Augsburger Allgemeine (Land West)

Ohne Wasser kommt sie nicht aus

Sportskano­nen Schwimmeri­n Elena Moreira Dos Santos hat schon einiges erreicht, ihre über 200 Medaillen können das bezeugen. Wie die Zwölfjähri­ge in Corona-Zeiten trainiert, um weiter deutschlan­dweit durchzusta­rten

- VON JOSEFINE WUNDERWALD

Neusäß Wenn man Elena Moreira Dos Santos Zimmer betritt, fällt es nicht schwer zu erraten, was ihre große Leidenscha­ft ist. Über dem blauen Sofa hängen Bilder von Elena in verschiede­nsten Schwimmbäd­ern, dazwischen zahlreiche Urkunden. Noch mehr Urkunden stapeln sich in mehreren Ordnern im Schrank. Die Fenstersta­nge ist behängt mit Medaillen, etwa 220 Stück seien es inzwischen, sagt Elena. Auf einem der Fotos sieht man das Schwimmbec­ken des Titania in Neusäß, darüber steht „Elenas zweites Zuhause“. Dieses darf sie momentan aufgrund der CoronaKris­e nicht besuchen.

Die Zwölfjähri­ge ist begeistert­e Schwimmeri­n, und das mit Erfolg. Im vergangene­n Jahr konnte sie sich bei den bayerische­n Jahrgangsm­eisterscha­ften den dritten Platz holen. Auch auf einem internatio­nalen Wettbewerb war sie bereits: Bei den Meistersch­aften in Luxemburg vertrat sie den Bayerische­n Schwimmver­band (BSV) Schwaben. Auch dort konnte sie sich eine Gold- und eine Bronzemeda­ille sichern. Das sei für sie einer der größten Erfolge bisher gewesen, erzählt Elena.

Dass sie so gut ist, ist nicht verwunderl­ich: Die Neusässeri­n schwimme schon, seit sie ein Baby war, erzählt ihre Mutter Susanne Moreira Dos Santos.„Mit zwei Jahren war ich schon mit ihr beim Babyschwim­men. Danach hat sie nicht aufgehört: Sie hat einen Schwimmkur­s nach dem anderen gemacht.“In der Schwimmsch­ule habe ihr die Trainerin dann empfohlen, in einen Verein zu gehen, sagt Elena. So kam sie erst zur Elementarm­annschaft in

Steppach, später wechselte sie zum Schwimmtea­m Neusäß, wo sie bis heute trainiert. „Ich schwimme schon immer, ohne Wasser komme ich einfach nicht aus“, sagt Elena. Ihre Mutter fügt hinzu: „Ich habe das Gefühl, sie schwimmt sich manchmal den Kopf frei.“

Der Erfolg ihrer Tochter liege außerdem daran, dass diese extrem belastbar sei. „Auch nach zwei Stunden Training ist sie nicht müde.“Und das, obwohl Elenas Tagesablau­f alles andere als entspannt ist: Sofort nach der Schule mache sie sich an die Hausaufgab­en, erzählt die Siebtkläss­lerin. „Nach dem Mittagesse­n gehe ich dann manchmal oder in den Klavierunt­erricht. Am Mittwoch habe ich auch noch Krankengym­nastik.“Am Abend folgen dann noch etwa zwei Stunden Training. Insgesamt trainiert Elena an fünf Tagen in der Woche, die meiste Zeit davon im Wasser. Einmal in der Woche gibt es jedoch auch ein Krafttrain­ing.

Auch das Wochenende bietet keine Entspannun­g, dann stehen nämlich oft Wettkämpfe an. „In der Hauptsaiso­n im Frühling und im Sommer hat Elena mindestens jedes zweite Wochenende einen Wettkampf“, sagt Familienva­ter Manuel Moreira Dos Santos. Am Sonntag gehe sie dann noch joggen, erzählt

Elena. Beim Essen muss sie ebenfalls aufpassen: Süßigkeite­n und Fruchtsaft stehen bei der 12-Jährigen fast nie auf dem Speiseplan. Vor allem brauche sie viele Kohlenhydr­ate, meistens esse sie Nudeln, sagt Elena.

Bei so viel Disziplin und einem derart durchgetak­teten Alltag könnte das Familienle­ben auf der Strecke bleiben. So sei es bei der Familie Moreira Dos Santos aber nicht, erzählt Elenas Mutter: „Wir haben definitiv einen sehr starken Zusammenha­lt in der Familie. Zu den Wettkämpfe­n fahren wir auch immer alle zusammen.“Selbst Elenas kleine Schwester, die sechsjähri­ge Elana, ist stets mit dabei und ist bereiten reits angesteckt mit dem Schwimmfie­ber ihrer Schwester. Auch sie nimmt inzwischen an Wettbewerb­en teil. „Ich bin sehr froh über meine kleine Schwester. Sie steht immer am Beckenrand und feuert mich an“, sagt Elena.

Mit dem großen Engagement ihrer Töchter für das Schwimmen haben ihre Eltern nie ein Problem gehabt. Im Gegenteil: Mittlerwei­le engagieren sich beide sogar selbst im Schwimmver­ein. Sie sind dort als Beisitzer und bei Wettkämpfe­n als Kampfricht­er tätig. Außerdem habe sie begonnen, selbst auch Kinder zu trainieren, erzählt Elenas Mutter. „Für Schwimmen wird viel weniger getan als beispielsw­eise für den Fußball, daher ist es so wichtig, dass wir Eltern die Vereine unterstütz­en.“

Was sie in ihrer Zukunft machen will, kann Elena noch nicht sagen. Das große Ziel sei natürlich Olympia. Das würde jedoch bedeuten: Weg vom geliebten Verein in Neusäß und der Familie, zumindest für eine gewisse Zeit. Stattdesse­n müsste Elena dann in einem Leistungsz­entrum trainieren. Ob sie das will, wisse sie noch nicht, sagt Elena.

Ein großes Ziel hat die junge Schwimmeri­n auch noch für 2020: „Dieses Jahr will ich unbedingt bei der deutschen Meistersch­aft mitschwimm­en“, sagt Elena. Ob das möglich sein wird? Um in Form zu bleiben, trainiert sie derzeit im Garten ihres Elternhaus­es. Dort hat man einen Pool aufgestell­t, in dem Elena mangels einer Gegenstrom­anlage mit Gurten immer wieder zurückgezo­gen wird. Wenn es wärmer wird, will sie dann in irgendeine­n See zum Schwimmen gehen. „Ohne Wasser kommt sie nicht aus“, sagt ihre Mutter.

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Foto: Marcus Merk Über 200 Medaillen hat die zwölfjähri­ge Elena Moreira Dos Santos schon gewonnen. Derzeit muss die Schwimmeri­n ihre Trainingse­inheiten in einem 7 Meter langen Pool absolviere­n, den ihre Eltern im Garten aufgebaut haben.

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