Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Stadt will im Winter Heizpilze erlauben
Gastronomie Wirte und Veranstalter sollen die Strahler vor ihren Lokalen aufstellen dürfen, obwohl sie umstritten sind
Die Stadt möchte Lokalen in der Innenstadt im Winter das Aufstellen von Heizpilzen erlauben. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) sagt, es gehe ihm nicht darum, Wirtschaftsförderung für Gastronomen zu betreiben, er sieht darin einen Baustein zum Infektionsschutz.
Die Außengastronomie habe im Sommer geholfen, das Bedürfnis der Bürger, sich zu treffen, so zu kanalisieren, dass daraus keine erhöhten Infektionszahlen entstanden. Die Stadt hatte Gastronomen die Möglichkeit zur Ausweitung der Außenflächen gegeben, nachdem es in der Maximilianstraße zu größeren Ansammlungen von Feiernden gekommen war, die oft zu nah beieinander standen. Diese Möglichkeiten müsse man weiter nutzen. „Wie schaffen wir es, dass die Leute in der Maximilianstraße ihre Pizza möglichst lang draußen essen, wo die Infektionsgefahr relativ gering ist?“, fragt
Pintsch. In den Lokalen sei das Platzkontingent begrenzt. „Wenn sie den Winter über nicht öffnen und keine Außenflächen betreiben können, feiern die Leute Silvester in Gruppen zu Hause“, sagt der Referent. Dies sei im Hinblick auf den Infektionsschutz nicht so günstig.
Aktuell sind in der Innenstadt Heizpilze und Windschutz-Wände verboten - aus ökologischen und gestalterischen Gründen. Pintsch will Ausnahmen bis Ende März erlauben. Von 300 befragten Gastronomen wären 58 an der Aufstellung interessiert, ergab eine Umfrage der Stadt. Zelte seien keine Alternative, da sich dort Aerosole wie in Räumen verbreiten können.
Allerdings sind die Heizpilze ökologisch umstritten. „Die Bilanz ist grottig, da brauchen wir nicht drumrumreden“, sagt CSU-Fraktionsvorsitzender und Gastro-Verbandschef Leo Dietz. Allerdings könnten sie Gastronomen helfen, besser über den Winter zu kommen. „Die Probleme der Gastronomie werden dadurch aber nicht gelöst.“Man müsse auch keine Zusammenballungen von Gästen unter den Pilzen befürchten, da in Lokalen alle Gäste feste Sitzplätze haben.
Die Grünen als Koalitionspartner tun sich schwer, Heizpilze gutzuheißen, wobei keine kategorische Ablehnung signalisiert wird. Heizkissen, die Gäste von unten wärmen, seien die energiesparendere und ökologischere Variante, so Stadträtin
Kerstin Kipp. „Und der Betrieb der Pilze ist teuer, aber das müssen die Gastronomen entscheiden.“Laut Stadt kostet es rund 85 Euro pro Woche, einen Heizpilz zu mieten. Die Anschaffung eines Heizkissens, das für jeden Stuhl nötig wäre, dürfte bei 100 Euro liegen.
Um das Heizen im Freien politisch mehrheitsfähig zu machen, will die Stadt den CO2-Ausstoß kompensieren. Gehe man davon aus, dass ein Pilz an sechs Tagen sechs Stunden pro Woche läuft, dann ergebe sich ein Ausstoß von 1500 Kilogramm CO2 pro Pilz in der Saison, so Pintsch. Eine Buche mittleren Alters speichere etwa eine Tonne Kohlenstoff. Für einen Heizpilz gehe er von zwei Bäumen aus, die man pflanzen müsste, sodass man 360 Bäume setzen müsste. Die Kosten würde wohl die Stadt tragen. „Alles, was die Gastronomen in der jetzigen Lage belastet, wäre ein Problem“, so Pintsch. Man sei auf die Lokale angewiesen, um eine Entzerrung
in den Straßen hinzubekommen. Die Fraktion aus SPD/Linken sowie Die Grünen wollen mehr Zahlen zur CO2-Kompensation haben, da die Minderung erst mit steigendem Alter der Bäume eine namhafte Größe erreiche, so Stadträtin Sieglinde Wisniewski (SPD). „Die Kompensation darf nicht symbolisch sein“, so Grünen-Politikerin Kipp. In der Sitzung Ende Oktober soll der Stadtrat ein Konzept der Stadt beschließen, das das Veranstaltungsleben im Winter regelt. Die Frage der Heizpilze betreffe auch Kulturelles mit im Freien sitzendem Publikum, so Pintsch. Klar sei, dass die Stadt Angebote machen müsse, um angesichts Corona den sozialen Frieden zu wahren und Menschenansammlungen in Bahnen zu lenken. Die Stadt denkt auch darüber nach, für jüngere Menschen Veranstaltungen anzubieten, etwa an der Messe. Klar ist aber, dass aus Gründen des Infektionsschutzes die Dinge im Freien stattfinden müssen.