Augsburger Allgemeine (Land West)
Gibt es ein kleineres Dinkel-Festival?
Musik Die großen Festivals wie das Singoldsand in Schwabmünchen oder die Kulturina in Gersthofen fallen heuer aus. Auch für das Dinkel besteht kaum noch Hoffnung. Was die Organisatoren dazu sagen
Landkreis Bis Ende August wird es in Deutschland keine Großveranstaltungen geben. Das haben Bund und Länder beschlossen. Damit werden auch die großen Festivals im Augsburger Land wie das Singoldsand in Schwabmünchen oder das Dinkel-Festival in Dinkelscherben nicht stattfinden. Doch die Organisatoren bemühen sich um Alternativen.„Wir bedauern das sehr, zumal wir dieses Jahr unser zehnjähriges Jubiläum gehabt hätten“, sagt Patrick Jung, Organisator des Singoldsand-Festivals, das vom 27. bis 29. August stattfinden sollte und in den letzten Jahren an allen Veranstaltungstagen rund 10 000 Besucher angelockt hatte. Die Entscheidung treffe nicht nur die Veranstalter hart, sondern auch die Menschen in Bayern: „Ein ganzer Sommer ohne Festivals und tolle Musik, das ist schon bitter. Für viele sind solche Veranstaltungen auch ein Stück Lebensqualität“, sagt Jung, der aber auch Verständnis für die Entscheidung der Politik hat: „Wir akzeptieren und respektieren die Entscheidung und ich halte es auch für sinnvoll, dass man angesichts der gesundheitlichen Gefahren durchgreift.“Außerdem habe man jetzt wenigstens Planungssicherheit, „denn es sind ja doch ganz ordentliche Summen, die da hinund herbewegt werden. Auch wir als Singoldsand-Festival wollen unseren Beitrag leisten, dass wir möglichst schnell wieder zur Normalität zurückkehren können.“
Was das finanzielle angeht, ist man beim Singoldsand-Festival aus dem Gröbsten raus: Mit etwa der Hälfte der Bands sind schon Verträge geschlossen worden, die beide Seiten im Fall von höherer Gewalt von ihren Verpflichtungen freistellen, sodass es keinen größeren Schaden geben sollte.
Allerdings haben die Singoldsand-Organisatoren schon viel Zeit in ihr Festival investiert. „Im November begannen die Planungen, sodass zum Beispiel in Sachen Gastronomie schon alles fix war. Etwa 30 Leute waren drei bis vier Stunden in der Woche damit beschäftigt. Das ist natürlich ärgerlich, zumal wir uns einiges haben einfallen lassen, aber man kann das nicht ändern. Aber wir werden jetzt nicht ein halbes Jahr heulend auf der Couch sitzen und den Kopf in den Sand stecken, sondern uns Alternativen überlegen“, verspricht Patrick Jung.
In den nächsten Tagen will er sich mit seinem Orga-Team per Videokonferenz zusammensetzen und überlegen, was man machen könnte: „Wir haben uns schon Gedanken gemacht, weil die Entscheidung ja nicht überraschend kam. Vielleicht können wir ja im Winter was auf die
Beine stellen, da gibt es schon erste Ideen.“
Die Entscheidung aus Berlin trifft Patrick Jung auch persönlich hart, denn er kümmert sich inzwischen hauptberuflich um die Organisation von Festivals und ist unter anderem auch für das Modular in Augsburg verantwortlich: „Ich hab mir das Jahr natürlich auch anders vorgestellt, bleibe aber optimistisch. Man kann das auch als Chance sehen, sich jetzt mal Gedenken über neue Konzeptionen für die Festivals zu machen.“
Auch die Organisatoren des Dinkel-Festivals in Dinkelscherben, das vom 23. bis 26. Juli stattfinden soll und zu dem ebenfalls rund 10000
Besucher erwartet werden, gehen davon aus, dass ihre Veranstaltung heuer abgesagt wird: „Ich weiß zwar noch nicht, ab wann eine Veranstaltung eine Großveranstaltung ist, aber ich denke, dass wir dazugehören. Wenn die Möglichkeit besteht, das Festival in kleinerem Rahmen stattfinden zu lassen, dann würden wir uns darüber noch mal Gedanken machen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass noch was geht“, sagt Organisator Andreas Kalb: „Das ist zwar schade, aber ich habe vollstes Verständnis für die Entscheidung, denn die Gesundheit geht vor.“
Beim Dinkel-Festival waren bereits alle Bands organisiert – erst diese Woche hat Andreas Kalb den letzten Vertrag unterzeichnet. Aber auch hier droht wegen höherer Gewalt kein finanzieller Schaden.
Ansonsten aber haben Andreas Kalb und sein Team noch nicht so viel Zeit in die Organisation investiert. „Ich hatte in den letzten Tagen mit den Bandverpflichtungen einiges zu tun, aber der Großteil unseres Teams wollte erst im Juni so richtig loslegen mit den Vorbereitungen. Der zeitliche und finanzielle Schaden hält sich also in Grenzen. Wir müssen es so nehmen, wie es kommt. Dann gibt es halt 2021 ein noch tolleres Fest.“
Ebenfalls abgesagt ist das StacFestival in Königsbrunn. Ursprünglich war es für Ende März geplant und wurde wegen der Corona-Pandemie auf Anfang Juni verschoben. Dieser Termin ist nun auch hinfällig. „Wir haben ja ein Frühjahrsund ein Herbstfestival geplant. Das Frühjahrsfestival ist nun komplett gecancelt, aber wir hoffen weiter, dass das Herbstfestival vom 9. bis
11. Oktober stattfinden kann. Vielleicht können wir den Großteil der Bands, die im Frühjahr vorgesehen waren, nun im Oktober auftreten lassen“, sagt Organisator Thomas Walk.
Bereits vor der Entscheidung in Berlin waren die Kulturina in Gersthofen (geplanter Termin: 31. Juli bis
2. August) und das Rock n’ LocFestival abgesagt worden, das am
24. und 25. April am Bahnhofsgelände in Markt Wald hätte stattfinden sollen.