Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Augsburger Paar gibt Kücheneinblicke
Porträt Madeleine und Florian Ankner lernten sich während ihrer Ausbildung kennen. Nun betreiben die Journalisten einen Food-Blog und haben ihr erstes Buch herausgebracht
Wie einst Eva verführte Madeleine Ankner ihren späteren Mann Florian mit einem Apfel. Allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass sie ihn damit ins Paradies – in diesem Fall die Welt des Backens – lockte. Inzwischen führen die beiden einen beliebten Blog zum Thema Kochen und Backen mit dem Namen „Das Backstübchen“. Rezepte nachzukochen ist nicht ihr Ding, sie kreieren lieber eigene. Deshalb haben sie nun ihr erstes Buch herausgebracht: Apfelküche.
Gedacht war die Sache anders: Florian und Madeleine Ankner wollten Journalisten werden, machten ein Volontariat bei der Augsburger Allgemeinen. Dort lernten sie sich auch kennen: Sie begegneten sich am ersten Tag ihres Volontariates im Verlagsgebäude der AZ. „Raum 151“, wissen sie noch genau – und dass es Liebe auf den ersten Blick war. Er studierte Informationsmanagement und Unternehmenskommunikation (IMUK), sie Medienkommunikation. Sie liebt es zu backen, er zu fotografieren. Dazu die gemeinsame Leidenschaft für Essen, fertig war das Erfolgsrezept.
Madeleine Ankner wagte im vergangenen Jahr den Schritt in die Selbständigkeit, auch ihr Mann gab kürzlich seine Festanstellung auf. Seit einem Jahr haben sie ein Kochstudio im Ackermann-Fabrikgebäude in Göggingen. Sie sind Food-Styler, die Gesichter von „The Ingredient“, der Online-Community des Münchener Haushaltsgeräteherstellers Neff und bekamen 2018 für ihr „Backstübchen“einen Food-BlogAward. Ihr Blog gehört zu den Top 10 der deutschsprachigen Blogs in der Kategorie Backen.
Über 200 000 Blog-Aufrufe haben sie pro Monat, davon kommen etwa 80 Prozent von Frauen. Auf Instagram folgen ihnen über 25.000 Nutzer, auf Pinterest sind es 350000 Aufrufe im Monat. Das bedeutet hohe Klickzahlen, und die sind die Währung im Internet, die Unternehmen lockt. „Firmen wollen
Blogger und deren Zielgruppe haben“, erklärt Florian Ankner. „Unsere sind Foodies, also Menschen, die es lieben, sich mit Essen zu beschäftigen.“
Um Blogger zu gewinnen, legen sich Firmen ins Zeug. Dennoch wird zäh verhandelt, denn jede Seite möchte profitieren. Genau das kennt der Backstübchen-Blog gut und haben viel gelernt. Ankners haben inzwischen namhafte Kunden: Ihr Geschirr besorgen sie sich aus der ganzen Welt, von Australien bis Kanada. Ihr Küchenstudio ist ist
die Fotos wollen sie authentisch halten. „Unser Essen wird für das Foto nicht bearbeitet. Wir verwenden weder Rasierschaum noch Haarlack. Bei uns ist alles echt“, so Madeleine Ankner. Immerhin essen sie alles selbst auf, was sie zubereiten. „Wir wollen keine Lebensmittelverschwendung.“
Für ihr neues Apfel-Rezeptebuch sind sie bis nach Sörup bei Flensburg zu einem Pomologen, einem Obstkundler, gefahren. Denn Meinolf Hammerschmidt hütet in seinem Obstmuseum, dem „Pomarium
Anglicum“, über 700 von den weltweit rund 20.000 Apfelsorten. Die Ankners beschreiben in ihrem Buch zwölf beliebte Apfelsorten und kreieren daraus herzhafte und süße Gerichte. Bei ihren Followern und Lesern kommt das Angebot gut an. Immer wieder bedanken sie sich für die Inspiration oder geben Rückmeldung, wenn sie ein Rezept nachgekocht haben.
Doch wie kommt mit einem Blog Geld in die Kasse? „Auf uns kommen Hersteller von Säften, Whiskey oder Honig zu und bitten uns, Rehochmodern, zepte mit ihren Produkten zu entwickeln“, so die Autoren. Jedoch sind sie wählerisch: „Kunden müssen zu uns passen.“Mit ihrer Agentur „hey, foodie – Storytellung & FoodFotografie“haben sie Kunden wie Manufactum und Tchibo, aber auch das Augsburger Restaurant „Nude Food“gewonnen. „Für Hymer waren wir drei Wochen in Frankreich mit dem Wohnmobil unterwegs.“Ziel sei es, regional einzukaufen, Neues zu entdecken und Fotos, auch mit der Drohne, zu machen. Das sei nicht so entspannt, wie es klingt, und die Zeitspanne schneller vorbei, als man denke. „Begeistert waren wir von der Fougasse, einem französischen Brot mit Kräutern und Olivenöl.“Auch dieses Rezept findet man im Blog.
Im Toskana-Urlaub haben die beiden Ricciarelli-Kekse in Siena gekostet. Florian Ankner war so begeistert von den Mandelkeksen, dass seine Frau und er sie zu Hause nachgebacken haben. „Die Kekse sind aus der Pasticceria Nannini, die der Familie von Sängerin Gianna Nannini gehört und die von ihrem Bruder, dem einstigen Rennfahrer Alessandro, geführt wird. „Wir sind stets im Zeichen der Kulinarik unterwegs“, sagen sie lachend. Wenn sie zuhause kochen, legen die beiden aber großen Wert auf regionale Zutaten. Und sie versuchen, auch ihre Fans davon zu überzeugen: durch Erklärungen, Rezepte und den steten Austausch mit ihren Nutzern.
Madeleine Ankner lernte das Backen übrigens von ihrer Oma. Von deren Rezepten lässt sie sich bis heute immer wieder inspirieren. „Unseren Food-Blog gibt es seit 2013, und wir hätten uns damals nie vorstellen können, davon leben zu können“, freuen sie sich heute. Ideen für die Zukunft haben sie noch viele. „Das Backstübchen ist die Spielwiese, auf der wir uns kreativ austoben können.“
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Info Das Buch „Apfelküche“von Madeleine und Florian Ankner ist im Dorling Kindersley Verlag erschienen. Es hat 192 Seiten und kostet 22 Euro.