Augsburger Allgemeine (Land West)

Neue Polit‰Ehe im Kreistag sorgt für Krach

Politik Linke und ÖDP wollen überrasche­nd eine Ausschussg­emeinschaf­t bilden. Damit ist die Besetzung der wichtigen Ausschüsse weiter unklar

- VON PIET BOSSE

Neusäß Fast ein halbes Jahr nach der konstituie­renden Sitzung des Kreistags ist die Besetzung von dessen großen Ausschüsse­n immer noch unklar. Grund sind die Wechselspi­ele eines einzigen von 70 Kreisräten. Nachdem der Linke-Vertreter Maximilian Arnold zunächst eine Fraktionsg­emeinschaf­t mit zwei FDP-Kreisräten eingegange­n war, die er schnell wieder aufkündigt­e, was eine neue Sitzvertei­lung notwendig machte, strebt er nun eine Ausschussg­emeinschaf­t mit der ÖDP an. Die Folge: Die noch nicht einmal abgesegnet­en neuen Mehrheitsv­erhältniss­e in den wichtigen Ausschüsse­n des Gremiums sind schon wieder über den Haufen geworfen.

Entspreche­nd sauer reagierten die Vertreter der anderen Fraktionen sowie Landrat Martin Sailer.

Ende vergangene­r Woche erst hatten ÖDP und Linke verkündet, dass sie künftig eine Ausschussg­emeinschaf­t bilden. Die Sachlage müsse erst noch geprüft werden und der Kreisaussc­huss müsse vorberaten, sagte Justiziar Walter Michale. Folge: Die Besetzung der wichtigen Ausschüsse ist weiter unklar, weil der Kreistag seinen Beschluss vertagen musste.

Landrat Martin Sailer (CSU) mahnte, der Kreistag sei eine ernsthafte Veranstalt­ung, und bekam daviel Applaus von den Kreisräten. „Wer meint, Spielchen spielen zu müssen, kann das machen, aber nicht im Kreistag.“Insbesonde­re kritisiert­e er das Vorgehen der ÖDP und der Linken, wenige Tage vor der Kreistagss­itzung einen neuen Zusammensc­hluss zu bilden. Sailer sagte, ihm fehle dabei die Ernsthafti­gkeit der politische­n Arbeit. „Wir arbeiten für 270.000 Menschen, wir wollen uns endlich den Themen zuwenden, für die wir gewählt wurden.“Sailer sagte, er finde diese Spielchen unterirdis­ch. „Es geht um die zentrale Frage, wie wir miteinande­r arbeiten. Diesen Stilbruch kritisiere ich heftigst. Das ist eine Frage des Miteinande­rs. Das ist kein Kindergart­en, sondern das höchste Gremium des Landkreise­s.“

ÖDP-Kreisrätin Gabriele Olbrich-Krakowitze­r verteidigt­e das Vorhaben: „Für uns ist die politische Arbeit kein Spielchen. Wir versuchen, in den Ausschüsse­n präsent zu sein, weil wir keine Chance hatten, aktiv teilzunehm­en.“Außerdem wollte sie wissen, warum man den letzten Sitz nicht sofort besetzen könne. „Ihr Wahlergebn­is hat zur Folge, dass sie in den Ausschüsse­n nicht vertreten sind, das ist der Wählerwill­e“, entgegnete Sailer. Er berief sich auf die Regel der Geschäftso­rdnung, relevante Dinge im Kreisaussc­huss vorzuberat­en. „Im Kreisaussc­huss sind wir von einer ganz anderen Konstellat­ion ausge

Das ist eine Frage des Umgangs, den finde ich befremdlic­h.“

Auch der CSU-Fraktionsv­orsitzende Lorenz Müller fand deutliche Worte: „Die beiden Fraktionen sollten einen Grundkurs in Kommunalre­cht machen.“Er sagte, die Aufgabe des Kreistags sei es, die Bürgerinne­n und Bürger zu vertreten. „Wir sind gewählt worden, um für unseren Landkreis zu sorgen, und nicht für individuel­le Selbstfind­ungsprozes­se.“Außerdem kritifür sierte er, dass Linken-Kreisrat Maximilian Arnold seine Meinung so schnell geändert habe. Erst habe er mit der FDP zusammenar­beiten wollen, ehe er sich kurze Zeit später als Einzelkämp­fer versuchte und es nun mit der ÖDP probieren wolle, sagte Müller.

Auch Silvia Daßler von den Grünen und SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Harald Güller stimmten einer Vertagung zu. Güller plädierte dafür, die Sitze gemäß des Wahlergebg­angen. nisses im Frühjahr zu verteilen, weil es damals keine Ausschussg­emeinschaf­t zwischen ÖDP und Linken gegeben habe. Er richtete sich auch an Arnold: „Dass Sie ohne Begründung neue Namen reinbringe­n, führt nicht dazu, dass Sie heute rechtmäßig Sitze bekommen.“

Freie Wähler-Fraktionsv­orsitzende Melanie Schappin kritisiert­e Arnold: „Es ist genau das eingetrete­n, wovor wir gewarnt haben, man kann mit einer Linken keine Gemeinscha­ft bilden.“Sie forderte eine klarere Abgrenzung von links. Als es um die Besetzung der Gremien ging, seien sich alle einig gewesen, der AfD keinen zusätzlich­en Platz zu geben, bei den Linken habe man dagegen zugeschaut, wie sie zusammen mit der FDP an Ausschussp­lätze kamen. Schappin: „Ich kann nicht nachvollzi­ehen, warum wir einen Unterschie­d zwischen Linksaußen und Rechtsauße­n machen.“

Arnold verkündete daraufhin, keine Extremismu­s-Debatte führen zu wollen, sagte aber, es sei ein Unterschie­d, ob Autos oder Flüchtling­sheime brennen würden. Dieser Vergleich sorgte für Aufregung. Fabian Mehring von den Freien Wählern kritisiert­e die Formulieru­ng Arnolds. „Das ist für mich der Beweis, dass mit diesen Menschen keine Politik zu machen ist.“Er forderte die ÖDP dazu auf, keine Ausschussg­emeinschaf­t mit der Linken zu bilden. S. 33

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Foto: Marcus Merk (Archivbild) Fast ein halbes Jahr liegt die konstituie­rende Sitzung des Augsburger Kreistags zu‰ rück. Nun gibt es mächtig Ärger.

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