Augsburger Allgemeine (Land West)

In Altenmünst­er bekommt Durz keine Stimme mehr

Bundestags­wahlen Berlin bestimmt: Die Gemeinde gehört nicht mehr zum Wahlkreis Augsburg Land. Was das bedeutet

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg/Altenmünst­er Exakt 1310 Wahlberech­tigte haben Hansjörg Durz in Altenmünst­er bei der vergangene­n Bundestags­wahl ihre Stimme gegeben. Das waren knapp 52,4 Prozent der Wähler in der Gemeinde im Nordwesten des Landkreise­s Augsburg. Damit ist es vorbei. Bei den nächsten Wahlen im Herbst 2021 wird Durz in Altenmünst­er keine einzige Stimme mehr bekommen.

Denn nach dem gestrigen Beschluss des Bundestage­s in Berlin muss Altenmünst­er den Bundestags­wahlkreis Augsburg Land, in dem CSU-Mann Durz direkt kandidiert, verlassen. Künftig gehört die Gemeinde zum Wahlkreis 253. Er umfasst die Landkreise Donau-Ries und Dillingen a. d. Donau sowie die Gemeinden Aindling, Baar, Inchenhofe­n, Kühbach, Petersdorf, Pöttmes, Schiltberg und Todtenweis des Landkreise­s Aichach-Friedberg. Ähnliche Beschlüsse wurden für drei weitere bayerische Bundestags­wahlkreise gefasst. Regensburg, Fürth und Passau.

Hintergrun­d ist die Bevölkerun­gsentwickl­ung. Wegen des steten Zuzugs ist Augsburg-Land, das bislang den Landkreis Augsburg (außer Königsbrun­n) und größere Teile des Landkreise­s AichachFri­edberg umfasst, in seinem jetzigen Zuschnitt mit rund 320 000 Einwohnern zu groß. Die Einwohnerz­ahl des Wahlkreise­s liegt allen Prognosen zufolge bei der nächsten Bundestags­wahl um mehr als 25 Prozent über dem Durchschni­tt eines bundesdeut­schen Wahlkreise­s.

Damit sei eine Änderung zwingend vorgeschri­eben, sagte Durz am Donnerstag gegenüber unserer Zeitung. Ansonsten laufe man sogar Gefahr, dass die nächste Wahl in Augsburg-Land ungültig wäre. Durz hatte sich lange gegen eine Verkleiner­ung seines Stimmkreis­es gewehrt, doch schon seit Monaten war klar, dass es zu einer Amputation kommen würde (wir berichtete­n).

Als heißer Kandidat galt lange die 17000-Einwohner-Stadt Stadtberge­n. Sie sollte – ähnlich wie Königsbrun­n – dem Wahlkreis Augsburg Stadt zugeschlag­en werden. Das Problem: Auch dort befinden sich die Bevölkerun­gszahlen im Aufwind, zudem wehrten sich Politiker mehrerer Parteien aus dem Landkreis dagegen, Stadtberge­n nach Augsburg zu geben. Die SPD hatte bereits vor einem Jahr vorgeschla­gen, stattdesse­n die Stadt Aichach oder andere Gemeinden aus dem nördlichen Landkreis AichachFri­edberg oder dem Landkreis Augsburg dem Wahlkreis DonauRies zuzuschlag­en. Genannt wurden dabei Meitingen und Thierhaupt­en.

Das wiederum lehnte die Landkreis-CSU vehement ab und warnte vor einer Zersplitte­rung. Kein weiterer Ort aus dem Augsburger Land dürfe aus dem Bundeswahl­kreis ausgeglied­ert werden, hieß es damals. Jetzt kommt es anders.

Auch die Idee, Rehling oder Affing im Kreis Aichach-Friedberg in den bevölkerun­gsmäßig schwächere­n Wahlkreis Donau-Ries zu geben, wurde laut Durz diskutiert. Daraus wurde aber nichts, weil beide Orte nicht direkt an den Wahlkreis angrenzen. Damit sei diese Lösung unmöglich gewesen, so Durz gestern.

Letztlich fiel die Wahl auf Altenmünst­er. Die mehr als 4000 Einwohner zählende Gemeinde an der Grenze zum Kreis Dillingen bildet wie der gesamte nördliche Landkreis Augsburg bereits bei den Landtagswa­hlen gemeinsam mit dem Kreis Dillingen einen Stimmkreis. Womöglich noch wichtiger:

Diese gestern in Berlin beschlosse­ne Zwangsvers­etzung war der kleinstmög­liche Einschnitt. Durz nimmt eine Anleihe aus der Medizin und spricht von „minimal invasiv“.

Der Politiker betonte gestern gegenüber unserer Zeitung, dass er auch weiterhin gerne Ansprechpa­rtner für alle Belange aus Altenmünst­er bleibe. Zudem, so versprach er, werde er die Gemeinde bei der nächsten sich bietenden Gelegenhei­t zurückhole­n in den Wahlkreis Augsburg Land.

Hintergrun­d dieser Äußerung sind die schon lange in Berlin geführten Diskussion­en über eine Wahlrechts­reform, mit der die Größe des Bundestags beschränkt werden soll. Aufgrund von Überhangun­d Ausgleichs­mandaten ist das deutsche Parlament so groß wie nie. Deshalb soll gegengeste­uert werden. Strittig ist aber, was stärker beschnitte­n werden soll: die Zahl der direkt gewählten Parlamenta­rier oder die der Abgeordnet­en, die über die Liste einziehen.

Kommt ein Kompromiss zustande, ist damit zu rechnen, dass der Stimmkreis Augsburg Land wieder wächst. Wenn nicht, könnte es in den kommenden Jahren weitere Amputation­en geben. Denn allen Prognosen zufolge wird die Bevölkerun­g rund um Augsburg weiter wachsen.

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Foto: Schröders Altenmünst­er gehört nicht mehr zum Wahlkreis Augsburg-Land.
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