Augsburger Allgemeine (Land West)
Geschäftsleute erzählen „Gögginger G’schichten“
Handel Mit einem neuen Marketing-Werkzeug wollen Geschäftsleute und Vereine nach der Krise durchstarten. Wie das Konzept aussieht und was eine Handy-App für Kunden damit zu tun hat
Eine gute Idee zu haben reicht oft nicht aus – man muss den Menschen auch davon erzählen. In Göggingen wollen die Unternehmergemeinschaft „Wir in Göggingen“(Wig) und die Arbeitsgemeinschaft der Gögginger Vereine (Arge) mit einem neuen Marketing-Werkzeug ihre Produkte, Dienstleistungen und Aktivitäten gemeinsam an den Mann bringen. Wenn die CoronaKrise überstanden ist, hoffen die Geschäftsleute, damit schnell und effektiv neue Kunden gewinnen zu können. „Gögginger G’schichten“heißt das Projekt, bei dem via Handy-App Neuigkeiten aus dem Stadtteil über eine Vielzahl von Kanälen gestreut werden können. Göggingen ist einer von drei Standorten in ganz Deutschland, in denen die neue Technologie getestet wird.
„Wir sorgen dafür, dass die Geschäftsidee, die Story der Unternehmen über alle nützlichen Kanäle zum Kunden transportiert und dort auch wahrgenommen wird“, verspricht Axel Füchtenkort von der Marketing-Agentur Füchtenkort & Fimmersdorf aus Nordrhein-Westfalen, die hinter dem Projekt steht. „Jeder Unternehmer hat eine Geschichte, die hinter seinem Geschäft steht – die Gögginger G’schichten stellen die Summe aller Geschichten dar“, erklärt der Werbefachmann.
Als Beispiel nennt er einen kleinen Schuhhändler mit italienischen Markenschuhen. „Der Händler macht sich viele Gedanken, welche Schuhe zu seinen Gögginger Kunden passen könnten – diese Gedanken sollte er dann auch mit den Kunden teilen“, so Füchtenkort. Dieser Gedanke sei natürlich nicht neu – das Werkzeug, mit dem die Geschichten dann verbreitet werden, aber schon. Die Agentur nennt es „360 Grad All Channels Communication“– also so viel wie eine Rundumkommunikation auf allen Kanälen. „Mit nur einer Story können alle Plattformen bedient werden“, erklärt der Werbefachmann. Die Botschaft kann, je nach Bedarf, gleichzeitig auf der eigenen Homepage, der Homepage der Wig, auf Facebook, Twitter, als E-MailNewsletter, aber auch als klassische Zeitungsanzeige oder Flyer und Plakat veröffentlicht werden. Möglich soll das eine neue Handy-App machen, in der in nur wenigen Minuten Text- und Bildbausteine eingestellt werden können. „Die App erkennt auch, ob ihre Inhalte beispielsweise für ein Plakat oder den Zeitungsdruck geeignet sind und gibt entsprechende Hinweise“, verspricht Füchtenkort.
Er hofft, dass sich viele Händler die Zeit nehmen und über „ihre“Story nachdenken. „Das ist normalerweise der Flaschenhals – vielen Händlern ist gar nicht klar, dass sie etwas zu erzählen hätten“, ist seine Erfahrung.
Auf der Präsentationsveranstaltung der Wig für die Gögginger G’schichten hätten sich 13 der anwesenden 30 Mitglieder spontan entschieden, das Tool auszuprobieren, sagt Wig-Chef Dieter Kleber. Er setzt auch auf die Möglichkeit, anstelle von Plakaten große Flachbildfernseher in den Geschäften aufzuhängen, auf denen die Botschaften dann im Sinne einer Stadtteilzeitung abwechselnd erscheinen könnten. Finanziert werden die Gögginger G’schichten über eine Abogebühr, die laut Kleber bei etwa 40 Euro im Monat liegen soll.
Er bedauert, dass das Tool nicht schon jetzt zur Verfügung steht. Wegen Corona wurde das Projekt bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Derzeit könnten viele Geschäftsleute einen Info-Bildschirm in ihren Schaufenstern gut brauchen, findet Kleber. „Sobald die Krise vorbei ist, werden wir das Projekt mit Hochdruck vorantreiben und die nötige Überzeugungsarbeit leisten“, so Kleber.
Auch die Arge will sich gerne an dem Projekt beteiligen, ebenfalls hätten mehrere große Sportvereine ihr Interesse bekundet, sagt Vorstandsmitglied Joachim Wetzenbacher. Die Arge würde für die vielen kleinen Vereine, die keine eigene Öffentlichkeitsarbeit haben, die Aufgabe übernehmen, Termine und Aktionen einzustellen, so Wetzenbacher. Auch er sieht das Projekt mit dem Einsatz der Vereine stehen und fallen. „Es wird aktive Vereine geben und welche, die keine Inhalte liefern“, ist er sich sicher. „Aber so finde ich es eine prima Sache“, sagt der Gögginger.