Augsburger Allgemeine (Land West)

Corona: Vergleiche unter Niveau

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger-allgemeine.de

Seit einigen Wochen gehe ich mit Maske zum Einkaufen, seit gut zwei Monaten habe ich meine Freunde nicht mehr getroffen. Ich empfinde das nicht als angenehm, ich hinterfrag­e auch die Sinnhaftig­keit mancher Maßnahmen. Dennoch trage ich sie weitestgeh­end mit, weil ich Teil einer Gesellscha­ft bin, deren Zusammenle­ben auch durch Vorschrift­en und Gesetze geregelt wird.

Ich kann dennoch einige der Menschen verstehen, die gegen die Einschränk­ungen auf die Straße gehen. Viele tun es, weil sie um ihre Existenz bangen müssen. Gastronome­n, Künstler, Selbststän­dige und andere sind gerade stärker durch finanziell­e Einbußen bedroht als durch ein Virus, an dem in dieser Stadt nicht einmal 400 Menschen erkrankt sind. Wie sich dieser Lockdown auf die regionale Wirtschaft auswirken wird, ist noch gar nicht absehbar. In einer solch unsicheren Lage steigt klar der Wille zum Widerstand.

In Augsburg verliefen die Demos bislang fair und rücksichts­voll. Die Kundgebung am Samstag auf dem Rathauspla­tz jedoch war anders – vielleicht, weil sich unter die Demonstran­ten munter auch all jene mischten, denen es gar nicht um Corona geht, sondern schlicht ums Dagegensei­n – Impfkritik­er und Merkel-Hasser, Verschwöru­ngstheoret­iker und Flüchtling­sgegner... Ihre Argumente sind stets die selben, klüger werden sie dadurch nicht. Niemand, der die PandemieMa­ßnahmen mitträgt, muss sich von deren Gegnern als „Corona-Trottel“diffamiere­n lassen. Schon gar nicht muss er sich – wie am Samstag geschehen – in eine Ecke mit jenen drängen lassen, die dieses Land unter Hitler in eine Diktatur geführt haben. Dieses Verhalten rückt leider auch die in schlechtes Licht, die stichhalti­gere Argumente liefern könnten.

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