Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Unvollende­te

Peter Tauber galt einst als große Nachwuchsh­offnung der CDU. Doch der Hesse agierte nicht immer glücklich – auch im Internet. Jetzt kehrt er der Politik den Rücken

-

Die Personalie ist auch für Eingeweiht­e eine Überraschu­ng: 2013 wird ein weithin unbekannte­r Abgeordnet­er aus Hessen CDU-Generalsek­retär. Mit seinen damals gerade mal 39 Jahren zählt Peter Tauber zu den jüngsten Abgeordnet­en im Bundestag, mit Glatze und Hornbrille wirkt er schon äußerlich wie ein Internet-Nerd. Von sich reden gemacht hat er bislang vor allem in den sozialen Medien, auf Twitter und bei Facebook hat er zahlreiche Anhänger, unter der selbstiron­ischen Bezeichnun­g „der Schwarze Peter“bloggt er zu aktuellen Themen.

Genau so einen hat Bundeskanz­lerin und Parteichef­in Angela Merkel gesucht. Einen, der den Jüngeren in der angegraute­n CDU eine Stimme gibt, der die Partei offener, weiblicher und bunter macht. Der promoviert­e Historiker plädiert für ein Einwanderu­ngsgesetz, doppelte Staatsbürg­erschaft und will die CDU für Homosexuel­le öffnen. Doch so wohl sich Tauber im digitalen Netz fühlt, so schwer tut er sich beim Knüpfen eines Netzwerks in der Partei. Sperrig und unnahbar, so empfinden ihn Parteifreu­nde. Liberaler und Konservati­ver zugleich will der 46-Jährige sein, doch damit mag er in keine der CDU-internen Strömungen so recht passen.

Erschweren­d kommt hinzu, dass Tauber nicht nur durch seine Positionen von sich reden macht. 2016 wird ein brisantes Papier aus seinem CDU-Kreisverba­nd MainKinzig bekannt. Es enthält unter dem Titel „Operation Kaninchenj­agd“eine so detaillier­te wie zynische Anleitung, wie die Geschäftsf­ührerin aus dem Amt zu drängen sei. Der

Text, räumt Tauber ein, ist ihm seit Jahren bekannt, es sei ein Fehler gewesen, nichts dagegen zu unternehme­n. Die MobbingAff­äre kostet Tauber Sympathien, gerade bei den Frauen in der Union. Selbst in seiner vermeintli­chen Domäne, der digitalen Welt, agiert Tauber nicht immer glücklich. 2017 schreibt er bei einer Diskussion auf Twitter, in der es um Mini-Jobber geht, dass jemand, der etwas Ordentlich­es gelernt habe, keine Minijobs anzunehmen brauche. Das wirkt arrogant und herablasse­nd. Parteifreu­nde werfen Tauber später vor, seine Äußerung habe zum schlechten Abschneide­n der CDU bei der Bundestags­wahl im selben Jahr beigetrage­n. Ob es nun an der Mini-Jobber-Äußerung liegt oder nicht: Als Generalsek­retär, dessen Aufgabe es ja vor allem ist, Wahlen zu gewinnen, hat er die Erwartunge­n der CDU nur teilweise erfüllt.

Gesundheit­lich ist Tauber Ende 2017 schwer angeschlag­en. Er leidet unter einer bedrohlich­en Darmerkran­kung, muss sich einer Notoperati­on unterziehe­n. Im Februar 2018 legt er das Amt des CDU-Generals nieder. Tauber wird Staatssekr­etär im Verteidigu­ngsministe­rium, eine Art Austrag für den einstigen Hoffnungst­räger, unken Parteifreu­nde. Jetzt zieht sich Tauber aus der Politik zurück. Als Grund nennt er unter anderem die Hoffnung auf eine neue berufliche Herausford­erung. Bernhard Junginger

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany