Augsburger Allgemeine (Land West)

Autokino Gersthofen startet mit Erfolg

Kultur Auf dem ausverkauf­ten Festplatz konnten Filmfreund­e zum ersten Mal seit Monaten einen Abend vor der Leinwand verbringen. Die Veranstalt­er waren zufrieden. Doch nicht alle Gäste konnten den Film genießen

- VON SÖREN BECKER

Gersthofen Zum ersten Mal seit Langem ist wieder Betrieb auf dem Festplatz in Gersthofen. Nachdem er Monate lang brach lag, hat dort am Mittwoch das erste Autokino im Raum Augsburg den Betrieb aufgenomme­n. Die erste Vorführung war erfolgreic­h. Das finden nicht nur die Veranstalt­er Daniela Bergauer und Michael Hehl: „Wir hatten eine Menge Bammel vorher. Dafür ist es echt ziemlich reibungslo­s verlaufen“, erklärt Bergauer. Man habe sich vor allem Sorgen gemacht, dass es bei der Auf- und Abfahrt auf den Platz zu Staus kommt. Die Befürchtun­g stellte sich aber als unbegründe­t heraus. Auch die Zuweisung der Plätze ist reibungslo­s verlaufen. „Das war alles andere als selbstvers­tändlich“, betont Hehl.

Die beiden verbringen den Großteil des Abends damit, genau das sicherzust­ellen, in dem sie ihre Mitarbeite­r per Funk über den Platz dirigieren. Immer wieder müssen die beiden das Gespräch unterbrech­en, um Anweisunge­n in ihr Funkgerät zu sprechen. Mit gelber Warnweste und Mund-Nasen-Schutz bewehrt packen die beiden aber auch selbst mit an. Sie helfen bei der Platzeinwe­isung und erklären zahlreiche­n Besuchern die Bedienung des eigenen Autoradios. Die beiden betreiben normalerwe­ise das Liliom-Kino in Augsburg, das im Zuge der Corona-Maßnahmen schließen musste. Man habe die erste Vorführung als Generalpro­be für die weiteren Vorstellun­gen aufgefasst. Bis zu 250 Fahrzeuge waren genehmigt, aber es wurden nur etwa 150 Karten verkauft. Diese Tickets haben alle einen Abnehmer gefunden. Das Publikum kommt aus der ganzen Region. Es sind Kennzeiche­n aus Dillingen, Aichach, dem Donau-RiesKreis bis hinunter nach Landsberg vertreten. Die überwältig­ende

Mehrheit der Besucher ist zu zweit im Auto. Insgesamt sind also etwa 300 Leute anwesend.

Die Besucher müssen bei der Generalpro­be auf einige kleinere Annehmlich­keiten verzichten. Bei den nächsten Vorführung­en soll es zum Beispiel ein Vorprogram­m von Radio Schwaben geben. „Das wurde uns großzügige­rweise vom Sender zur Verfügung gestellt“, bedankt sich Bergauer. Das sei durchaus nötig. Es habe nämlich einige Besucher gegeben, die technische Probleme vermutet hätten. Grund dafür war, dass auf den Autoradios nur Rauschen zu hören war, bis der Film begann. Der Ton des Films ist nur auf der UKW-Frequenz 102,8 zu hören, die extra von der Bundesnetz­agentur zur Verfügung gestellt wurde. Vor dem Besuch sollte man sicherstel­len, dass man diese Frequenz auch anwählen kann. „Ein Herr musste wieder fahren, weil sein teures Auto kein Radio hatte, mit dem man manuell Frequenzen anwählen konnte“, sagt Bergauer.

Bei Smartphone­s mit dem Android-Betriebssy­stem ist eine Radioapp vorinstall­iert, die man im Notfall ebenfalls benutzen kann. I-Phones erlauben es dem Nutzer nicht, die Frequenz manuell einzustell­en. Wer ein Handy von Apple hat, muss sich also eine zusätzlich­e Radioapp mit dieser Funktion herunterla­den.

Gezeigt wurde eine Witzsynchr­onisation des Films „Die 1000 Augen des Doktor Mabuse“. In dem Film muss Kommissar Krass das Rätsel um „Die 1000 Glotzböbbe­l“des Doktors aufklären. Und das obwohl der Schurke eigentlich seit Jahrzehnte­n für tot gehalten wurde. Die Stimmen stammen vom Internetko­miker Dominik „Dodokay“Kuhn, der den Figuren einen breiten schwäbisch­en Dialekt verpasst hat.

Veranstalt­erin Daniela Bergauer sieht das Autokino als Chance für

Filmfans in Corona-Zeiten: „Man ist draußen und kann mit einer interessan­ten Technik einen schönen Film genießen“, sagt sie.

Sie und ihr Kollege Michael Hehl sind nicht die einzigen neuen Autokinobe­treiber in der Republik. Vor der Corona-Krise gab es etwa zehn Drive-in-Filmtheate­r in ganz Deutschlan­d. Allein im Raum Augsburg soll es bald sechs geben. Bergauer ist skeptisch, dass die meisten davon nach Corona noch in Betrieb sind: „ Ein paar werden es vielleicht schaffen, aber gerade in urbanen Gebieten wird es schwer werden“, glaubt sie. Wenn normale Kinos wieder öffnen dürfen, gebe es gerade in Städten wieder Konkurrenz. Am 15. Juni ist es in Bayern schon soweit. Das Autokino lebe in modernen Zeiten vor allem von seinem Eventchara­kter und dem Neuigkeits­faktor.

Die Stadt Gersthofen hat Hehl und Bergauer eine Genehmigun­g für drei Monate erteilt. Das bisherige Programm der beiden geht bis Ende Juni. Fast täglich sollen dort Filme laufen.

Besucher sollten beachten, dass es keine Abendkasse gibt. Für ein Fahrzeug müssen zwei Karten erworben werden. Damit können bis zu zwei Erwachsene und beliebig viele Kinder aus dem gleichen Haushalt den Film sehen. Auch Popcorn und Getränke müssen vorbestell­t werden. Wer sein Auto verlässt, muss Maske tragen und auf die Einhaltung der Abstandsre­geln achten. Die Betreiber empfehlen etwa eine Stunde vor Beginn des Films vor Ort zu sein. Die Vorstellun­g beginnt jeweils, sobald es dunkel genug ist, um die Projektion zu ermögliche­n.

Kartenvorv­erkauf: Wer das Autokino Gersthofen besuchen will, muss seine Karten auf autokinoge­rsthofen.de vorbestell­en.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Eine Menge „Bammel“hatten die Veranstalt­er des Autokinos auf dem Festplatz in Gersthofen vor der Premiere. Danach konnten sie aufatmen – denn das gut besuchte Kinospekta­kel war aus ihrer Sicht ein Erfolg.
Foto: Marcus Merk Eine Menge „Bammel“hatten die Veranstalt­er des Autokinos auf dem Festplatz in Gersthofen vor der Premiere. Danach konnten sie aufatmen – denn das gut besuchte Kinospekta­kel war aus ihrer Sicht ein Erfolg.

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