Augsburger Allgemeine (Land West)

Woran die Opfer starben

Obduktions­ergebnisse nach Bauunfall in Denklingen erwartet

- VON STEPHANIE MILLONIG UND DOMINIC WIMMER

Denklingen Die Tragödie wirkt auch Tage später noch nach. Der Baustellen-Unfall in Denklingen (Kreis Landsberg) mit vier Todesopfer­n hat weit über die Region hinaus für Bestürzung gesorgt. Beim Einsturz einer Betondecke auf dem Gelände einer Denklinger Baufirma waren die vier Männer verschütte­t und getötet worden. Sie hinterlass­en zum Teil Familien mit Kindern. Unter den vier Männern im Alter von 34 und 27 Jahren war auch ein 16-Jähriger, der seine Ausbildung offenbar erst frisch begonnen hatte. Die Angehörige­n stehen seit dem Unglück am Freitag unter psychologi­scher Betreuung. Einige von ihnen waren bereits vor Ort, als die Bergung noch lief.

Noch an der Unfallstel­le hatten Kriseninte­rventionsd­ienste und Notfallsee­lsorger Angehörige der Bauarbeite­r betreut und sich auch im Nachgang um die Einsatzkrä­fte der Feuerwehr gekümmert. „Als Notfallsee­lsorger habe ich so etwas noch nicht erlebt. Wenn man zu einer Unfallstel­le kommt, weiß man noch nicht, was einen erwartet“, sagt Martin Rudolph. Er ist normalerwe­ise Pfarrer in Penzing, betreute jedoch an der Einsatzste­lle mit anderen Seelsorger­n und Mitglieder­n des Kriseninte­rventionst­eams einige Angehörige. Die Hinterblie­benen

Seelsorger betreuten die Angehörige­n vor Ort

waren zum Teil früh vor Ort und wurden bei strömendem Regen in Räumen der betroffene­n Baufirma untergebra­cht. Sie verabschie­deten sich noch an der Unglücksst­elle von den Getöteten. Denn die Körper wurden auf Anordnung der Staatsanwa­ltschaft Augsburg ins Institut für Rechtsmedi­zin nach München gebracht, wo am gestrigen Montag eine Obduktion stattfand. Mit Ergebnisse­n rechnet man bis zum Dienstagmi­ttag. „Dann wird geklärt sein, ob die Opfer erschlagen oder erstickt sind“, so Andreas Aichele vom Polizeiprä­sidium Oberbayern Nord. Die Kriminalpo­lizei habe viele Vernehmung­en geführt und andere Mitarbeite­r und Betreiber der Baufirma befragt.

Um das Unglück zu klären, waren mehrere Sachverstä­ndige vor Ort. „Man bedient sich der Expertise von Fachleuten. Denn nicht jeder Kriminaler ist Baustatike­r“, erklärt Aichele. Darüber hinaus habe die Staatsanwa­ltschaft einen eigenen Gutachter eingeschal­tet. „Hier arbeiten eine ganze Reihe von Zahnrädern ineinander, um festzustel­len, ob jemand schuld war“, sagt der Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums aus Ingolstadt. Doch bis Klarheit darüber herrscht, was die Tragödie mit vier Toten ausgelöst hat, können mehrere Wochen vergehen.

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Foto: Julian Leitenstor­fer An der Unglücksst­elle haben Trauernde Blumen und Kerzen abgelegt.

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