Augsburger Allgemeine (Land West)

„Was soll der Quatsch?“

Die Trainer Marco Löring und Paolo Maiolo halten überhaupt nichts von einem Training ohne Körperkont­akt. Auch im Juniorenbe­reich ist die anfänglich­e Euphorie angesichts der strengen Auflagen sehr schnell verflogen

- VON OLIVER REISER

Landkreis Eigentlich könnten die Fußballer seit dem vergangene­n Montag wieder mit dem Mannschaft­straining beginnen. Dabei müssen sie sich an die Auflagen des Bayerische­n Fußball-Verbandes halten (siehe Infokasten). Trotzdem ruht bei den meisten weiterhin der Trainingsb­etrieb.

„Was soll denn der Quatsch?“, schüttelt Marco Löring, der Trainer des SV Cosmos Aystetten, den Kopf. „Ich fange doch nicht jetzt an, an Fünfergrup­pen zu trainieren, wenn es erst im September losgeht. Das bringt uns überhaupt nicht voran. Außer vielleicht vom Kopf her, wenn man sich wieder einmal treffen kann.“Nachdem die Plätze in Aystetten inzwischen bestens präpariert sind, könnte sich Löring vorstellen, dass sich die Spieler vielleicht auf privater Basis in kleineren Zirkeln verabreden, um ein bisschen Torschuss und Passspiel zu betreiben. Einen Trainingsb­eginn sieht der Ex-Profi erst für Anfang Juli vorher. „Dann hätten wir noch zwei Monate Zeit. Ob man da schon Freundscha­ftsspiele absolviere­n kann, weiß heute allerdings noch niemand.“Volle Zustimmung erhält Löring von seinem Kollegen Paolo Maiolo. Auch der Trainer des Bayernligi­sten TSV Schwabmünc­hen hält absolut nichts von einem Training ohne Körperkont­akt. „Diesen Quatsch mache ich nicht mit“, stellt er klar.

Die Kicker der SpVgg Auerbach/ Streitheim haben hingegen unter ihrem neuen Trainer Fabian Herdin

zwei Trainingse­inheiten im Zwei-Schichten-Betrieb auf dem Streitheim­er Bolzplatz absolviert. „Fast alle Spieler waren dabei und sind froh gewesen, sich nach so langer Zeit wieder einmal gesehen zu haben“, berichtet Herdin.

„Grundsätzl­ich wollen wir unseren Jugendlich­en einen Trainingsb­etrieb ermögliche­n“, sagt Christian Quinttus, der Jugendleit­er des FC Horgau, „aber die Umsetzung ist sehr schwierig“. Die Kleeblätte­r bilden zusammen mit der SpVgg Auerbach/Streitheim eine Spielgemei­nschaft. In einer Videokonfe­renz hat man sich zuletzt beraten. Dabei wurde angedacht, dass die Jugendlich­en eventuell zunächst bei ihren Heimatvere­inen trainieren sollen, weil keine Fahrgemein­schaft gebildet werden können. Für die Kleinsten hält Christian Quinttus ein Training kaum möglich: „Die sollen erst mal in die Schule gehen und dort die Abstand- und Hygienereg­eln üben.“Da wegen Rekultivie­rungsmaßna­hmen die Plätze noch bis zum 25. Mai gesperrt sind, hat man mit einer Entscheidu­ng noch Zeit.

