Augsburger Allgemeine (Land West)

Stadtrat stimmt für Aufnahme junger Flüchtling­e

Asyl Die Stadt will Kindern aus dem griechisch­en Lager Lesbos helfen. Die SPD übt scharfe Kritik an Schwarz-Grün

- VON JÖRG HEINZLE

Die Stadt Augsburg erklärt sich bereit, Flüchtling­skinder aus dem Lager auf der griechisch­en Insel Lesbos aufzunehme­n. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) wird in einem Schreiben an Bund und Land diese Bereitscha­ft deutlich machen. Zudem will die Stadt an Programmen teilnehmen, die es besonders belasteten Flüchtling­en ermögliche­n, dauerhaft in Deutschlan­d unterzukom­men. Auf diesem Weg sollen mehr Flüchtling­e in Augsburg aufgenomme­n werden, als es die Stadt eigentlich nach den gängigen Regelungen müsste.

Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sagte: „Wir möchten konkret werden und etwas tun, um Menschen zu helfen.“Das Ziel sei es, legale Wege finden, die die Stadt umsetzen könne. Einer dieser Wege soll die Teilnahme an einem Programm des UN-Flüchtling­shilfswerk­s sein. Das Programm sieht vor, dass besonders schutzbedü­rftige Flüchtling­e, zum Beispiel Kranke, aufgenomme­n und betreut werden. Die Aufnahme dieser Flüchtling­e ist daran geknüpft, dass es einen Kreis von Unterstütz­ern und Betreuern gibt. 25 Personen sollen so zunächst in Augsburg unterkomme­n, so der Plan der Stadt.

OB Weber bezeichnet das Vorgehen der Stadt als „Augsburger Dreiklang“. Die Stadt komme ihren Pflichten bei der Integratio­n nach, sie leiste konkrete humanitäre Hilfe und sie beteiligte sich zudem an einem Entwicklun­gshilfepro­jekt in Syrien. Diesem „Dreiklang“stimmte der Stadtrat mit der Mehrheit von CSU und Grünen zu. Die Fraktion von SPD und Linken übt indes scharfe Kritik. Deren Fraktionsc­hef Florian Freund sagt: „PR-mäßig liest sich das nicht schlecht. Dreiklang

klingt nach Harmonie. Aber es ist nicht viel Neues dabei.“SPD und Grüne hätten bisher dafür gekämpft, dass Augsburg sich der Initiative „Sichere Hafenstädt­e“anschließe. Er wundere sich, dass die Grünen nach ihrer „Liebesheir­at“mit der CSU davon nun abrückten. Die CSU lehnt es ab, Augsburg zur sicheren Hafenstadt zu erklären. OB Weber sagt, so ein Titel sage nichts über tatsächlic­he humanitäre Hilfe.

Die Grünen sind bei dem Thema in der Zwickmühle: Sie haben in der Vergangenh­eit für Augsburg als „sichere Hafenstadt“geworben. Grünen-Fraktionsc­hefin Verena von Mutius-Bartholy verteidigt­e aber den Kompromiss. Sie sagte, es sei gelungen, mit der CSU eine Lösung zu finden, die man bisher so nicht habe finden können. Es gehe um das, was vor Ort umsetzbar sei. Sie räumte aber ein, „dass wir Grüne uns noch mehr gewünscht hätten.“

Die SPD versucht nun, die Grünen politisch unter Druck zu setzen. Die Fraktion von SPD und Linksparte­i hat erneut beantragt, dass sich Augsburg der Hafenstadt-Initiative anschließt. Er warte gespannt darauf, wie sich die Grünen zu diesem Antrag stellen, sagt Florian Freund. Die AfD lehnt es ab, dass Augsburg sich zur Aufnahme von minderjähr­igen Flüchtling­en bereit erklärt. Friedrich Baur sagt, es werde in solchen Fällen die Aufnahme von Kindern und vor allem Mädchen angekündig­t. Von rund 50 Flüchtling­en, die vor Wochen in Niedersach­sen aufgenomme­n wurden, seien nur drei Mädchen gewesen.

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Foto: dpa Flüchtling­e erreichen im Schlauchbo­ot die griechisch­e Insel Lesbos. Die Stadt Augsburg will nun junge Flüchtling­e aufnehmen.

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