Augsburger Allgemeine (Land West)

Zechstuben: 3500 Quadratmet­er in bester Lage

Immobilien In diversen Internetpo­rtalen wird die Deubacher Traditions­gaststätte zum Verkauf angeboten. Der Fokus liegt schon lange nicht mehr auf einer rein gastronomi­schen Nutzung, und eine Entscheidu­ng soll noch in diesem Jahr fallen

- VON MATTHIAS SCHALLA

Deubach Das Angebot liest sich vielverspr­echend. Ein 3522 Quadratmet­er großes bebaubares Grundstück in Bestlage wird unter anderem auch im Immobilien­markt unserer Zeitung offeriert. Das Grundstück ist voll erschlosse­n und beinhaltet ein Gastronomi­e- und Wohngebäud­e. Mit Blick auf die Adresse des Objekts wird schnell klar: Bei der angebotene­n Immobilie handelt es sich um die Zechstuben in Deubach. Seit fast drei Jahren steht die ehemalige Gaststätte und Faschingsh­ochburg der CCD Deubachia leer. Doch dies könnte sich nun schon bald ändern.

„Noch in diesem Jahr wird eine Entscheidu­ng fallen“, bestätigt Bürgermeis­ter Jürgen Mögele. Seit 2015 ist Gessertsha­usen im Besitz der Traditions­gaststätte im Ortsteil Deubach. Doch glücklich geworden ist die Gemeinde mit dem Objekt nur unmittelba­r nach dem Kauf. Damals sprach die damalige Bürgermeis­terin Claudia Schuster vom „zweiten Wohnzimmer der Deubacher“und betonte die Wichtigkei­t der Anschaffun­g, um dem Deubacher Kulturtref­fpunkt wieder Leben einzuhauch­en. Etwas anders sah es der Verkäufer. Thomas Schimpfle sprach von einem „befreiende­n Gefühl“.

Wohin die Reise der Zechstuben nun geht, steht zwar noch nicht endgültig fest. Laut Bürgermeis­ter Mögele aber dürfte sicher sein, dass die Reise in diesem Jahr zumindest ein Ende findet. Eine Handvoll ernsthafte­r Interessen­ten habe sich bislang auf die Immobilien­anzeigen in den diversen Portalen gemeldet. Und was die künftige Nutzung betrifft, ist die Gemeinde „völlig offen“.

Laut Mögele ist sowohl ein Verkauf als auch eine Verpachtun­g des Objekts möglich. Eine Neueröffnu­ng als Gaststätte könnte er sich zwar vorstellen, „aber unser Fokus liegt nicht nur darauf“, sagt er. Möglich sei auch eine reine Wohnnutzun­g oder die Verwendung im sozialen oder kulturelle­n Bereich. „Wert legen wir allerdings auf den Erhalt der Immobilie“, sagt Mögele. In der Objektbesc­hreibung des Immobilien­portals wird allerdings ein teilweiser Abriss nicht ausgeschlo­ssen. Betont wird lediglich, dass das „Hauptgebäu­de aus ortsgestal­terschen Gründen zu erhalten“sei.

Unter dem Punkt „empfohlene Nutzung“werden „Doppelhaus­Einfamilie­nhaus, Mehrfamili­enhaus, Reihenhaus, Stellplätz­e, Villa“genannt. Bevorzugt werde hierbei von der Gemeinde sozialer Wohnungsba­u, wie beispielsw­eise betreutes Wohnen.

Entscheide­ndes Kriterium, wer letztendli­ch den Zuschlag erhält, ist allerdings nicht der Kaufpreis. „Wir wollen keinen Schnellsch­uss und an den verkaufen, der das meiste bietet, sondern an den, der das beste Konzept hat“, sagt Mögele. Die Gemeinde will daher in aller Ruhe die Vorschläge der Interessen­ten prüfen, „zumal ja auch für den Unterhalt der Zechstuben keinerlei großartige­n Kosten anfallen“, so der Unsicher ist bei einem Verkauf allerdings die Zukunft des Schützenve­reins, der seit Jahrzehnte­n den Keller nutzt. „Die Frage des Verbleibs darf nicht das Zünglein an der Waage sein“, sagt Mögele. Ob sich eine Nutzung im sozialen oder pflegerisc­hen Bereich mit dem Schießspor­t vereinbare­n lässt, ist fraglich. Zumal laut Mögele „der soziale Gedanke“im Vordergrun­d stehe.

Völlig gelassen sieht der Bürgermeis­ter jedenfalls einem möglichen juristisch­en Nachspiel entgegen, dass der Kauf vor fünf Jahren nach sich ziehen könnte. „Es ist eine Anzeige bei uns eingegange­n“, bestähälft­e, tigte Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai auf Nachfrage. In dem Schreiben, das in Kopie auch an unsere Zeitung vorliegt, wirft ein Bürger, der anonym bleiben möchte, unter anderem der ehemaligen Bürgermeis­terin Claudia Schuster Untreue vor.

Auch die Mitglieder des Gemeindera­ts, die im Sommer 2015 den Kauf der Zechstuben beschlosse­n haben, werden des Verdachts auf Untreue bezichtigt.

„Dieser Vorwurf macht mir nicht einen Zentimeter Angst“, sagt Bürgermeis­ter Mögele über die anonyme Anzeige. Ob die Staatsanwa­ltschaft in dieser Sache überhaupt erBürgerme­ister. mitteln wird, steht noch nicht fest. Dies hängt laut Nickolai von der Strafrelev­anz ab.

Sollte die Gemeinde bei einem Verkauf noch in diesem Jahr zudem einen Gewinn mit den Zechstuben machen, wäre der Vorwurf einer Veruntreuu­ng sicherlich nicht zu halten. Bezahlt hat die Gemeinde damals knapp unter eine Million Euro.

Möglicherw­eise könnte bereits nach den Sommerferi­en eine Entscheidu­ng über die Zukunft der Zechstuben fallen. Denn: Es handelt sich ja immerhin um ein knapp 3500 Quadratmet­er großes bebaubares Grundstück – „in bester Lage“.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Seit fast drei Jahren steht die ehemalige Gaststätte und Faschingsh­ochburg der CCD Deubachia leer. Doch dies könnte sich nun schon bald ändern. „Noch in diesem Jahr wird eine Entscheidu­ng fallen“, bestätigt Bürgermeis­ter Jürgen Mögele.
Archivfoto: Marcus Merk Seit fast drei Jahren steht die ehemalige Gaststätte und Faschingsh­ochburg der CCD Deubachia leer. Doch dies könnte sich nun schon bald ändern. „Noch in diesem Jahr wird eine Entscheidu­ng fallen“, bestätigt Bürgermeis­ter Jürgen Mögele.

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