Augsburger Allgemeine (Land West)
Corona: Vergleiche unter Niveau
Seit einigen Wochen gehe ich mit Maske zum Einkaufen, seit gut zwei Monaten habe ich meine Freunde nicht mehr getroffen. Ich empfinde das nicht als angenehm, ich hinterfrage auch die Sinnhaftigkeit mancher Maßnahmen. Dennoch trage ich sie weitestgehend mit, weil ich Teil einer Gesellschaft bin, deren Zusammenleben auch durch Vorschriften und Gesetze geregelt wird.
Ich kann dennoch einige der Menschen verstehen, die gegen die Einschränkungen auf die Straße gehen. Viele tun es, weil sie um ihre Existenz bangen müssen. Gastronomen, Künstler, Selbstständige und andere sind gerade stärker durch finanzielle Einbußen bedroht als durch ein Virus, an dem in dieser Stadt nicht einmal 400 Menschen erkrankt sind. Wie sich dieser Lockdown auf die regionale Wirtschaft auswirken wird, ist noch gar nicht absehbar. In einer solch unsicheren Lage steigt klar der Wille zum Widerstand.
In Augsburg verliefen die Demos bislang fair und rücksichtsvoll. Die Kundgebung am Samstag auf dem Rathausplatz jedoch war anders – vielleicht, weil sich unter die Demonstranten munter auch all jene mischten, denen es gar nicht um Corona geht, sondern schlicht ums Dagegensein – Impfkritiker und Merkel-Hasser, Verschwörungstheoretiker und Flüchtlingsgegner... Ihre Argumente sind stets die selben, klüger werden sie dadurch nicht. Niemand, der die PandemieMaßnahmen mitträgt, muss sich von deren Gegnern als „Corona-Trottel“diffamieren lassen. Schon gar nicht muss er sich – wie am Samstag geschehen – in eine Ecke mit jenen drängen lassen, die dieses Land unter Hitler in eine Diktatur geführt haben. Dieses Verhalten rückt leider auch die in schlechtes Licht, die stichhaltigere Argumente liefern könnten.