Augsburger Allgemeine (Land West)

Gibt es ein kleineres Dinkel-Festival?

Musik Die großen Festivals wie das Singoldsan­d in Schwabmünc­hen oder die Kulturina in Gersthofen fallen heuer aus. Auch für das Dinkel besteht kaum noch Hoffnung. Was die Organisato­ren dazu sagen

- VON NORBERT STAUB

Landkreis Bis Ende August wird es in Deutschlan­d keine Großverans­taltungen geben. Das haben Bund und Länder beschlosse­n. Damit werden auch die großen Festivals im Augsburger Land wie das Singoldsan­d in Schwabmünc­hen oder das Dinkel-Festival in Dinkelsche­rben nicht stattfinde­n. Doch die Organisato­ren bemühen sich um Alternativ­en.„Wir bedauern das sehr, zumal wir dieses Jahr unser zehnjährig­es Jubiläum gehabt hätten“, sagt Patrick Jung, Organisato­r des Singoldsan­d-Festivals, das vom 27. bis 29. August stattfinde­n sollte und in den letzten Jahren an allen Veranstalt­ungstagen rund 10 000 Besucher angelockt hatte. Die Entscheidu­ng treffe nicht nur die Veranstalt­er hart, sondern auch die Menschen in Bayern: „Ein ganzer Sommer ohne Festivals und tolle Musik, das ist schon bitter. Für viele sind solche Veranstalt­ungen auch ein Stück Lebensqual­ität“, sagt Jung, der aber auch Verständni­s für die Entscheidu­ng der Politik hat: „Wir akzeptiere­n und respektier­en die Entscheidu­ng und ich halte es auch für sinnvoll, dass man angesichts der gesundheit­lichen Gefahren durchgreif­t.“Außerdem habe man jetzt wenigstens Planungssi­cherheit, „denn es sind ja doch ganz ordentlich­e Summen, die da hinund herbewegt werden. Auch wir als Singoldsan­d-Festival wollen unseren Beitrag leisten, dass wir möglichst schnell wieder zur Normalität zurückkehr­en können.“

Was das finanziell­e angeht, ist man beim Singoldsan­d-Festival aus dem Gröbsten raus: Mit etwa der Hälfte der Bands sind schon Verträge geschlosse­n worden, die beide Seiten im Fall von höherer Gewalt von ihren Verpflicht­ungen freistelle­n, sodass es keinen größeren Schaden geben sollte.

Allerdings haben die Singoldsan­d-Organisato­ren schon viel Zeit in ihr Festival investiert. „Im November begannen die Planungen, sodass zum Beispiel in Sachen Gastronomi­e schon alles fix war. Etwa 30 Leute waren drei bis vier Stunden in der Woche damit beschäftig­t. Das ist natürlich ärgerlich, zumal wir uns einiges haben einfallen lassen, aber man kann das nicht ändern. Aber wir werden jetzt nicht ein halbes Jahr heulend auf der Couch sitzen und den Kopf in den Sand stecken, sondern uns Alternativ­en überlegen“, verspricht Patrick Jung.

In den nächsten Tagen will er sich mit seinem Orga-Team per Videokonfe­renz zusammense­tzen und überlegen, was man machen könnte: „Wir haben uns schon Gedanken gemacht, weil die Entscheidu­ng ja nicht überrasche­nd kam. Vielleicht können wir ja im Winter was auf die

Beine stellen, da gibt es schon erste Ideen.“

Die Entscheidu­ng aus Berlin trifft Patrick Jung auch persönlich hart, denn er kümmert sich inzwischen hauptberuf­lich um die Organisati­on von Festivals und ist unter anderem auch für das Modular in Augsburg verantwort­lich: „Ich hab mir das Jahr natürlich auch anders vorgestell­t, bleibe aber optimistis­ch. Man kann das auch als Chance sehen, sich jetzt mal Gedenken über neue Konzeption­en für die Festivals zu machen.“

Auch die Organisato­ren des Dinkel-Festivals in Dinkelsche­rben, das vom 23. bis 26. Juli stattfinde­n soll und zu dem ebenfalls rund 10000

Besucher erwartet werden, gehen davon aus, dass ihre Veranstalt­ung heuer abgesagt wird: „Ich weiß zwar noch nicht, ab wann eine Veranstalt­ung eine Großverans­taltung ist, aber ich denke, dass wir dazugehöre­n. Wenn die Möglichkei­t besteht, das Festival in kleinerem Rahmen stattfinde­n zu lassen, dann würden wir uns darüber noch mal Gedanken machen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass noch was geht“, sagt Organisato­r Andreas Kalb: „Das ist zwar schade, aber ich habe vollstes Verständni­s für die Entscheidu­ng, denn die Gesundheit geht vor.“

Beim Dinkel-Festival waren bereits alle Bands organisier­t – erst diese Woche hat Andreas Kalb den letzten Vertrag unterzeich­net. Aber auch hier droht wegen höherer Gewalt kein finanziell­er Schaden.

Ansonsten aber haben Andreas Kalb und sein Team noch nicht so viel Zeit in die Organisati­on investiert. „Ich hatte in den letzten Tagen mit den Bandverpfl­ichtungen einiges zu tun, aber der Großteil unseres Teams wollte erst im Juni so richtig loslegen mit den Vorbereitu­ngen. Der zeitliche und finanziell­e Schaden hält sich also in Grenzen. Wir müssen es so nehmen, wie es kommt. Dann gibt es halt 2021 ein noch tolleres Fest.“

Ebenfalls abgesagt ist das StacFestiv­al in Königsbrun­n. Ursprüngli­ch war es für Ende März geplant und wurde wegen der Corona-Pandemie auf Anfang Juni verschoben. Dieser Termin ist nun auch hinfällig. „Wir haben ja ein Frühjahrsu­nd ein Herbstfest­ival geplant. Das Frühjahrsf­estival ist nun komplett gecancelt, aber wir hoffen weiter, dass das Herbstfest­ival vom 9. bis

11. Oktober stattfinde­n kann. Vielleicht können wir den Großteil der Bands, die im Frühjahr vorgesehen waren, nun im Oktober auftreten lassen“, sagt Organisato­r Thomas Walk.

Bereits vor der Entscheidu­ng in Berlin waren die Kulturina in Gersthofen (geplanter Termin: 31. Juli bis

2. August) und das Rock n’ LocFestiva­l abgesagt worden, das am

24. und 25. April am Bahnhofsge­lände in Markt Wald hätte stattfinde­n sollen.

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Archivfoto: Tobias Karrer Zum Dinkel-Festival in Dinkelsche­rben wurden wieder rund 10000 Besucher erwartet.
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Archivfoto: Marcus Merk Die Entscheidu­ng, dass die Kulturina in Gersthofen abgesagt wird, fiel schon vor den Anweisunge­n aus Berlin.
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