Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo Gersthofer Katzen suchen sollten

Tiere Auf Facebook häuften sich in den vergangene­n Wochen die Vermissten­meldungen. Ist das ein Internetph­änomen oder passiert hier etwas Ungewöhnli­ches?

- VON SÖREN BECKER

Gersthofen Eine Dame aus Gersthofen sucht nach ihrer Katze. Die 16-jährige Teddy ist in der Haydnstraß­e verloren gegangen. Normalerwe­ise treibt sich die Katze um das Haus ihrer Besitzerin herum. „Aber eines Abends ist sie einfach nicht heimgekomm­en“, sagt ihre Besitzerin. Seit dem 20. September vermisst sie Teddy. „Wir haben alles abgesucht, Plakate geklebt, bei Nachbarn geklingelt“, aber bisher erfolglos. Der Gersthofer­in fehlen die Worte, um ihre Emotionen zu beschreibe­n. So wie ihr geht es gerade wohl vielen Leuten in der Stadt.

Auf Facebook häufen sich in den vergangene­n Wochen die Vermissten­meldungen und Suchplakat­e. Verzweifel­te Gersthofer bitten um Hilfe. Dutzende Katzen werden vermisst. Besonders auffällig: Alle vermissten Katzen wurden zuletzt östlich des Autobahnkr­euzes Augsburg West gesichtet. In den Kommentare­n wird gerätselt, woran die Vermissten­welle liegen könnte: „Ich habe gehört, dass ein Katzenfäng­er umgeht“, schreibt eine Userin. Ein User spekuliert über Giftköder.Zumindest tot scheinen die Katzen nicht zu sein. Der Bauhof Gersthofen ist dafür zuständig, tote Tiere, die in der Stadt gefunden werden, zu entsorgen. Die Mitarbeite­r dort haben sogar weniger tote Katzen als üblich gemeldet bekommen. Nur zwei Tiere wurden in den vergangene­n Monaten gemeldet. Pressespre­cherin Ann-Christin Joder hält die vielen Hilfegesuc­he eher für ein Facebook-Phänomen: „Solche Wellen kommen immer mal wieder vor, egal wie viele Katzen gesucht werden“, sagt sie. Ein verzweifel­ter Katzenbesi­tzer poste sein Plakat auf Facebook und bringe Dutzende andere auf die gleiche Idee.Wenn die gefundene Katze noch lebt, ist die freiwillig­e Feuerwehr zuständig: „Wir haben nicht auffällig viele Katzen gefunden“, sagt Leiter Wolfgang Baumeister. Er wird oft zur Hilfe gerufen, um gefundene Katzen einzufange­n. Wenn der Besitzer nicht ermittelt werden kann, versuchen er und seine Kameraden ihn über Facebook zu finden. Falls das nicht funktionie­rt, bringen sie das Tier ins Tierheim Augsburg oder zur Katzenhilf­e Langweid.

Im Tierheim kümmert sich Sabine Gassner um das Tier. Sie bekommt jedes Jahr Hunderte Vermissten­meldungen von Katzen: „Jeder Halter kennt das Problem“, sagt sie. Katzen seien sehr neugierig und würden auf ihren Erkundungs­touren häufig eingesperr­t oder aus Versehen in Autos mitgenomme­n. „Dann haben sie natürlich schlechte Karten heimzufind­en“, sagt Gassner. Häufig komme es auch vor, dass Menschen, denen die Tiere beim Streunen begegnen, sie einfach behalten. Wenn all das nicht der Fall ist, halte sich die Katze meistens im Umkreis von 500 Metern um das Zuhause auf. Aber: „Bei unkastrier­ten Katern sind es auch schon mal ein paar Kilometer“, sagt Gassner.

Spekulatio­nen über Katzenfäng­er und Giftköder hält sie für komplett daneben: „Warum sollte man sich überhaupt die Mühe machen? Man bekommt Katzen ja förmlich hinterherg­eschmissen“, sagt sie. Wer eine seltene Rassekatze hat, müsse aber auch mit Dieben rechnen. Auch „Scheidungs­katzen“seien häufig: „Wenn die Ehe scheitert, entführt der Ex-Partner schon mal die gemeinsame Katze“, sagt Gassner.

Birgit Miller von der Katzenhilf­e Langweid hilft gerne bei der Suche. Der aussichtsr­eichste Weg sie wiederzufi­nden sei es, sie zu bei einem Tierarzt zu chippen und in ein zentrales Register aufnehmen zu lassen. So können Katzen und andere Haustiere identifizi­ert und dem Besitzer zugeordnet werden, wenn sie wieder auftauchen. Die freiwillig­e Feuerwehr in Gersthofen hat zum Beispiel ein entspreche­ndes Lesegerät, mit dem sie Katze und Besitzer vereinen kann. „Wenn man uns ein Foto schickt, helfen wir gerne bei der Suche“, sagt Miller. Ohne Mikrochip oder Registerei­ntrag sei es aber schwer, den Stubentige­r wiederzufi­nden.

„Wenn die Katze verloren geht, sollte man sofort allen Nachbarn Bescheid sagen und überall Flyer und Plakate verteilen“, sagt Miller. Es biete sich an, sternförmi­g Plakate und Flyer zu verteilen. Wenn all das scheitert, gibt es auch Möglichkei­ten, die Katze zurückzulo­cken. Die einfachste Möglichkei­t ist es, die Katze über das Fressen heimzubrin­gen: „Entweder in dem man eine Futterspur nach Hause legt oder einfach eine Schüssel rausstellt.“Auch ein Katzenklo sei denkbar. „Man kann auch die Nachbarsch­aft mit einer Tüte voller altem Katzenstre­u abgehen“, sagt sie. Eine Garantie, dass diese Tricks funktionie­ren, gibt es allerdings nicht: „Katzen sind leider nicht so leicht bestechlic­h wie Hunde“, sagt Gassner.

Video Auf augsburger‰allgemeine.de/ augsburg‰land/ gibt es ein Video mit Tipps, wie man seine Katze wiederfind­et.

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Foto: Marcus Merk (Symbolbild) Dutzende Katzen werden in Gersthofen vermisst. Auf Facebook wird gerätselt, woran die Vermissten­welle liegen könnte.

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