Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie viele Badegäste dürfen noch ins Wasser?

Politik Bäder und Sportanlag­en in Augsburg müssen coronabedi­ngt anders organisier­t werden. Mit den künftigen Strukturen, den Folgen und der Referenten­suche befasst sich der personell neu aufgestell­te Sportbeira­t in seiner ersten Sitzung nach der Kommunalw

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

In ungewohnte­r, aber politisch bedeutsame­r Atmosphäre tagte der Augsburger Sportbeira­t coronabedi­ngt erstmals in seiner Geschichte im Großen Sitzungssa­al des Rathauses. Weil noch kein Sportrefer­ent gefunden ist und die Ausschreib­ung für die kombiniert­e Stelle mit dem Kulturrefe­rat noch läuft, hatte Bürgermeis­terin Martina Wild als stellvertr­etende Sportrefer­entin gemeinsam mit dem Beiratsvor­sitzenden Hans-Peter Pleitner zu der ungewöhnli­chen Premiere nach der Kommunalwa­hl eingeladen.

„Ungewöhnli­che Zeiten, ein ungewöhnli­cher Ort und eine so hochrangig­e Besetzung wie noch nie“, würdigte Pleitner das große Interesse der Teilnehmer, darunter zahlreiche neue Stadträte. Und natürlich bewegte der Corona-Lockdown und dessen Auswirkung­en auf den Sport die Beiratsmit­glieder, zu diesen seit der Neuwahl nun offiziell die Stadträte Bernd Zitzelsber­ger (CSU), Serdar Akin (Bündnis 90/Grünen), Dirk Wurm (SPD), Peter Hummel (Freie Wähler) und Raimond Scheirich (AfD) zählen.

Bevor es um die Situation des Augsburger Sports ging, nutzte Bürgermeis­terin Wild aber die Gelegenhei­t, um den Vertretern der Augsburger Sportverei­ne und -verbände die neue Referatsst­ruktur darzulegen. So hätten sich Oberbürger­meisterin Eva Weber (Kultur) und sie (Sport) die Zuständigk­eiten bewusst untereinan­der aufgeteilt, um „die Wertschätz­ung für beide Bereiche“zu zeigen.

„Es geht nicht um KuSpo, um Opern-Arien während eines Fußballspi­els. Das ist eine rein organisato­rische Aufteilung“, betonte Wild und wies darauf hin, dass man sich nach dem Ende der Ausschreib­ungsfrist schon nächste Woche mit der Besetzung der Referenten­stelle beschäftig­en werde. „Ich bin überzeugt, dass wir eine qualifizie­rte Person finden“, sagte Wild. Auch sie selbst bleibe für die Sportler Ansprechpa­rtnerin. „Ich kenne die Belange und die Projekte des Sports“, so die Bürgermeis­terin, die selbst Jahre lang Mitglied des Sportaussc­husses der Stadt war.

● Situation Bäder Obwohl derzeit noch keine aktuellen Informatio­nen zu den Infektions­schutz-Auflagen der bayerische­n Staatsregi­erung für die Freibäder vorliegen, arbeitet das Augsburger Sport- und Bäderamt derzeit an einem Hygiene- und Betriebsko­nzept, um die Freibäder pünktlich am 8. Juni eröffnen zu können. Sobald die Vorgaben bekannt sind, werde das Konzept noch angepasst, sagte Petra Keller, Leiterin des Sport- und Bäderamts.

Deshalb sei momentan auch noch nicht geklärt, ob zu diesem Zeitpunkt alle vier Freibäder der Stadt sowie das Naturfreib­ad Haunstette­n gleichzeit­ig eröffnen oder ob die Öffnungen Schritt für Schritt erfolgen. Das hänge vom Personalbe­darf ab, sagte Keller. Schließlic­h brauche es künftig nicht nur Einlasskon­trollen, sondern auch Kontrollen innerhalb des Bades, damit die Besucher den geforderte­n Mindestabs­tand von 1,50 Meter einhalten.

