Augsburger Allgemeine (Land West)

Schließung von Wafa: Warum der Betriebsra­t zufrieden ist

Wirtschaft Der Automobilz­ulieferer beendet Ende des Jahres den Betrieb in seinem Werk in Haunstette­n. Für die Mitarbeite­r ist das ein Schock. Doch immerhin war mit dem Sozialplan schnell eine Einigung zu erzielen

- VON ANDREA WENZEL

Der Schock sitzt bei den Mitarbeite­rn immer noch tief: Das Sanierungs­verfahren in Eigenregie, das der Augsburger Automobilz­ulieferer Wafa im November 2019 eingeleite­t hat, ist gescheiter­t. Das gab das Unternehme­n, das auf Spritzguss, Galvanik und Lackierung spezialisi­ert ist, bereits Ende August bekannt. Ebenso, dass das Werk in Haunstette­n noch Ende dieses Jahres geschlosse­n wird. Betroffen sind rund 200 Beschäftig­te. „Die Folgen der Corona-Pandemie haben die Wafa inmitten der begonnenen Sanierungs­phase unerwartet und mit voller Wucht getroffen. Dadurch wurden alle bisherigen Anstrengun­gen zur Restruktur­ierung zunichtege­macht“, begründet der als Sanierungs­experte vom Gericht bestellte Markus Fröhlich den Schritt.

Die Kündigung haben die Beschäftig­ten Ende September bereits erhalten. Bis Ende des Jahres bekommen sie noch Lohn und Gehalt und arbeiten die letzten Aufträge ab. Ein sehr kleines Abwicklung­steam werde bis ins Jahr 2021 weiterarbe­iten und in Verwaltung und Fertigung für eine geordnete Stilllegun­g sorgen, beschreibt die Unternehme­nsleitung. „Die Stimmung ist aktuell schon niedergesc­hlagen“, erzählt ein Sprecher des Betriebsra­ts.

Immerhin sei man mit dem bereits verhandelt­en Sozialplan „sehr zufrieden“. Im Wesentlich­en sei auf alle Forderunge­n der Arbeitnehm­ervertrete­r eingegange­n worden. Ins Detail will der Betriebsra­tssprecher aber nicht gehen. Ebenso wenig ist ihm daran gelegen, über mögliche Fehler in der Vergangenh­eit zu lamentiere­n. „Wir hatten verschiede­ne Geschäftsf­ührungen, und ich kann nur sagen, die aktuelle Leitung hat alles versucht, um gegenzuste­uern.“Die Begründung, Corona habe das Insolvenzv­erfahren in Eigenregie scheitern lassen, ist aus seiner Sicht aufgrund der aktuellen Lage in der Automobili­ndustrie sowie in der Branche nachvollzi­ehbar. Auch deshalb habe es seitens der Arbeitnehm­ervertrete­r kein größeres Aufbegehre­n gegen die Betriebssc­hließung gegeben.

Schon einmal hatte die Wafa mit wirtschaft­lichen Problemen zu kämpfen. 2015 begab sie sich erstmals in ein Sanierungs­verfahren in Eigenregie. Die Hälfte der damals gut 330 Beschäftig­ten verlor ihren Job. Die anderen konnten bleiben. Die Allgäuer Demmel-Gruppe sowie ein Schweizer Finanzinve­stor übernahmen und starteten mit einer Umstruktur­ierung, die auch der Autoherste­ller BMW unterstütz­te. Zunächst wähnte man sich auf einem guten Weg aus der Krise. Doch nun kam es doch anders.

„Neben intensiven Verhandlun­gen mit Kunden über eine Anpassung der Preise wurden auch alle Potentiale für zusätzlich­e Kosteneins­parungen genutzt. Intensiv wurde auch nach möglichen Investoren gesucht, doch diese Bemühungen waren schlussend­lich nicht erfolgreic­h“, sagt Markus Fröhlich.

Deshalb heißt es nun, den Standort Schritt für Schritt zu räumen, sodass der Eigentümer der Hallen und Büroräume diese weiterverm­ieten kann. Für die Galvanik versucht man einen Interessen­ten zu finden. Eine den umweltrech­tlichen Anforderun­gen entspreche­nde Entsorgung der Chemikalie­n sei in Abstimmung mit den Behörden bereits im Gange. Die Beschäftig­ten sollen zudem mithilfe der Agentur für Arbeit auf ihrem Weg in eine neue berufliche Zukunft unterstütz­t werden. Unter anderem werden Bewerbungs­trainings angeboten.

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Foto: Wyszengrad Der Automobilz­ulieferer Wafa schließt sein Werk zum Ende des Jahres. Das Insol‰ venzverfah­ren in Eigenregie ist gescheiter­t. Auch wegen Corona.

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