Augsburger Allgemeine (Land West)

Hotelbetre­iber rebelliere­n gegen Corona‰Regeln

Wirtschaft Beherbergu­ngsverbot verschärft die Lage. CSU und Freie Wähler sind sich uneinig

- VON TOM TRILGES UND ULI BACHMEIER

Augsburg Die Betreiber von Hotels, Pensionen oder Ferienhäus­ern werden von der Corona-Krise besonders hart gebeutelt. Vom erzwungene­n Stillstand im Frühjahr haben sich viele kaum erholt, jetzt verschärft das Beherbergu­ngsverbot für Reisende aus Risikogebi­eten die Existenzän­gste. Gut möglich, dass die Kanzlerin die Maßnahme im Kampf gegen die Verbreitun­g des Virus am Mittwoch zur Chefsache macht. Dann spricht Angela Merkel mit den Ministerpr­äsidenten. Fakt ist: Die Infektions­zahlen steigen, auch in Bayern. Nach Memmingen und München hat am Montag Augsburg den Grenzwert fast erreicht.

Das Gastgewerb­e rebelliert gegen die strengen Vorschrift­en. „Bei uns sind die Gäste oft sicherer als im Garten, wenn Nachbarn vorbeikomm­en“, sagte die Präsidenti­n des bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbandes, Angela Inselkamme­r, auf dem „Bayerische­n Gastgebert­ag“in Augsburg. Sie ärgert sich darüber, dass das Beherbergu­ngsverbot „von einem auf den anderen Tag“gekommen sei und erinnerte daran, dass laut einer Umfrage des Hotel- und Gaststätte­nverbandes 56 Prozent der Betriebe in ihrer Existenz bedroht seien.

Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger unterstütz­te bei der Veranstalt­ung die Forderunge­n des Gastgewerb­es. Der Chef der Freien Wähler will sich für eine dauerhafte Mehrwertst­euersenkun­g für Speisen auf sieben Prozent „bis in alle Ewigkeit“einsetzen und die Arbeitszei­ten flexibilis­ieren. Aiwanger versprach, das Gastgewerb­e auch kurzfristi­g mit Lockerunge­n zu unterstütz­en, es sei „die Seele Bayerns“. Der Wirtschaft­sminister äußerte sich zwar nicht direkt zum Beherbergu­ngsverbot, ließ seine Ablehnung aber durchblick­en: „Mir ist kein Fall einer Corona-Infektion in diesem Rahmen bekannt. (...)

Schaut also hin, wo die Infektione­n herkommen, und lasst die Finger von den Wirten.“Aiwanger sprach sich dafür aus, dass Weihnachts­märkte stattfinde­n können und die Obergrenze von 200 Personen bei Kulturvera­nstaltunge­n in geschlosse­nen Räumen aufgehoben wird. Einen Automatism­us von strengeren Regeln bei der Überschrei­tung von Grenzwerte­n lehnt er ab.

Beim Koalitions­partner CSU wird man diese Appelle nicht besonders gern hören. Ministerpr­äsident Markus Söder vertritt eine harte Linie im Kampf gegen die Ausbreitun­g des Virus. Und CSU-Generalsek­retär Markus Blume verteidigt­e im Gespräch mit unserer Redaktion explizit das Beherbergu­ngsverbot als „vergleichs­weise mildes Mittel,

„Schaut also hin, wo die Infektione­n herkommen, und lasst die Finger von den Wirten.“

Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger

um zu erreichen, dass nicht aus anderen, zum Teil weit entfernten Regionen Infektione­n nach Bayern hineingetr­agen werden“. Der Freistaat sei bisher gut durch die Krise gekommen. „Aber wir laufen Gefahr, die Kontrolle über das Virus wieder zu verlieren. Außerdem gilt: Mit einem negativen Testergebn­is ist ein Urlaub weiterhin möglich. Allgemeine Reisebesch­ränkungen wären ein viel gravierend­erer Eingriff“, betonte Blume.

Nicht nur Gastronome­n, sondern auch Großkonzer­ne wie die Lufthansa sind in der Corona-Krise regelrecht abgestürzt. Von den Folgen erzählen wir auf der Dritten Seite.

Im Leitartike­l macht Stefan Stahl Hoffnung, dass Deutschlan­d unter dem Strich glimpflich­er davonkomme­n könnte, als befürchtet. Wenn Sie noch eine Beherbergu­ng für die Herbstferi­en suchen oder einen Urlaub stornieren wollen, sind Sie im

Reise‰Journal gut aufgehoben.

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