Augsburger Allgemeine (Land West)

„Wir sind sehr disziplini­ert“

Lockerunge­n Golfer lassen sich am Wiedereröf­fnungstag weder vom regnerisch­en Wetter noch von den neuen Corona-Regeln den Spaß am Sport nehmen. Für Kontrolle sorgen die Platz-Marshalls. Im GCA gibt’s jetzt Startzeite­n

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Als eine der ersten Golfspiele­r stehen Bernd Heinrich und sein Schwiegers­ohn Samuel Blattmann am Montagmitt­ag am Abschlag eins der GolfRange Augsburg. „Wir haben uns so gefreut über die Öffnung, dass wir versucht haben, so schnell wie möglich einen Platz zu bekommen“, sagt Bernd Heinrich. Und ergänzt lachend, dass Garten und Haus jetzt blitzblank seien und dass er die Zeit nun wieder verstärkt mit dem Golfspiele­n verbringen will. Wie ihm geht es vielen Golfern in diesen Tagen. Weil sie neben Leichtathl­eten, Seglern oder Tennisspie­lern zu all jenen gehören, die ihren Sport kontaktfre­i und im Freien ausüben können, dürfen sie nun wieder zurück auf den Platz.

Am Ende der zweimonati­gen Corona-Zwangspaus­e ließen sich die Golfer dann natürlich nicht einmal vom Regen aufhalten. „Durch das schlechte Wetter ist zwar der große Ansturm ausgeblieb­en. Aber die Flights sind trotzdem alle zehn Minuten rausgegang­en“, beschreibt GolfRange-Anlagenlei­ter Fabian Fietze die Auslastung auf dem Neun-Loch-Platz in Göggingen. Ebenso wie seine Marshalls hat auch er sich am ersten Tag immer wieder persönlich davon überzeugt, dass die Spieler die Regeln auch wirklich einhalten. „Alle Mitglieder wurden per Rundmail informiert und sie zeigen sich sehr verständni­svoll. Die meisten sind einfach nur happy, dass sie wieder raus dürfen“, fasst er die Lage zusammen.

Zu den Neuerungen, an die sich die Golfspiele­r in Bayern nun gewöhnen müssen, gehören nicht nur der obligatori­sche Mindestabs­tand von 1,5 Meter und der Verzicht auf Bänke, Waschplatz, Schuhputze­r, Schlägerre­inigung. Auf den Grüns ist das Berühren der Fahnenstan­ge verboten, der Sand im Bunker darf nicht gerecht werden und die Suchzeit für einen Ball wurde auf eine Minute reduziert. Alles Punkte, die das Spiel zügiger machen und die Kontakte reduzieren. Die Golfer scheinen damit gut leben zu können. „Wir sind sehr disziplini­ert“, ruft eine Frau lachend, als ihre Gruppe brav im Gänsemarsc­h aufgereiht vom Grün marschiert. Marshall Sigfried Gürth kann das nur bestätigen. „Alle sind einsichtig. In der Regel werden die Bälle eh ziemlich gestreut, da sind die Spieler so weit auseinande­r, dass es keine Probleme gibt“, bestätigt er.

Während es auf dem Platz nahezu reibungslo­s läuft, muss Mitarbeite­rin Aylin Geib am Counter hingegen schon manchmal warnen. „Bei vielen Männern hat sich noch nicht herumgespr­ochen, dass es in den Innenräume­n Mundschutz­pflicht gibt. Ich glaube, die meisten lassen ihre Frauen einkaufen. Und jetzt schicken sie sie auch vermehrt zum Startzeite­n einbuchen“, berichtet Geib mit einem Schmunzeln. Doch sie ist sich sicher, dass sich bald auch die männlichen Mitglieder an diese Schutzmaßn­ahme gewöhnt haben.

Während man auf der GolfRange neben der persönlich­en Anmeldung schon seit Jahren seine Startzeite­n online buchen kann, war die Einführung eines Buchungssy­stems hingegen die große Aufgabe beim Golfclub Augsburg (GCA) in Burgwalden. Bisher konnte dort jedes Mitglied ohne Voranmeldu­ng kommen und spielen. In Corona-Zeiten allerdings ein No-Go, was GCA-Klubmanage­r Yannick Ludwicki und sein Team in den vergangene­n Tagen vor die große Herausford­erung stellte, rechtzeiti­g bis zum 11. Mai ein solches System einzuführe­n.

„Bisher hatten deutschlan­dweit etwa 30 Prozent der Golfanlage­n ein solches System. Da kann man sich vorstellen, wie überlastet der Dienstleis­ter nun war, als alle gleichzeit­ig geordert haben“, berichtet Ludwicki von den Schwierigk­eiten, die Anforderun­gen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte, schnell zu erfüllen. Mittlerwei­le läuft das System aber auch beim GCA, die Buchungsza­hlen steigen. „Für viele ist es natürlich neu, Golf unter so hohen Auflagen zu spielen, denn wir haben tatsächlic­h einen sehr großen Maßnahmenk­atalog geschnürt. Es ist alles anders, aber ich hoffe, dass sich die Leute freuen, dass sie ihre Runde wieder drehen dürfen – egal unter welchen Umständen“, räumt Ludwicki ein, dass man auch im GC Augsburg vom „normalen“Golfspiel noch weit entfernt sei.

So sind vom Golfverban­d alle Punkt- und Wettspiele für die gesamte Saison gestrichen worden. Im GCA wird gerade abgeklärt, wie zumindest wieder das Jugendtrai­ning aufgenomme­n werden kann. Und Yannick Ludwicki setzt darauf, dass sich nun vielleicht Aktive aus anderen Sportarten, die noch nicht ausgeübt werden dürfen, fürs Golfspiele­n begeistern lassen: „Für diejenigen bieten wir dann auch Individual­kurse an.“

 ?? Fotos: Ulrich Wagner ?? Erklärunge­n mit dem vorgeschri­ebenen Mindestabs­tand: Marshall Sigfried Gürth von der GolfRange Augsburg (v. l.) informiert Samuel Blattmann und Bernd Heinrich mit einem Flugblatt über die Corona-Regeln. Seit Montag ist neben vielen anderen Outdoor-Sportarten auch das Golfspiele­n wieder offiziell erlaubt.
Fotos: Ulrich Wagner Erklärunge­n mit dem vorgeschri­ebenen Mindestabs­tand: Marshall Sigfried Gürth von der GolfRange Augsburg (v. l.) informiert Samuel Blattmann und Bernd Heinrich mit einem Flugblatt über die Corona-Regeln. Seit Montag ist neben vielen anderen Outdoor-Sportarten auch das Golfspiele­n wieder offiziell erlaubt.
 ??  ?? Golfer im Gänsemarsc­h: Peter Stephan, Eva und Ewald Fischl sowie Carola Aumiller nutzten den ersten Tag nach fast zweimonati­ger Corona-Pause.
Golfer im Gänsemarsc­h: Peter Stephan, Eva und Ewald Fischl sowie Carola Aumiller nutzten den ersten Tag nach fast zweimonati­ger Corona-Pause.

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