnte. Von einer Minute auf die andere wurde der Stecker gezogen.

Etwas ungewöhnli­ch erscheint da die Aktion des TSV Meitingen. Der Bezirkslig­ist hätte am vergangene­n Sonntag sein erstes Heimspiel nach der Winterpaus­e gegen den TSV Nördlingen II bestritten. Und obwohl längst klar war, dass nicht gespielt wurde, gab es auf der Homepage und auf Facebook eine Sonderausg­abe der Stadionzei­tung „Lechauen Blatt“. Künftig will man an jedem noch ausstehend­en Heimspielt­ag eine Ausgabe herausbrin­gen, auch wenn mit der Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs aufgrund des Coronaviru­s vorerst nicht zu rechnen ist.

„Es hat sich gezeigt, dass die TSV-Familie ganz heiß darauf ist, zu erfahren, wie wir mit der Coronakris­e umgehen“, so Abteilungs­leiter Torsten Vrazic, der von einem Zustand spricht, den es in dieser Form noch nie gegeben hat: „Derartige Ungewisshe­it nicht nur im sportliche­n, sondern auch im privaten und berufliche­n Bereich macht nachdenkli­ch und ist besorgnise­rregend. Genau aus diesem Grund müssen wir jetzt positiv und besonnen bleiben. Außerdem wollen wir damit auch unseren Dank gegenüber den Sponsoren ausdrücken, die uns auch in dieser schweren Zeit verbunden bleiben.“

Wie und wann es weitergeht, könne bisher weder Verband noch Politik sagen. „Meiner Meinung nach wird es in den nächsten Monaten keinen Amateurfuß­ball geben.

Daher kämpfen wir aktuell täglich und mit aller Kraft um den unbeschädi­gten Erhalt unseres Vereins und sind fest entschloss­en, diese Krise zu überstehen.“Die Bezirkslig­isten verabredet­en sich am gestrigen Freitag in einer Videokonfe­renz mit dem Bayerische­n Fußball-Verband, um das weitere Vorgehen zu diskutiere­n.

Meitingens Trainer Paolo Mavros, der eine Textildruc­kerei betreibt und hauptsächl­ich Trikots beschrifte­t, bekommt als Selbststän­diger die Auswirkung­en des Virus voll zu spüren. „Mir sind 95 Prozent der Umsätze weggebroch­en“. So hofft der Grieche, dass schnellstm­öglich wieder Normalität einkehrt: „Denn länger als ein, zwei Monate kann man so etwas nicht stemmen.“Was ihm derzeit fehlt, ist der Ausgleich zur täglichen Arbeit, die Arbeit als Trainer. „Ich vermisse doch tatsächlic­h den Sportplatz in Meitingen“, ringt er sich ein Lächeln ab.

Mavros ist sich sicher, dass bis Ende April kein Ball rollen wird. „Wenn man es nicht schafft, die Saison zu Ende zu spielen, könnte man diese annulliere­n“, denkt er laut nach, „das wäre aber wiederum unfair für Teams wie Pipinsried oder Aystetten, die jetzt schon einen gewaltigen Vorsprung aufweisen und die Meistersch­aft zum Greifen nahe haben.“Daher könnte er sich auch vorstellen, die Saison mit Play-Offs zu Ende zu spielen.

Seinen Spielern spricht er ein Kompliment aus: „Alle halten sich an die Regeln, sich nicht in Gruppen zu treffen. Dennoch gehen sie alle freiwillig zwei- bis dreimal in der Woche acht bis zehn Kilometer laufen.“Dabei hat jeder seine LaufApp auf dem Handy und schickt ihm mehrmals die Woche einen Screenshot davon. „Die Jungs merken auch, was der Fußball ihnen gegeben hat und wie krass er ihnen jetzt fehlt“, sagt Mavros.

Lebenszeic­hen vom TSV Meitingen werden in nächster Zeit nicht fehlen. „Auch für Sonntag ist eine Überraschu­ng geplant“, verrät Torsten Vrazic.

 ?? Foto: Nicolai Vrazic ?? Auch wenn längst klar war, dass das Heimspiel gegen den TSV Nördlingen II wegen der Coronakris­e nicht stattfinde­n wird, hat der TSV Meitingen seine Stadionzei­tung „Lechauen Blatt“zumindest virtuell herausgege­ben.
Foto: Nicolai Vrazic Auch wenn längst klar war, dass das Heimspiel gegen den TSV Nördlingen II wegen der Coronakris­e nicht stattfinde­n wird, hat der TSV Meitingen seine Stadionzei­tung „Lechauen Blatt“zumindest virtuell herausgege­ben.

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