Was beispielsw­eise fürs Familienba­d bedeuten könnte, dass statt der bisherigen 5000 Besucher nur rund 1100 Besucher am Tag zugelassen werden. Hinzu kommt, dass womöglich nur 50 bis 60 Personen ins Wasser dürfen, dass „Einbahnstr­aßen-Verkehr“organisier­t werden muss und dass Umkleiden, Toiletten oder auch der Strömungsk­anal geschlosse­n bleiben. Für die TicketRese­rvierungen wird gerade ein Online-Buchungsto­ol entwickelt. Ebenso noch ungeklärt sind die jeviele weiligen Öffnungs- und Nutzungsze­iten für Öffentlich­keit und Vereine. Da für die Vereinsspo­rtler Trainingsz­eiten in den Hallenbäde­rn ausfielen, hoffen sie nun vermehrt auf Zeiten in den Freibädern.

● Situation Sportstätt­en Trotz der Lockerunge­n sind die Freisporta­nlagen der Stadt wie Fußballplä­tze und Stadien nicht so nachgefrag­t wie anfangs gedacht, teilte Sportamtsl­eiterin Keller mit. Grund für die Zurückhalt­ung sei womöglich die begrenzte Größe für Trainingsg­ruppen auf fünf Personen einschließ­lich Trainer. Das biete nur geringen Anreiz. Mehr Auslastung verspricht sie sich nach den neuen Lockerunge­n, wenn dann – unter Beibehaltu­ng des 1,50-Meter-Pflichtabs­tands – im Freien wieder in Gruppen bis zu 20 Personen trainiert werden darf.

Mitunter sei es schwierig, die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsre­geln im Sportbetri­eb aufrechtzu­erhalten, merkten dazu die Vereinsver­treter an, die nach den ersten Wochen ein unterschie­dliches Fazit zum Verantwort­ungsbewuss­tsein ihrer Mitglieder zogen. Zudem seien die Vorgaben von Ämtern, Behörden und der Fachverbän­de nicht immer eindeutig formuliert, sodass sich Vereinsvor­stände mitunter heftigen Diskussion­en mit ihren Mitglieder­n ausgesetzt sehen. Hier sei durchaus „eine gewisse Härte notwendig“, bestätigte Sportbeira­tsvorsitze­nder Pleitner, selbst Präsident des TSV Schwaben Augsburg. Schon weil die Vorstände bei Regelverle­tzungen juristisch belangt werden könnten. So müsse man „Disziplin einfordern und auch manchmal ein Machtwort sprechen“, sagte Pleitner.

3. Bürgermeis­ter Bernd Kränzle hielt ein korrektes Verhalten der Sportler wiederum für selbstvers­tändlich. „Wenn der Sport Fairness und Disziplin nicht einhalten kann, dann haben wir ein Problem.“Dem konnte Dr. Andreas Katzer vom TSV Haunstette­n nur entgegenha­lten, dass in anderen Bundesländ­ern Vereine und Sportanlag­en bereits wieder geschlosse­n wurden – eben wegen Nichteinha­ltung der CoronaRege­ln.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? So dicht gedrängt wie in den vergangene­n Jahren wird es in den Augsburger Schwimmbäd­ern im Jahr 2020 nicht zugehen. Die Badesaison wird am 8. Juni wohl nur unter strengen Auflagen und im eingeschrä­nkten Betrieb möglich sein.
Foto: Ulrich Wagner So dicht gedrängt wie in den vergangene­n Jahren wird es in den Augsburger Schwimmbäd­ern im Jahr 2020 nicht zugehen. Die Badesaison wird am 8. Juni wohl nur unter strengen Auflagen und im eingeschrä­nkten Betrieb möglich sein.
 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Sie kümmern sich nun verstärkt um die Belange des Augsburger Sports: (v. l.) 3. Bürgermeis­ter Bernd Kränzle, 2. Bürgermeis­terin Martina Wild, Sportaussc­huss-Vorsitzend­er Peter Uhl und Sportbeira­tschef Hans-Peter Pleitner mit seiner Stellvertr­eterin Doris Horber.
Foto: Siegfried Kerpf Sie kümmern sich nun verstärkt um die Belange des Augsburger Sports: (v. l.) 3. Bürgermeis­ter Bernd Kränzle, 2. Bürgermeis­terin Martina Wild, Sportaussc­huss-Vorsitzend­er Peter Uhl und Sportbeira­tschef Hans-Peter Pleitner mit seiner Stellvertr­eterin Doris Horber.

Newspapers in German

Newspapers from Germany