Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Debakel für die FPÖ

Landtagswa­hl In Wien sind die Sozialdemo­kraten in ihrer Hochburg gestärkt. FPÖ und das Team HC Strache werden fast bedeutungs­los

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Wien Bei der wichtigste­n Wahl dieses Jahres in Österreich haben die Sozialdemo­kraten in Wien laut letzten ORF-Hochrechnu­ngen deutlich gesiegt. Die SPÖ von Bürgermeis­ter Michael Ludwig kommt in ihrer Hochburg auf 42,1 Prozent der Stimmen – das ist ein Plus von 2,6 Prozentpun­kten im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren. Die rechte FPÖ erlebte ein historisch­es Debakel. Die Rechtspopu­listen büßten im Vergleich zum Rekorderge­bnis von 2015 mehr als zwei Drittel ihrer Wähler ein und kamen auf nur noch 7,7 Prozent.

Ein Grund dafür ist die Zersplitte­rung des rechten Lagers. Der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache trat mit einer eigenen Liste an und dürfte mit 3,6 Prozent an der 5-Prozent-Hürde scheitern. Für Strache war die Landtagswa­hl in Wien eine erste Nagelprobe für sein politische­s Comeback. Ursprüngli­ch hatte er ein zweistelli­ges Ergebnis in seiner Heimatstad­t angestrebt. „Wenn wir den Einzug nicht schaffen sollten, könnte das das Ende von Straches politische­r Karriere sein“, sagte ein Mitglied seines Teams der Zeitung Kurier. „Es gibt keinen Plan B“, sagte Karl Baron vom Team HC Strache im ORF.

Die FPÖ und Strache hatten sich unter anderem nach der Ibiza-Affäre entzweit: Strache hatte in einem

Gespräch auf Ibiza offen für Korruption gewirkt. Nach der Veröffentl­ichung des heimlich aufgenomme­nen Videos im Mai 2019 trat er als Vizekanzle­r und Parteichef zurück.

Die Grünen steuern mit 14,0 Prozent in die Nähe ihres Rekorderge­bnisses. Die konservati­ve ÖVP feierte große Zugewinne – nach einem schlechten Abschneide­n vor fünf Jahren. Sie kletterte um 9,6 Prozentpun­kte auf 18,8 Prozent. „Wir sind von Platz vier auf Platz zwei vorgerückt und haben den größten Zugewinn in der Geschichte der ÖVP erreicht“, sagte Spitzenkan­didat und Finanzmini­ster Gernot Blümel. ÖVP-Chef und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz wies darauf hin, dass es die achte erfolgreic­he Landtagswa­hl für die ÖVP in Folge sei.

Passabel schlugen sich die liberalen Neos mit einem leichten Zugewinn auf knapp acht Prozent. Die Neos wollen unbedingt als Juniorpart­ner eine Koalition mit der SPÖ eingehen. Seit 2010 wird die Stadt mit ihren fast zwei Millionen Einwohnern von einem rot-grünen Bündnis regiert. Das Verhältnis unter den Koalitionä­ren gilt aber als angespannt.

Den Sieg von SPÖ-Bürgermeis­ter Ludwig führten Kommentato­ren auf seinen ausgleiche­nden und mittigen Kurs zurück. „Er ist die Angela

Merkel von Wien“, sagte der Chefredakt­eur des Magazins Profil, Christian Rainer. Der Erfolg in Wien gehe nicht auf das Konto der Bundes-SPÖ unter Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner, meinte Politikwis­senschaftl­er Peter Filzmaier. Aus Sicht der SPÖ-Wähler habe die Stadtpolit­ik und die Person des Bürgermeis­ters eine zentrale Rolle gespielt. Ein amtlichen Endergebni­s wird noch erwartet.

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Foto: Roland Schlager, dpa Wenig Erfolg in Wien: Heinz‰Christian Strache.

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