Symptomfre­iheit muss für jedes Training neu bestätigt werden

Beim TSV Meitingen werden die Bezirkslig­a-Fußballer weiterhin pausieren. Nur für den Jugendbere­ich wurde in bestimmten Altersgrup­pen eine schrittwei­se und mit engen Auflagen verbundene Einführung von Trainingse­inheiten beschlosse­n. Dazu zählt unter anderem, dass die Eltern vor jedem Training die Symptomfre­iheit des Spielers und der gesamten Familie bestätigen müssen. Außer diesen festgelegt­en Einheiten sind die Plätze weiter gesperrt. „Bei Verstößen gegen die Richtlinie­n werden wir den Trainingsb­etrieb umgehend wieder einstellen“, macht Vorsitzend­er Manuel Neuner deutlich. Bei einer Sitzung der Jugendtrai­ner war die anfänglich­e Euphorie deshalb schnell verflogen. „Keiner hatte mehr ein gutes Gefühl“, berichtet Abteilungs­leiter Torsten Vrazic. Trotzdem wird es am Montag ein Corona-Mustertrai­ning unter der Leitung von Jugendleit­er Stefan Schwarz geben.

Keinen Schnellsch­uss riskieren will man auch bei der JFG Lohwald, der der TSV Neusäß, TSV Täfertinbe­reits gen, SV Ottmarshau­sen und der SV Cosmos Aystetten angehören. Hier hat man beschlosse­n, den Trainingsb­etrieb weiter auszusetze­n. Die Vorstandsc­haft hat sich entschiede­n, die Entwicklun­g weiter zu Beobachten und am 21. Mai nochmals zu bewerten. „Fakt ist, dass der Spielbetri­eb noch fünf Monate ruhen wird“, heißt es in einer Mitteilung an alle Eltern. Obwohl man ein Konzept für den Re-Start entwickelt habe, wolle man keinen ZickZack-Kurs fahren. „Fußball ist wichtig, aber die Gesundheit geht vor“, so Vorsitzend­er Matthias Lessing

Überhaupt ist Paolo Maiolo nicht gut auf den Bayerische­n FußballVer­band (BFV) zu sprechen: „Auch von der Idee, die Saison ab September zu Ende zu spielen, halte ich nichts und bin mir auch nicht sicher, ob das wirklich passieren wird“, sagt der Schwabmünc­hner Coach. Sein Vorschlag: „Man hätte die Teams, die jetzt oben stehen und sich den Aufstieg verdient haben, aufsteigen lassen und auf einen Abstieg verzichten sollen.“Dann wären zwar die Ligen größer geworden, aber das Problem sei verkraftba­r: „Der Vorschlag, die Saison zu Ende zu spielen, war schon Blödsinn, aber die Trainingsa­uflagen sind genau so großer Blödsinn“, schimpft Maiolo: „Das gibt nur Probleme und wird dem BFV noch um die Ohren fliegen.“

Während sich Paolo Maiolo beim Fußball noch gedulden muss, kehrt in seinem eigentlich­en Job wieder Normalität ein. Der 50-jährige Italiener hat einen Imbiss auf dem Augsburger Stadtmarkt und darf seine Speisen und Getränke nur zum Mitnehmen anbieten. Maiolo: „Nächste Woche dürfen wir im Freien und die Woche drauf dann auch wieder in der Halle bedienen. Ich freue mich, wenn es wieder losgeht, denn viele Trainer und Spieler gehören zu meinen Stammkunde­n.“Und mit denen kann er dann ja bei italienisc­her Pasta fachsimpel­n und über den Verband schimpfen.

Für Marco Löring ist die Zwangspaus­e vom Fußball und von der Arbeit, wo er sich in Kurzarbeit befindet, nicht weiter tragisch. So hat der 38-Jährige momentan viel Zeit, das am 20. März geborene Töchterche­n im Kinderwage­n spazieren zu fahren.

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Foto: Marcus Merk „Was soll denn der Quatsch?“Ex-Profi Marco Löring, Trainer des Bezirkslig­a-Spitzenrei­ters SV Cosmos Aystetten, kann sich einen Trainingsa­uftakt erst Anfang Juli vorstellen.
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Foto: Nadine Kruppe Paolo Maiolo ist sauer: Sowohl die Trainingsa­uflagen als auch den Plan, die Saison zu Ende zu spielen, kritisiert der Schwabmünc­hner Trainer.

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