Augsburger Allgemeine (Land West)
Flug nach Nirgendwo
Klimaschutz Die Qantas bietet Passagieren Rundflüge über Australien an
Die Sehnsucht nach Fliegen scheint in diesen Corona-Zeiten schon ziemlich groß zu sein, denn die Tickets waren im Nu ausverkauft: Die australische Fluggesellschaft Qantas hob am Samstag mit 150 Passagieren an Bord in Sydney zu einem Rundflug über Australien ab. Acht Stunden später landete die Boeing 787-9 Dreamliner – ein Langstreckenjet, der eigentlich zwischen den Kontinenten pendelt – wieder in Sydney. Weshalb der Panorama-Rundflug mit demselben Ausgangs- und Zielflughafen als „Flight to nowhere“(Flug nach nirgendwo) angekündigt worden war.
Australien hält wegen der Corona-Pandemie seit Monaten nicht nur die Grenzen für Besucher aus dem Ausland geschlossen, sondern auch Reisen zwischen den einzelnen Bundesstaaten sind größtenteils verboten. Umso willkommener war der Panorama-Rundflug auf knapp 1220 Metern Höhe – statt der sonst üblichen Flughöhe von gut 10 000 Metern. Die Route führte nordwärts die Küsten der Bundesstaaten New South Wales und Queensland entlang und dann zu dem berühmten Inselberg Uluru, dem Ayers Rock im Zentrum Australiens. Durch die großen Fenster des Dreamliners konnten die Passagiere den Uluru, das Great Barrier Reef und den Hafen von Sydney von oben bewundern.
Unten am Boden allerdings regte sich angesichts des Klimawandels heftige Kritik an diesem Flugvergnügen. Australien hatte schließlich gerade unter schweren Buschbränden im Südosten des Landes massiv gelitten. „Dies ist obszön“, schrieb ein Twitter-Nutzer. „Ich dachte, die Aussies würden sich Sorgen um den Klimawandel machen. Scheint nicht so“, schrieb ein anderer User. „Flüge nach nirgendwo sind Flüge zu einem heißeren Planeten“, fand ein Nutzer, „sie (die Passagiere) helfen, das Great Barrier Reef zu töten, auf das sie durch die Fenster glotzen“.