Augsburger Allgemeine (Land West)
Was dahintersteckt
Die Behauptung des Ökonomen Stefan Homburg, Professor für Öffentliche Finanzen, ist falsch. Das Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichte am 15. April eine Grafik mit Angaben zur sogenannten Reproduktionszahl (R). Sie sagt etwas darüber aus, wie viele andere Menschen ein mit Sars-CoV-2 Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Liegt R bei unter 1, sinkt die Zahl der Neuinfizierten. Als das weitgehende Kontaktverbot am 23. März in Kraft trat, lag die Reproduktionszahl laut RKI bereits bei unter 1. Homburgs großer Fehler ist seine Behauptung, man habe damals schon wissen können, dass der Lockdown nichts bringt. Das ist jedoch nicht korrekt. Die Reproduktionszahl konnte laut RKI aus methodischen Gründen nur im Nachhinein abgeschätzt werden, und zwar mit einer Verzögerung von etwa zehn Tagen. Am 23. März konnte demnach niemandem – auch den „Eliten“nicht – bekannt gewesen sein, wie hoch die Reproduktionszahl war. Bekannt war hingegen, dass die Zahl der Neuinfektionen bis zum 22. März massiv anstieg. Sowohl die Berechnungsmethoden als auch die damals bekannten Fallzahlen lassen sich in dem RKI-Dokument nachlesen. Der sogenannte Lockdown ab dem 23. März war ohnehin nur vorläufiger Höhepunkt diverser Maßnahmen. Gemäß der Vereinbarung von Bund und Ländern wurden schon nach dem 16. März nicht nur Bars, Clubs oder Schwimmbäder geschlossen. Auch viele Läden mussten dichtmachen. Übernachtungen in Hotels waren ebenso nicht mehr möglich. Zu diesem Zeitpunkt lag R in Deutschland noch deutlich über 1.