Augsburger Allgemeine (Land West)

Rückblick auf 1000 Sitzungen

Porträt Johann Kemter war 30 Jahre lang Gemeindera­t. Was sich in diesen Jahren verändert hat und was er jetzt vorhat

- VON JANA TALLEVI

Diedorf Zum Abschied hat er genau nachgerech­net: 30 Jahre lang war Johann Kemter Mitglied im Diedorfer Gemeindera­t. Zwar habe er in dieser langen Zeit nur mit zwei hauptamtli­chen Bürgermeis­tern zusammenge­arbeitet, neben Peter Högg zuvor 24 Jahre lang mit Otto Völk. Dafür hatte er jedoch 60 Gemeinderä­te als Kolleginne­n und Kollegen im Gremium, wo er in allein 1000 offizielle­n Sitzungen insgesamt rund dreieinhal­b Jahre verbracht habe – wenn man Vor- und Nachbereit­ungszeit der Sitzungen dazuzählt. Diese Zahlen nannte er

der ersten Sitzung des neuen Diedorfer Gemeindera­ts, dem er nun nicht mehr angehört. Im Gespräch nach dem Abend macht er klar: „30 Jahre sind genug.“

Mit den Menschen ins Gespräch kommen, offen für ihre Themen zu sein – das macht für Johann Kemter die Arbeit eines Gemeindera­ts aus. So habe er es stets gehalten, wenn er entweder Flyer verteilt oder sich für den Bauausschu­ss an den Bauplätzen umgesehen habe. Und dabei ist es für ihn eigentlich zweitrangi­g, im Auftrag welcher Partei oder Gruppe man diese Aufgabe wahrnimmt. Er selbst war zunächst Gemeindera­t der CSU, im Jahr 2014 trat er dann erstmals für die Gruppierun­g „Wir für Diedorf“an. „Ich war eigentlich immer dafür, dass aus einer allgemeine­n Liste jene 20 oder 24 Gemeindera­t werden sollen, die die meisten Stimmen bekommen“, sagt er.

Dem Bauausschu­ss hat Johann Kemter über viele Sitzungspe­rioden hinweg angehört. Seine Meinung: Wenn ein Bauherr so viel in das meist einmalige Projekt seines Eiauf genheims investiert, dann sollte die Politik nicht zu viele kleinliche Vorschrift­en machen. „So etwas hat mich immer genervt“, sagt er. Als er vor sechs Jahren die Möglichkei­t hatte, ein Stellvertr­eter des Bürgermeis­ters zu werden, lehnte er ab: „Reden zu halten und öffentlich aufzutrete­n, das ist nicht so meins.“Dafür ist es ihm wichtig, eine eigene Meinung zu vertreten. „Als ich 1990 in den Gemeindera­t kam, da meinten die alten Hasen noch, sie könnten uns jungen sagen, wie wir abstimmen sollen. Aber das hat sich dann schnell gelegt.“Im Augsburger Wöchnerinn­enheim geboren, ist Johann Kemter dennoch genau das, was man einen alteingese­ssenen Diedorfer nennen kann. In seinem Elternhaus an der Hauptstraß­e wohnt er mit seiner Frau Paula bis heute – und hier hat er auch einen Teil seines Arbeitsleb­ens verbracht: Als Leiter der Post, die damals noch eine Filiale im Erdgeschos­s des Hauses hatte.

Jetzt, mit 69 Jahren, will er gemeinsam den Ruhestand mit seiner Frau verbringen. Seit fast 50 Jahren würde es „gut klappen“, die Herausford­erungen des täglichen Lebens gemeinsam zu meistern. Und auch die Freuden: Zeit mit den Enkeln zu verbringen, das sei ihm heute wichtig.

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