Augsburger Allgemeine (Land West)

Endlich wieder Unterricht

Bildung Fünf Wochen gab es keinen Unterricht im Klassenzim­mer. Jetzt sind die Schüler zurück – aber bei Weitem nicht alle. Das erste Thema des Tages war der neue Hygienepla­n. Was den Jugendlich­en dennoch Sorgen macht

- VON JANA TALLEVI

Zurück in der Schule: Kein Problem in Neusäß – zumindest, wenn es um die Hygienevor­schriften geht. Einige Schüler haben aber ein komisches Gefühl.

Neusäß 220 Schülerinn­en und Schüler zurück in der Schule? Kein Grund für Schulleite­r Rainer Bartl, schlecht zu schlafen. Für den Direktor der Fachobersc­hule/Berufsober­schule (FOS/BOS) in Neusäß ist klar: „Wir sind hier sicherer als im Supermarkt.“Rund zehn Tage hatten er und seine Kollegen Zeit, sich auf die Rückkehr zumindest der Abschlussj­ahrgänge vorzuberei­ten. Wie berichtet, hatte das bayerische Kultusmini­sterium beschlosse­n, zunächst die jeweils letzte Jahrgangss­tufe einer Schule ab dem gestrigen Montag zurück in den Unterricht ins Klassenzim­mer zu holen – unter strengen Hygieneauf­lagen.

Der Hygienepla­n war dann auch das erste Thema, das Lehrer Thomas Schwarz in seiner 13. Klasse am gestrigen Montag angesproch­en hatte. Dazu gehört: Das Schulhaus soll möglichst mit einer Maske, einem sogenannte­n Mund-NaseSchutz, betreten werden, in den Klassenzim­mern kann diese dann jedoch abgenommen werden. Die Tische stehen zwar wie sonst auch im Raum. „Aber bitte setzt euch nur auf die gekennzeic­hneten Plätze, um den Mindestabs­tand einzuhalte­n“, erklärt Schwarz den Schülern. Er hat an diesem Tag nur seine halbe Deutsch-Klasse vor sich. „Wir haben einen neuen Stundenpla­n. Die andere Hälfte der Klasse hat nebenan ein anders Fach. Die sehe ich dann erst am Mittwoch“, erklärt er.

Montag und Mittwoch, das sind die beiden Tage, an denen diese Klassen nun bis zu den Abiturprüf­ungen Unterricht haben werden. Die beginnen am 25. Mai. Hinzu kommen zwei Nachmittag­e, an denen digital unterricht­et wird. Damit hat die FOS/BOS in den vergangene­n Wochen schon Erfahrunge­n gesammelt. Dennoch sei es nun ein ungewohnte­s Gefühl, wieder im Klassenzim­mer zu sitzen, sagt Schülerin Veronika. „Das ist fast wie nach den Sommerferi­en.“Ähnlich geht es Laura, die die 13. Klasse der Berufsober­schule besucht. Das Thema „Corona“mache ihr im Moment weniger Sorge. „Aber die Vorbereitu­ng ist schon schwierig. Wir hatten so lange keinen richtigen Unterricht“, sagt sie.

Dabei haben alle angehenden Abiturient­en in diesem Jahr mit einer Sache Glück, erklärt Lehrer Thomas Schwarz: Sie werden alle zur Prüfung zugelassen – auch wenn noch nicht alle Noten vorliegen. „Wir haben beispielsw­eise in Deutsch noch keine zweite Schulaufga­be geschriebe­n. Die Schüler können deshalb jetzt wählen, ob sie dieselbe Note wie im ersten Halbjahr haben wollen oder eine Prüfung extra machen wollen. Im Grunde ist das so einfach wie nie“, findet der Deutschleh­rer.

Dass an der FOS/BOS in Neusäß die Schüler nur an zwei Tagen unterricht­et werden, liegt an der hohen Zahl in den Abschlussk­lassen. An den anderen Wochentage­n sind die anderen Klassen mit Präsenzunt­erricht an der Reihe, erklärt Schulleite­r Rainer Bartl. Schließlic­h wird das Gebäude auch von den Berufliche­n Schulen genutzt. Und zudem sind Gymnasium und Realschule nur wenige Meter entfernt.

Staus vor den Schulen hat der Leiter des Justus-von-Liebig-Gymnasiums, Stefan Düll, aber nicht beobachtet. „Die Schüler tröpfelten so nacheinand­er ein, das ging gut.“Die FOS/BOS hat den Anfang des Unterricht­s auf 8.45 Uhr verlegt.

Eine Lösung, die man auch in Zusmarshau­sen gewählt hat, wo Mittel- und Realschule ein Schulzentr­um bilden. An der Mittelschu­le wird von der ersten bis zur vierten Stunde unterricht­et, an der Realschule von der dritten bis zur sechsten. „Damit die Schüler erst einmal ankommen konnten, haben die

Lehrkräfte in den ersten beiden Stunden mit ihnen über ihre Erfahrunge­n, Ängste und Sorgen gesprochen“, berichtet Schulleite­rin Heidrun vorm Walde. Sie hatte sich besonders über den „süßen Gruß“des Elternbeir­ats zum Start in den Unterricht gefreut.

Landrat Martin Sailer hat einen Brief an jene Schüler geschriebe­n, die jetzt wieder in die Schule kommen sollen. Sein Tipp an sie: Fahrrad statt Bus oder Zug fahren. Das sorge nicht nur für mehr Sicherheit vor Ansteckung, sondern mache auch fit nach den Wochen zu Hause.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Auf der „Himmelslei­ter“, im Gebäude der FOS/BOS in Neusäß, ging es nur in eine Richtung – nach oben. Das Einbahnkon­zept in den Fluren und auf den Treppen gehört zum Hygienepla­n, den Schulleite­r Rainer Bartl und sein Team erarbeitet haben. Die Masken sollen bis zum Klassenzim­mer getragen werden.
Foto: Marcus Merk Auf der „Himmelslei­ter“, im Gebäude der FOS/BOS in Neusäß, ging es nur in eine Richtung – nach oben. Das Einbahnkon­zept in den Fluren und auf den Treppen gehört zum Hygienepla­n, den Schulleite­r Rainer Bartl und sein Team erarbeitet haben. Die Masken sollen bis zum Klassenzim­mer getragen werden.
 ?? Foto: Heidrun vorm Walde ?? Süße Geste: Der Elternbeir­at der Realschule Zusmarshau­sen heißt die Abschlusss­üler zurück an der Schule willkommen.
Foto: Heidrun vorm Walde Süße Geste: Der Elternbeir­at der Realschule Zusmarshau­sen heißt die Abschlusss­üler zurück an der Schule willkommen.

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