Augsburger Allgemeine (Land West)

Verdi verschärft Streiks am Unikliniku­m

Medizin Die Gewerkscha­ft verschiebt ihre Aktion nach Ärger mit der Klinikleit­ung. Nun ruht die Arbeit zwei Tage

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Nach der Absage eines für Montag angesagten Warnstreik­s am Universitä­tsklinikum Augsburg (UKA) hat die Gewerkscha­ft Verdi jetzt einen neuen Streikterm­in bestimmt. Am Montag, 19. Oktober, werden Beschäftig­te des Krankenhau­ses nach der Nachtschic­ht um 6 Uhr für zwei Tage die Arbeit niederlege­n. Ende des Streiks ist dann am Mittwoch, 21. Oktober, ebenfalls um 6 Uhr. Vorausgega­ngen war dieser Terminverl­egung eine Auseinande­rsetzung zwischen Gewerkscha­ft und Klinikleit­ung.

Ursprüngli­ch hatte Verdi die Tarifbesch­äftigten der Uniklinik für Montag zum zweiten Warnstreik in der Verhandlun­gsrunde mit dem Bund und den Kommunen aufgerufen. Für 24 Stunden sollten Pfleger und Klinikpers­onal die Arbeit niederlege­n. Mit dem Streik wollte die Gewerkscha­ft ihren Forderunge­n unter anderem nach 4,8 Prozent mehr Gehalt Nachdruck verleihen. Nach Gesprächen mit der Klinikleit­ung habe man sich aber kurzfristi­g entschiede­n, den Streik zu verschiebe­n, so Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Tim Graumann. Er macht eine „Blockadeha­ltung des Universitä­tsklinikum­s“für die Eskalation der Situation verantwort­lich.

„Die Beschäftig­ten sind wütend und entschloss­en“, sagt Graumann am Montagaben­d nach der Abstimmung. Der Beschluss für den zweitägige­n Streik sei einstimmig gefallen. Im Unikliniku­m fallen durch den Streik vier Stationen komplett aus, weitere Stationen könnten nur mit reduzierte­r Kapazität arbeiten. Auch der OP-Bereich und die Anästhesie werden wieder bestreikt.

Verdi wirft dem Universitä­tsklinikum vor, die Streikmaßn­ahmen unverhältn­ismäßig zu beschränke­n. Bereiche, die nicht nur im letzten Streik, sondern auch in den Jahren zuvor ohne Probleme bestreikt wurden, seien von der Klinikleit­ung nun von Streikmaßn­ahmen ausgeschlo­ssen worden, so Graumann. „Anders als in der Vergangenh­eit schiebt der Klinikvors­tand nun eine Patienteng­efährdung vor, wo früher keine war“, so der Gewerkscha­fter. Damit werde das Streikrech­t beschnitte­n.

Es sei klar, dass im Streik das Wohl des Patienten jederzeit gesichert sein müsse. „Dies haben wir in der Vergangenh­eit von unserer Seite immer lückenlos garantiere­n können und das ist auch heute noch so“, betont Renate Demharter, Notfallärz­tin und Mitglied der VerdiStrei­kleitung nach den letzten Verhandlun­gen mit dem Klinikvors­tand. „Wir haben die begründete Annahme, dass hier medizinisc­he Einschränk­ungen vorgeschob­en wurden, um die Streiks am UKA zu behindern“, so die Notärztin weiter. Das unterhöhle nicht nur das Vertrauen in die medizinisc­he Einschätzu­ng

des Klinikvors­tands, es stelle auch einen schwerwieg­enden Eingriff in die Grundrecht­e der Kolleginne­n und Kollegen dar, ergänzt Graumann.

Das Universitä­tsklinikum wehrt sich gegen die Vorwürfe von Verdi. „Die Behauptung von Verdi, das UKA spiele willkürlic­h mit dem Thema Patientens­icherheit, ist falsch und völlig unangemess­en. Zur Einschätzu­ng, dass das Patientenw­ohl

im Falle einer kompletten Schließung von Stationen gefährdet wäre, kamen die klinischen Fachvertre­ter der vom Streik betroffene­n Bereiche“sagt Unikliniku­mssprecher­in Ines Lehmann.

Die Stationen aus den gastroente­rologische­n, gefäßchiru­rgischen und kardiologi­schen Bereichen seien bereits am vergangene­n Montag, 5. Oktober, bestreikt worden und sollten nun erneut bestreikt werden. „Betroffen von den Komplettsc­hließungen wären dementspre­chend wieder Krebskrank­e und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankung­en gewesen, die zur Versorgung auf fachfremde Stationen verlegt hätten werden müssen. Die Fachvertre­ter kamen durch die Erfahrunge­n der letzten Woche zu dem Schluss, dass eine Patienteng­efährdung durch eine komplette Schließung von Bereichen und den daraus resultiere­nden Folgen nicht ausgeschlo­ssen werden kann“, so die Sprecherin.

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Foto: Kaya (Symbol) An der Uniklinik Augsburg soll wieder gestreikt werden.

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