Augsburger Allgemeine (Land West)
„Was soll der Quatsch?“
Die Trainer Marco Löring und Paolo Maiolo halten überhaupt nichts von einem Training ohne Körperkontakt. Auch im Juniorenbereich ist die anfängliche Euphorie angesichts der strengen Auflagen sehr schnell verflogen
Landkreis Eigentlich könnten die Fußballer seit dem vergangenen Montag wieder mit dem Mannschaftstraining beginnen. Dabei müssen sie sich an die Auflagen des Bayerischen Fußball-Verbandes halten (siehe Infokasten). Trotzdem ruht bei den meisten weiterhin der Trainingsbetrieb.
„Was soll denn der Quatsch?“, schüttelt Marco Löring, der Trainer des SV Cosmos Aystetten, den Kopf. „Ich fange doch nicht jetzt an, an Fünfergruppen zu trainieren, wenn es erst im September losgeht. Das bringt uns überhaupt nicht voran. Außer vielleicht vom Kopf her, wenn man sich wieder einmal treffen kann.“Nachdem die Plätze in Aystetten inzwischen bestens präpariert sind, könnte sich Löring vorstellen, dass sich die Spieler vielleicht auf privater Basis in kleineren Zirkeln verabreden, um ein bisschen Torschuss und Passspiel zu betreiben. Einen Trainingsbeginn sieht der Ex-Profi erst für Anfang Juli vorher. „Dann hätten wir noch zwei Monate Zeit. Ob man da schon Freundschaftsspiele absolvieren kann, weiß heute allerdings noch niemand.“Volle Zustimmung erhält Löring von seinem Kollegen Paolo Maiolo. Auch der Trainer des Bayernligisten TSV Schwabmünchen hält absolut nichts von einem Training ohne Körperkontakt. „Diesen Quatsch mache ich nicht mit“, stellt er klar.
Die Kicker der SpVgg Auerbach/ Streitheim haben hingegen unter ihrem neuen Trainer Fabian Herdin
zwei Trainingseinheiten im Zwei-Schichten-Betrieb auf dem Streitheimer Bolzplatz absolviert. „Fast alle Spieler waren dabei und sind froh gewesen, sich nach so langer Zeit wieder einmal gesehen zu haben“, berichtet Herdin.
„Grundsätzlich wollen wir unseren Jugendlichen einen Trainingsbetrieb ermöglichen“, sagt Christian Quinttus, der Jugendleiter des FC Horgau, „aber die Umsetzung ist sehr schwierig“. Die Kleeblätter bilden zusammen mit der SpVgg Auerbach/Streitheim eine Spielgemeinschaft. In einer Videokonferenz hat man sich zuletzt beraten. Dabei wurde angedacht, dass die Jugendlichen eventuell zunächst bei ihren Heimatvereinen trainieren sollen, weil keine Fahrgemeinschaft gebildet werden können. Für die Kleinsten hält Christian Quinttus ein Training kaum möglich: „Die sollen erst mal in die Schule gehen und dort die Abstand- und Hygieneregeln üben.“Da wegen Rekultivierungsmaßnahmen die Plätze noch bis zum 25. Mai gesperrt sind, hat man mit einer Entscheidung noch Zeit.
Symptomfreiheit muss für jedes Training neu bestätigt werden
Beim TSV Meitingen werden die Bezirksliga-Fußballer weiterhin pausieren. Nur für den Jugendbereich wurde in bestimmten Altersgruppen eine schrittweise und mit engen Auflagen verbundene Einführung von Trainingseinheiten beschlossen. Dazu zählt unter anderem, dass die Eltern vor jedem Training die Symptomfreiheit des Spielers und der gesamten Familie bestätigen müssen. Außer diesen festgelegten Einheiten sind die Plätze weiter gesperrt. „Bei Verstößen gegen die Richtlinien werden wir den Trainingsbetrieb umgehend wieder einstellen“, macht Vorsitzender Manuel Neuner deutlich. Bei einer Sitzung der Jugendtrainer war die anfängliche Euphorie deshalb schnell verflogen. „Keiner hatte mehr ein gutes Gefühl“, berichtet Abteilungsleiter Torsten Vrazic. Trotzdem wird es am Montag ein Corona-Mustertraining unter der Leitung von Jugendleiter Stefan Schwarz geben.
Keinen Schnellschuss riskieren will man auch bei der JFG Lohwald, der der TSV Neusäß, TSV Täfertinbereits gen, SV Ottmarshausen und der SV Cosmos Aystetten angehören. Hier hat man beschlossen, den Trainingsbetrieb weiter auszusetzen. Die Vorstandschaft hat sich entschieden, die Entwicklung weiter zu Beobachten und am 21. Mai nochmals zu bewerten. „Fakt ist, dass der Spielbetrieb noch fünf Monate ruhen wird“, heißt es in einer Mitteilung an alle Eltern. Obwohl man ein Konzept für den Re-Start entwickelt habe, wolle man keinen ZickZack-Kurs fahren. „Fußball ist wichtig, aber die Gesundheit geht vor“, so Vorsitzender Matthias Lessing
Überhaupt ist Paolo Maiolo nicht gut auf den Bayerischen FußballVerband (BFV) zu sprechen: „Auch von der Idee, die Saison ab September zu Ende zu spielen, halte ich nichts und bin mir auch nicht sicher, ob das wirklich passieren wird“, sagt der Schwabmünchner Coach. Sein Vorschlag: „Man hätte die Teams, die jetzt oben stehen und sich den Aufstieg verdient haben, aufsteigen lassen und auf einen Abstieg verzichten sollen.“Dann wären zwar die Ligen größer geworden, aber das Problem sei verkraftbar: „Der Vorschlag, die Saison zu Ende zu spielen, war schon Blödsinn, aber die Trainingsauflagen sind genau so großer Blödsinn“, schimpft Maiolo: „Das gibt nur Probleme und wird dem BFV noch um die Ohren fliegen.“
Während sich Paolo Maiolo beim Fußball noch gedulden muss, kehrt in seinem eigentlichen Job wieder Normalität ein. Der 50-jährige Italiener hat einen Imbiss auf dem Augsburger Stadtmarkt und darf seine Speisen und Getränke nur zum Mitnehmen anbieten. Maiolo: „Nächste Woche dürfen wir im Freien und die Woche drauf dann auch wieder in der Halle bedienen. Ich freue mich, wenn es wieder losgeht, denn viele Trainer und Spieler gehören zu meinen Stammkunden.“Und mit denen kann er dann ja bei italienischer Pasta fachsimpeln und über den Verband schimpfen.
Für Marco Löring ist die Zwangspause vom Fußball und von der Arbeit, wo er sich in Kurzarbeit befindet, nicht weiter tragisch. So hat der 38-Jährige momentan viel Zeit, das am 20. März geborene Töchterchen im Kinderwagen spazieren zu fahren.