Augsburger Allgemeine (Land West)
„Das Paradies ist eine Scheinwelt der ultimativen Häuslichkeit“
eine solche Lücke ist. Es ist eine Tür, die sich schließt, aber man kann hindurchgehen und auf die andere Seite kommen, ohne sich dafür umbringen zu müssen.“Und so sind auch vor geraumer Zeit der Lyriker Judy Frank und die Star-Schauspielerin Mona Bauch hierhergekommen, in „das perfekte Versteck“. Dieses Malé nämlich ist: „Der Ort, an dem man sein kann, wer man wirklich ist, und nicht der, als den einen die andern sehen oder sehen wollen.“
Aber nun sind die beiden Deutschen, Frank und Bauch, auch noch der Insel abhandengekommen – sind verschwunden, gemeinsam? Sind tot? Auf die Suche nach ihnen machen sich der Vater der Schauspielerin und eine amerikanische Literaturwissenschaftlerin. Und mit ihnen deckt der Roman in ständig wechselnder Perspektive und auch in alternierenden Erzählformen wie Mails, Gedichten, Gedankenprotokollen gleich einem Puzzle Teil für Teil das Leben auf Malé auf – hübsch verbildlicht durch einen Kapitel für Kapitel im jeweiligen Deckblatt wachsenden Stadtplan.
Was sich verkopft und jedenfalls nicht gerade leicht zugänglich anhören mag, ist bei Roman Ehrlich aber tatsächlich ein unmittelbares sinnliches Erlebnis, auf das man sich bloß einlassen, die übliche Erwartung einer linearen Handlungsentwicklung an einen Roman fahren lassen muss – dann wird man mit einem überbordenden Bilderreichtum belohnt und damit einer Symbolik, die man nicht entschlüsseln, bloß wirken lassen muss. Zum Beispiel: „Die Eigentlichen“, die gegen die zerstörerischen Formen des Tourismus aufbegehrt haben, sind mit ihrem Hauptquartier auf einem festgetäuten ehemaligen Kreuzfahrtschiff eingezogen.
Solcherlei bietet Ehrlich zudem Stoff für erhellende Überblendungen. Die ehemaligen Luxus-Urlaubsinseln, von denen nur noch ein