Augsburger Allgemeine (Land West)
Was Bürger von den verschärften CoronaRegeln halten
Stimmung Der Sieben-Tage-Wert hat am Dienstagabend die 50 überschritten. Die Stadt muss deshalb reagieren – unter anderem gilt jetzt eine Maskenpflicht in Teilen der Innenstadt. Was Passanten zu den neuen Maßnahmen sagen
Die Stadt hatte es bereits erwartet – am Dienstagabend kam dann die Nachricht: Die Infektionszahlen in Augsburg haben die Corona-Obergrenze, ab der strengere Maßnahmen gelten müssen, überschritten. Damit gilt jetzt unter anderem in Teilen der Innenstadt auch im Freien eine Maskenpflicht. Zudem gibt es eine neue Sperrzeit für Gaststätten – ab 23 Uhr muss in den Lokalen Schluss sein mit dem Verkauf von Essen und Getränken. Und es gibt noch weitere Einschränkungen.
Entscheidend ist für die Stadt der Sieben-Tage-Wert: Er lag laut Gesundheitsamt am Dienstagabend bei 58,05 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner in sieben Tagen. Die bundesweite Obergrenze ist bei 50. Überschreitet eine Stadt oder ein Kreis diesen Wert, müssen die Kommunen etwas unternehmen, um die Zahlen wieder nach unten zu drücken. Die neue Corona-Regeln in Augsburg gelten seit Mitternacht, vorläufig für sieben Tage.
Die strengeren Regeln sollen dazu dienen, die Ausbreitung der Pandemie aufzuhalten beziehungsweise zu verlangsamen.
Einige empfinden Maskenpflicht und Co. aber als zu starken Eingriff in ihr Recht, auch in Augsburg gab es immer wieder Demonstrationen dagegen. Bei einer Umfrage in der Innenstadt gab es aber überwiegend Zustimmung zu den Regeln. Raphaela und Jürgen Auer trugen am Dienstag die Masken bereits auf der Straße, obwohl das noch nicht Pflicht war. Das Ehepaar findet nicht, dass die neuen Regeln eine zu starke Einschränkung darstellen. „Man kann damit umgehen“, sagen die beiden, die aus Schondorf am Ammersee kommen und einen Tagesausflug nach Augsburg unternommen haben. „Natürlich wollen wir nicht, dass es die nächsten 50 Jahre so bleibt, aber für die nächste Zeit ist es vollkommen okay“, finden sie.
Auch Katrin Demicarn aus Augsburg findet die neuen Corona-Regeln in Ordnung. „Die Leute übertreiben, wenn sie sich darüber aufregen“, sagt die 22-Jährige. Es sei ja nicht für immer. Sie arbeitet in der Küche und im Verkauf. „Natürlich muss ich da die Maske tragen, aber das ist ja nicht schlimm.“Stefan Siller war vor zwei Wochen noch bei einem Fußballspiel. „Ich fand das Sicherheitskonzept eigentlich stimmig“, sagt der 46-Jährige. Aber er kann verstehen, dass die Stadt auf Nummer sicher geht und das Heimspiel des FC Augsburg am Samstag gegen Leipzig nun doch ohne Zuschauer stattfindet.
Angela Tuffentsammer wäre es lieber, es gäbe gar kein Corona. Die 27-Jährige beschwert sich aber nicht über die Regeln: „Es macht Sinn“, findet die Augsburgerin. „Auch dass Treffen im privaten Raum nur für fünf Personen zugelassen sind. Irgendwo muss man ja die Grenze setzen.“Sie arbeitet in der Jugendhilfe und hat dort keine guten Erfahrungen mit den Folgen der Pandemie gemacht. Zwar könne sie die Kinder auf Abstand noch treffen, aber viele Familien hätten mit Problemen zu kämpfen. „Eine alleinerziehende Mutter wurde jetzt auf Corona getestet“, erzählt Tuffentsammer. „Sie lebt mit ihren drei Kindern auf engstem Raum zusammen. Ich frage mich schon, was mit ihnen passiert, wenn der Test positiv ausfällt. Wie werden die Kinder weiter versorgt?“Die Familie könne nicht zu Hause bleiben, dafür sei einfach zu wenig Platz. Aber die Kinder könnten auch nirgendwohin, denn sie hätten dann ja wahrscheinlich auch Corona. Die Frau sagt: „Ich fürchte, solche Fälle wird es jetzt öfter geben.“
Amin Souriti glaubt, dass die neuen Regelungen wichtig sind. Der 44-jährige Augsburger hat immer seine Maske dabei und sagt: „Wir wären jetzt nicht da, wo wir sind, wenn sich nicht ein kleiner Teil so lange geweigert hätte, die Regeln einzuhalten.“Die Infektionszahlen, glaubt er, wären viel niedriger, würden alle die Einschränkungen akzeptieren.