Augsburger Allgemeine (Land West)
Corona-Kuriositäten
Während die einen spielen, dürfen die anderen nicht. Trotzdem werden bereits Aufstiege gefeiert
Während die Profifußballer wieder ihrem Sport nachgehen können, gucken die Amateurkicker weiter in die Röhre. Kontaktsport in Zeiten von Corona – keine Chance. Zwar ist das Mannschaftstraining unter großen Einschränkungen wieder erlaubt, große Freude mag bei den meisten aufgrund der Auflagen nicht aufkommen.
In Bayern sollen die Ligen der Amateure im September ihre Fortsetzung finden, ob das klappt, ist alles andere als sicher. Das hatte unlängst auch BFV-Präsident Dr. Rainer Koch angemahnt. Wenn also morgen Augsburg in Berlin gastiert oder Schalke auf Bremen trifft, wird so mancherorts eine Träne verdrückt werden. Denn von Kreisklasse abwärts hätte dann eigentlich der abschließende Spieltag der
Saison 2019/20 stattfinden sollen. Ob es nun wässrige Augen aufgrund eines Aufstiegs oder eines Abstiegs gegeben hätte auf einem der zahlreichen Pfingstfeste der Region wäre sicherlich das ein oder andere Bier getrunken worden. Doch statt bei bestem Wetter die Spielzeit ausklingen zu lassen, könnten nun Aufstiegsfeiern auf Weihnachtsmärkten abgehalten werden. Sofern die Corona-Krise nicht auch das verhindert.
Das soll den Frauen erstmal einer nachmachen
Stehen also weder im Profibereich noch im bayerischen Amateurfußball die Meister oder Absteiger fest, ist das in der 2. Frauen-Bundesliga nun geschehen Denn im Gegensatz zu den Kolleginnen aus Liga eins wird diese Klasse nicht weitergespielt. Saisonabbruch also.
Während die Herren von Werder Bremen um den Klassenerhalt bangen, dürfen sich die Damen freuen. Die rücken als klarer Tabellenführer nach 16 Spieltagen ins Oberhaus auf. In gut 130 Kilometern Entfernung gab es auch Grund zum Jubeln. Die Frauen des SV Meppen sind zur neuen Saison erstklassig – und das als Tabellenvierter. Da die Zweitvertretungen aus Wolfsburg und Hoffenheim nicht aufsteigen dürfen, waren die Emsländerinnen an der Reihe und dürfen sich somit erstmals in der 1. Liga versuchen. Mit Platz vier kennt man sich in niedersächsischen Kreisstadt übrigens aus. Denn auch die Männer des SVM stehen auf genau diesem Rang in der 3. Liga. Ein Doppelaufstieg ist unweit der Grenze zu den Niederlanden also durchaus noch möglich. „Natürlich freuen wir uns, dass wir in der nächsten Saison in der Frauen-Bundesliga
spielen dürfen. Trotzdem wäre es schöner gewesen, wenn wir den Aufstieg auf sportliche Art und Weise geschafft hätten, da eine Entscheidung auf dem Platz immer die beste Lösung ist“, sagte Werder-Trainer Alexander Kluge zur Rückkehr in die Elite-Liga. Kollege Florian Kohfeldt, seines Zeichens verantwortlich für die Kicker um Pizarro, Klaassen, Rashica, Vogt oder Selke, will, dass sich seine Schützlinge auf dem grünen Rasen beweisen.
Vor 40 Jahren stiegen die Grün-Weißen das erste und einzige Mal aus der Bundesliga ab. Um eine zweite Katastrophe zu verhindern, gilt es für die Elf von der Weser, morgen auf Schalke zu punkten. Ein Showdown für den SVW, der für Nervenkitzel sorgen wird. So wie es auch ohne Corona auf zahlreichen Sportplätzen der Region gewesen wäre.