Augsburger Allgemeine (Land West)
Zechstuben: 3500 Quadratmeter in bester Lage
Immobilien In diversen Internetportalen wird die Deubacher Traditionsgaststätte zum Verkauf angeboten. Der Fokus liegt schon lange nicht mehr auf einer rein gastronomischen Nutzung, und eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen
Deubach Das Angebot liest sich vielversprechend. Ein 3522 Quadratmeter großes bebaubares Grundstück in Bestlage wird unter anderem auch im Immobilienmarkt unserer Zeitung offeriert. Das Grundstück ist voll erschlossen und beinhaltet ein Gastronomie- und Wohngebäude. Mit Blick auf die Adresse des Objekts wird schnell klar: Bei der angebotenen Immobilie handelt es sich um die Zechstuben in Deubach. Seit fast drei Jahren steht die ehemalige Gaststätte und Faschingshochburg der CCD Deubachia leer. Doch dies könnte sich nun schon bald ändern.
„Noch in diesem Jahr wird eine Entscheidung fallen“, bestätigt Bürgermeister Jürgen Mögele. Seit 2015 ist Gessertshausen im Besitz der Traditionsgaststätte im Ortsteil Deubach. Doch glücklich geworden ist die Gemeinde mit dem Objekt nur unmittelbar nach dem Kauf. Damals sprach die damalige Bürgermeisterin Claudia Schuster vom „zweiten Wohnzimmer der Deubacher“und betonte die Wichtigkeit der Anschaffung, um dem Deubacher Kulturtreffpunkt wieder Leben einzuhauchen. Etwas anders sah es der Verkäufer. Thomas Schimpfle sprach von einem „befreienden Gefühl“.
Wohin die Reise der Zechstuben nun geht, steht zwar noch nicht endgültig fest. Laut Bürgermeister Mögele aber dürfte sicher sein, dass die Reise in diesem Jahr zumindest ein Ende findet. Eine Handvoll ernsthafter Interessenten habe sich bislang auf die Immobilienanzeigen in den diversen Portalen gemeldet. Und was die künftige Nutzung betrifft, ist die Gemeinde „völlig offen“.
Laut Mögele ist sowohl ein Verkauf als auch eine Verpachtung des Objekts möglich. Eine Neueröffnung als Gaststätte könnte er sich zwar vorstellen, „aber unser Fokus liegt nicht nur darauf“, sagt er. Möglich sei auch eine reine Wohnnutzung oder die Verwendung im sozialen oder kulturellen Bereich. „Wert legen wir allerdings auf den Erhalt der Immobilie“, sagt Mögele. In der Objektbeschreibung des Immobilienportals wird allerdings ein teilweiser Abriss nicht ausgeschlossen. Betont wird lediglich, dass das „Hauptgebäude aus ortsgestalterschen Gründen zu erhalten“sei.
Unter dem Punkt „empfohlene Nutzung“werden „DoppelhausEinfamilienhaus, Mehrfamilienhaus, Reihenhaus, Stellplätze, Villa“genannt. Bevorzugt werde hierbei von der Gemeinde sozialer Wohnungsbau, wie beispielsweise betreutes Wohnen.
Entscheidendes Kriterium, wer letztendlich den Zuschlag erhält, ist allerdings nicht der Kaufpreis. „Wir wollen keinen Schnellschuss und an den verkaufen, der das meiste bietet, sondern an den, der das beste Konzept hat“, sagt Mögele. Die Gemeinde will daher in aller Ruhe die Vorschläge der Interessenten prüfen, „zumal ja auch für den Unterhalt der Zechstuben keinerlei großartigen Kosten anfallen“, so der Unsicher ist bei einem Verkauf allerdings die Zukunft des Schützenvereins, der seit Jahrzehnten den Keller nutzt. „Die Frage des Verbleibs darf nicht das Zünglein an der Waage sein“, sagt Mögele. Ob sich eine Nutzung im sozialen oder pflegerischen Bereich mit dem Schießsport vereinbaren lässt, ist fraglich. Zumal laut Mögele „der soziale Gedanke“im Vordergrund stehe.
Völlig gelassen sieht der Bürgermeister jedenfalls einem möglichen juristischen Nachspiel entgegen, dass der Kauf vor fünf Jahren nach sich ziehen könnte. „Es ist eine Anzeige bei uns eingegangen“, bestähälfte, tigte Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai auf Nachfrage. In dem Schreiben, das in Kopie auch an unsere Zeitung vorliegt, wirft ein Bürger, der anonym bleiben möchte, unter anderem der ehemaligen Bürgermeisterin Claudia Schuster Untreue vor.
Auch die Mitglieder des Gemeinderats, die im Sommer 2015 den Kauf der Zechstuben beschlossen haben, werden des Verdachts auf Untreue bezichtigt.
„Dieser Vorwurf macht mir nicht einen Zentimeter Angst“, sagt Bürgermeister Mögele über die anonyme Anzeige. Ob die Staatsanwaltschaft in dieser Sache überhaupt erBürgermeister. mitteln wird, steht noch nicht fest. Dies hängt laut Nickolai von der Strafrelevanz ab.
Sollte die Gemeinde bei einem Verkauf noch in diesem Jahr zudem einen Gewinn mit den Zechstuben machen, wäre der Vorwurf einer Veruntreuung sicherlich nicht zu halten. Bezahlt hat die Gemeinde damals knapp unter eine Million Euro.
Möglicherweise könnte bereits nach den Sommerferien eine Entscheidung über die Zukunft der Zechstuben fallen. Denn: Es handelt sich ja immerhin um ein knapp 3500 Quadratmeter großes bebaubares Grundstück – „in bester Lage“.