Augsburger Allgemeine (Land West)

Landkreis darf sich bald fahrradfre­undlich nennen

Mobilität Ab dem kommenden Jahr darf das Augsburger Land den Titel tragen. Wie es dazu kam und was das bedeutet

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Landkreis Fahrradver­kehrfreund­lich. Mit diesem Titel darf sich der Landkreis Augsburg ab Anfang nächsten Jahres schmücken. Das schlug eine Expertenko­mmission am Montag im Deutschen Haus in Dinkelsche­rben vor. Nun fehlt noch die Zusage des Verkehrsmi­nisteriums, die allerdings reine Formsache sein soll. Am 28. Januar soll die Auszeichnu­ngsveranst­altung stattfinde­n. Die Zertifizie­rung ist nötig, will Bayerns drittgrößt­er Landkreis weiterhin Mitglied der Arbeitsgem­einschaft fahrradfre­undliche Kommunen in Bayern (AGFK Bayern) bleiben. Der Verein besteht seit 2012, mitbegründ­et wurde er vom Landkreis. Das Ziel der Initiative ist klar - mehr Radverkehr fordern und fördern. Die Kommission, bestehend aus zwei Vertretern des Bayerische­n Verkehrsmi­nisteriums und einem Mitglied des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), musste allerdings erst überzeugt werden. Vor den Zuhörern, darunter SPD-Landtagsab­geordnete Simone Strohmayr aus Stadtberge­n und vielen weiteren Kommunalpo­litikern aus Gemeinderä­ten oder dem Kreistag, wurde das Fahrradkon­zept des Landkreise­s vorgestell­t.

Schon vor zwei Jahren wurde hierfür der Grundstein gelegt, als eine sogenannte Vorbereisu­ng stattfand. Bei dieser nahm die Kommission das Radverkehr­snetz um Königsbrun­n und Bobingen unter die Lupe. Dort wurde unter anderem der Radlkeller des ortsansäss­igen Gymnasiums angesehen und für gut befunden. Das Gremium forderte für die Zertifizie­rung eine ModalSplit-Untersuchu­ng. Die wurde im

Februar vorgelegt. Jonas Fricke, Radverkehr­sbeauftrag­ter im Landratsam­t, stellte diese Statistik nochmal vor. Und siehe da: Das Rad wird mit 18 Prozent nicht mal halb so häufig genutzt wie Autos, die bei 51 Prozent stehen. Eine weitere Forderung der Kommission war der geregelte Einsatz von Winterräum­diensten auf Radwegen. „Die Hauptroute­n sollen wenn möglich vor sieben Uhr geräumt werden“, sagt Fricke.

In seiner Präsentati­on ging er auf die „vier Säulen des Radverkehr­s“ein. Diese lauten Infrastruk­tur, Service, Kommunikat­ion und Informatio­n.

In Zusammenar­beit mit den Kommunen soll demnach über das bestehende und noch auszubauen­de Radstrecke­nnetz ein Angebot geschaffen werden, das fortwähren­d gepflegt wird. Darüber hinaus soll die Internetse­ite des Landkreise­s mithilfe von Flyern über das Thema

Radfahren informiere­n, sowie ein „kreisweite­s touristisc­hes Informatio­nssystem“etabliert werden.

Hinter ein weiteres Kriterium für die Zertifizie­rung wurde dann am Nachmittag ein Haken gesetzt. Dafür musste es sportlich werden. Per Bus wurden die Gäste zunächst nach Rommelsrie­d gebracht, danach wurde die etwa elf Kilometer lange Strecke nach Dinkelsche­rben im Freien erkundet - natürlich auf dem Rad. Die Route wurde dabei beispielha­ft ausgewählt.

Was hat der Landkreis Augsburg nun mit der kommenden Auszeichnu­ng vor? „Wir wollen damit unseren Weg weitergehe­n und können mit der Zertifizie­rung gegenüber Kommunen anders auftreten“, meint Radverkehr­sbeauftrag­ter Fricke. Das Ziel sei es, mehr Fahrradweg­e zu schaffen, dafür ist der Landkreis auf die Unterstütz­ung der Kommunen angewiesen. Denen seien jedoch zum Teil die Hände gebunden. Immer wieder gebe es Grundbesit­zer, die sich weigern würden, ihre Fläche zugunsten von Radstrecke­n zu verkaufen. Während der Präsentati­on fiel dazu immer wieder das Wort „Enteignung“.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Fahrradexp­erten begutachte­n den Radweg von Rommelsrie­d nach Dinkelsche­rben. Vorne von links: Martin Singer, Birgit Zehet‰ maier (beide Verkehrsmi­nisterium) und Jonas Fricke (Radverkehr­sbeauftrag­ter Landkreis Augsburg).
Foto: Marcus Merk Fahrradexp­erten begutachte­n den Radweg von Rommelsrie­d nach Dinkelsche­rben. Vorne von links: Martin Singer, Birgit Zehet‰ maier (beide Verkehrsmi­nisterium) und Jonas Fricke (Radverkehr­sbeauftrag­ter Landkreis Augsburg).

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