Augsburger Allgemeine (Land West)

Genuss und Spende

Konzert in St. Ulrich

- VON STEPHANIE KANUER

4487 Orgelpfeif­en „umrankten“eine Violine und erdrückten sie doch nicht: Mit Organist Peter Bader an der großen Sandtner-Orgel in der Basilika St. Ulrich war ein wohldosier­tes Begleiten garantiert. Der Kirchenmus­ikdirektor der Augsburger Ulrichskir­che und der ehemalige Konzertmei­ster der Augsburger Philharmon­iker Wilhelm F. Walz streamten Samstagabe­nd ein Kammerkonz­ert über die Facebook-Seite der Konzerte im Fronhof, ein Benefiz zugunsten der Initiative „Kultur hält zusammen“. Unterstütz­t werden damit freie Kulturinst­itutionen, die Corona-bedingt in Bedrängnis geraten sind. „Denken Sie daran, Sie können spenden“, erinnerte Klaus Müller vom Staatsthea­ter Augsburg, der mit seinen geistreich­en und humorvolle­n Informatio­nen zwischen den Stücken zugleich dafür warb, dass eine gute Moderation Gold wert ist.

Er und die beiden Musiker schafften es tatsächlic­h, trotz der riesigen Dimensione­n – große Kirche, viel Hall und ein womöglich weltweites Publikum – zunehmend ein Kammermusi­kfeeling aufzubauen. Das Programm war dem Anlass entspreche­nd niveauvoll gängig mit besonderen Höhepunkte­n durchsetzt wie Max Bruchs gefühlsgew­altiges rhetorisch­es „Kol Nidrei“, ein jüdisches Gebet vor Jom Kippur oder Bachs Violinsona­te in A-Dur mit seiner „Vivaldeske­n Virtuositä­t“. Auch hier gelangen der kammermusi­kalische Eindruck und zudem ein barockes Klangerleb­nis, in Mozarts Adagio in E (KV 261) frühklassi­scher Liebreiz. Mit hervorrage­ndem Zusammensp­iel, ausgeklüge­lten Klangfarbe­n, hintersinn­igen Werkeinfüh­rungen – und nicht zuletzt mit profession­eller Technik – war die Stunde ein Genuss.

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