Augsburger Allgemeine (Land West)

Bei Fujitsu beginnt das Aufräumen

Wirtschaft Der Standort Augsburg wird Ende des Jahres geschlosse­n. Was es noch zu tun gibt, ob die Beschäftig­ten neue Arbeitgebe­r gefunden haben und wie es mit dem Gelände weitergeht

- VON ANDREA WENZEL

Das Herunterfa­hren der Wirtschaft in der Corona-Phase hat viele Unternehme­n in Bedrängnis gebracht. Andere dagegen haben von der Lage – zumindest in Teilen – profitiert. So auch der japanische Computerba­uer Fujitsu. Weil plötzlich viele Beschäftig­te ins Homeoffice wechselten, war die Nachfrage vor allem nach Laptops und Service groß. Teils so groß, dass man Schwierigk­eiten hatte, alle Kundenwüns­che sofort zu erfüllen. Für das Augsburger Werk hat dieser Aufschwung allerdings keinerlei Auswirkung. Es bleibt bei der Schließung Ende dieses Jahres.

Deshalb wird bereits auf- und ausgeräumt. „Die Fertigungs­straßen werden derzeit abgebaut und viele Bürofläche­n sind bereits geräumt“, sagt Pressespre­cher Michael Erhard auf Anfrage. Ab 1. Juni werden nach einer weiteren Austrittsw­elle noch rund 270 der einst 1500 Beschäftig­ten auf dem Gelände in der Bürgermeis­ter-Ulrich-Straße anzutreffe­n sein. Sie helfen bei Rückbaumaß­nahmen und internen Übergaben. Nicht mitgerechn­et sind in dieser Zahl die rund 350 Mitarbeite­r, die auch nach der Standortsc­hließung weiter für Fujitsu tätig sein werden. Ihre neue Heimat wird dann der aktuell im Bau befindlich­e Toni-Park sein. Nach derzeitige­m Stand werden die Räume dort rechtzeiti­g bezugsfert­ig. Für den Notfall hat Standortle­iter Uwe Romppel aber einen Plan B in der Tasche: „Falls erforderli­ch, besteht die Möglichkei­t, die derzeitige coronabedi­ngte Homeoffice-Phase auszudehne­n.“

Gute Nachrichte­n gibt es bezüglich der Werksschli­eßung auch vonseiten der Agentur für Arbeit Augsburg: „Wir können sagen, dass es sehr vielen Beschäftig­ten gelungen ist, einen nahtlosen Übergang zu einem neuen Arbeitgebe­r zu schaffen oder ein passendes Altersteil­zeitmodell zu finden“, sagt Agentur-Chefin Elsa Koller-Knedlik. Deutlich weniger Menschen als ursprüngli­ch angenommen hätten sich arbeitslos gemeldet. Dazu beigetrage­n hätten unter anderem die Jobbörsen direkt auf dem Firmengelä­nde sowie die Unterstütz­ungsangebo­te der Allianz für Arbeit Augsburg.

Mitarbeite­rn, die nach wie vor einen Job brauchen, will KollerKned­lik auch in der Corona-Phase Mut machen: „Fachkräfte sind weiter gesucht und es gibt nach wie vor freie Stellen. Nicht mehr so viele wie vor der Krise, aber es gibt sie. Dazu wurde eine Beschäftig­ungs- und Qualifizie­rungsgesel­lschaft eingericht­et, die den verblieben­en Fujitsu-Mitarbeite­rn Zeit für eine Neuorienti­erung schafft.

Zeit spielt im Übrigen auch bei der Suche nach einem Käufer für die Fujitsu-Flächen und Gebäude in unmittelba­rer Nähe zur WWKArena eine Rolle. Der Computerba­uer beabsichti­gt weiter, das

Grundstück, wenn möglich, als Ganzes zu veräußern. Bedingt durch die Einschränk­ungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie habe sich der Verkaufspr­ozess jedoch verzögert, heißt es. Unter anderem, weil keine Besichtigu­ngen vor Ort möglich waren. Allerdings gibt es nach wie vor mehrere Interessen­ten, mit denen Gespräche laufen, erzählt Unternehme­nssprecher Michael Erhard.

Wie das Gelände weiter genutzt wird, bleibt damit offen. Oberbürger­meisterin Eva Weber sprach sich zuletzt noch in ihrer Funktion als Wirtschaft­sreferenti­n für eine technologi­eorientier­te Nachnutzun­g aus. So würde sich mit der Uni (Forschung), dem Innovation­spark (anwendungs­orientiert­e Forschung und Entwicklun­g) und einem technologi­egetrieben­en Produktion­sgelände ein interessan­ter Dreiklang in unmittelba­rer Nähe ergeben.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Augsburger Fujitsu-Standort schließt Ende des Jahres. Derzeit läuft der Rückbau.

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