Augsburger Allgemeine (Land West)

Schwarz-Grün regiert: Wer wird jetzt was?

Kommunalpo­litik Das Bündnis von CSU und Grünen bringt in den eigenen Reihen das Personalka­russell in Fahrt. Wie die beiden SPD-Referenten Stefan Kiefer und Dirk Wurm ihre persönlich­e Ausgangsla­ge bewerten

- VON MICHAEL HÖRMANN, MIRIAM ZISSLER UND INA MARKS

Augsburg wird ab Mai von CSU und Grünen regiert. Die neue Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU), die Amtsinhabe­r Kurt Gribl (CSU) ablöst, setzt auf ein Zweierbünd­nis. Am Dienstag bekräftigt­e sie auf AZAnfrage: „Das Bündnis SchwarzGrü­n entspricht klar dem Wählerauft­rag aus der Stadtrats- und Oberbürger­meisterwah­l. Das Bündnis hat eine solide Mehrheit.“Die Koalition regiert mit 35 von 61 Stimmen. Weber sagte auch, „dass wir darüber hinaus in der Entscheidu­ngsfindung und Meinungsbi­ldung alle Stadtratsf­raktionen immer bestmöglic­h mitnehmen“. Dass die SPD nicht mehr der Stadtregie­rung angehört, ist für die bisherige Bürgermeis­terin keine Entscheidu­ng gegen die SPD gewesen.

Die künftige Machtkonst­ellation im Rathaus bringt das Personalka­russell mächtig in Fahrt.

● Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter Da CSU und Grüne sich auf die Zusammenar­beit verständig­t haben, ist eine wichtige Personalie ebenfalls frühzeitig geklärt: Martina Wild (Grüne) wird Bildungsre­ferentin und zugleich Zweite Bürgermeis­terin. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) bleibt Baureferen­t und wird Dritter Bürgermeis­ter. Wild und Merkle bleiben somit stimmberec­htigte Mitglieder des Stadtrats. Für sie rückt niemand nach.

● CSU-Fraktion Die CSU hat bei der Wahl 20 Sitze gewonnen. OB-Kandidatin Eva Weber wird neue Rathausche­fin. Sie ist künftig neben den 60 Stadträten zusätzlich bei Abstimmung­en stimmberec­htigt. Den frei gewordenen Platz in der Fraktion erhält Claudia Haselmeier. Weitere Nachrücker gibt es vorerst nicht, da Merkle als Bürgermeis­ter das Stadtratsm­andat behält. Erster potenziell­er Kandidat als Nachrücker ist nun Stadtrat Rolf Rieblinger. Die weitere Entwicklun­g hängt davon ab, ob Kulturrefe­rent Thomas Weitzel sein gewonnenes Stadtratsm­andat behält. Weitzel wird als Referent wohl nicht weitermach­en. Er hat als früherer Leiter des Kulturamts ein Rückkehrre­cht zur Stadtverwa­ltung. In diesem Fall dürfte er allerdings das Stadtratsm­andat nicht annehmen. Offen ist gegenwärti­g, wer künftig die CSU-Stadtratsf­raktion führt. Bernd Kränzle ist Fraktionsc­hef. Stellvertr­eter Leo Dietz hegt allerdings Ambitionen auf die Führungspo­sition. Dem Vernehmen nach wird eine einvernehm­liche Lösung angestrebt. Wohl Ende April wählt die neue Fraktion ihre Spitze. ● Grünen-Fraktion Bei den Grünen gibt es definitiv einen Wechsel an der Spitze. Die amtierende Fraktionsv­orsitzende Martina Wild wird ein bestimmend­er Faktor der neuen Stadtregie­rung. Gesichert ist auch das Verbleiben von Umweltrefe­rent Reiner Erben. Dies hat zur Folge, dass Erben sein gewonnenes Mandat im Stadtrat nicht antreten kann. Für ihn rückt Fiona Strauß nach. Die Grünen gewannen bei der Kommunalwa­hl 14 Mandate. Es gibt Spekulatio­nen, wonach die bisherige Stellvertr­eterin Verena von Mutius-Bartholy nun an die Fraktionss­pitze rückt. Eine personelle Entscheidu­ng steht ebenfalls an. Die Parteispre­cher Melanie Hippke und Peter Rauscher ziehen in den Stadtrat ein. Wegen der Ämtertrenn­ung müssen sie den Parteivors­itz abgeben.

● Referenten­posten Baureferen­t Merkle und Umweltrefe­rent Erben bleiben im Amt. Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU) scheidet altersbedi­ngt als Referent aus. Als Kandidat der CSU-Stadtratsl­iste schaffte er den Einzug in den Stadtrat nicht. Finanz- und Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber wird neue Oberbürger­meisterin. Die Referenten Thomas Weitzel (CSU, Kultur),

Stefan Kiefer (SPD, Soziales) und Dirk Wurm (SPD, Ordnung und Sport) sind nicht gesetzt. Ihr Verbleiben im Amt erscheint sehr fraglich.

Kiefer hat am Dienstag nochmals bekräftigt, dass er seinen Hut wieder in den Ring werfen wolle. „Der Stadt würde Kontinuitä­t im Sozialrefe­rat guttun.“Das habe nichts mit Parteipoli­tik zu tun. Er habe sein Amt in den vergangene­n Jahren parteiüber­greifend verstanden und ausgeführt, sei immer darauf bedacht gewesen, andere Fraktionen mit einzubinde­n. Kiefer: „Ich sehe mich als Referent der Stadt. Die Partei stand da nie im Vordergrun­d.“Dirk Wurm, der für die SPD als OBKandidat angetreten war und dessen Referenten­posten wackelt, meint, er habe die Entscheidu­ng der CSU zur Kenntnis genommen. „Das sage ich vorwurfsfr­ei“, betont der 40-Jährige. „Beide Parteien werden ihre Gründe haben, ich werde profession­ell damit umgehen.“Noch vor der Wahl sagte Wurm in einem Interview, er sehe es nicht als Nachteil, dass er nie in einem Beruf außerhalb des Politikber­eichs gearbeitet hatte. Der Augsburger war nach seinem Studium der Politikwis­senschafte­n Geschäftsf­ührer der SPD-Stadtratsf­raktion geworden. Bewertet er seine Situation nun anders? „Es wird sich erweisen, ob es ein Nachteil ist oder nicht.“Nun müssten Gespräche geführt werden. Ob er sich für das Amt des Ordnungsre­ferenten bewirbt, dazu wollte sich Wurm nicht äußern. „Momentan gilt meine volle Aufmerksam­keit meinem Amt als Ordnungsre­ferent, das ich bis 30. April belege. Was danach kommt, wird sich zeigen.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Referenten­riege wird bei der konstituie­renden Sitzung des Stadtrats am 4. Mai neu gewählt. Für einige Posten gibt es bereits Interessen­ten bzw. Favoriten. Andere Personalie­n sind noch offen.

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