Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum die Zuschauer gerade dem FCA besonders fehlen

Fußball Gegen Leipzig sind die Augsburger Spieler weniger gelaufen als gegen Dortmund. Das hängt auch mit dem leeren Stadion zusammen

- VON MARCO SCHEINHOF

Vermutlich hätte RB Leipzig auch so gewonnen. Auch wenn 6000 Zuschauer in der WWK-Arena dabei gewesen wären. Die hätten dem FC Augsburg zwar helfen können, wie schon beim Erfolg gegen Borussia Dortmund. „Da wurde dann halt jeder Meter mehr und jede Ballerober­ung gefeiert. Das setzt natürlich Kräfte frei“, sagte FCA-Trainer Heiko Herrlich. Die Kräfteverh­ältnisse beim 0:2 am Samstag aber waren so deutlich, dass die Zuschauert­eilzulassu­ng ein willkommen­er, aber nicht entscheide­nder Faktor im Spielausga­ng gewesen wäre.

Anfang vergangene­r Woche kam wegen der vielen neuen Corona-Infektione­n in Augsburg der Beschluss der Stadt, dass die Heimpartie gegen Leipzig in einem leeren Stadion stattfinde­n muss. Das hat zwar den Charme, dass es sich irgendwie nach

Fußball auf dem Dorfsportp­latz anfühlt, wenn die Kommandos der Trainer und Spieler weithin zu hören sind. Fußball-Bundesliga aber sollte eigentlich ein anderes Erlebnis sein. „Unsere Fans sind für uns enorm wichtig“, betonte Stefan Reuter. Der FCA-Manager fügte noch an: „Die Stimmung hier ist top. Das haben wir auch gegen Dortmund erlebt, wie wichtig das ist. Es ist immer entscheide­nd, angefeuert zu werden.“

Gegen Dortmund waren die Augsburger neun Kilometer mehr gelaufen als nun gegen Leipzig. 114,81 Kilometer waren es da am Ende, was überrasche­n mag. Auffällig aber war, dass die Läufe nach vorne diesmal äußerst rar ausfielen. Wegen eigener Ungenauigk­eiten und des effektiven Leipziger Gegenpress­ings erstickten viele Angriffsve­rsuche bereits in der Entstehung. So liefen die Augsburger meist nur dem Ball und den Leipzigern hinterher. Was allerdings leichter fällt, wenn die Anfeuerung von außen da ist. „Da kriegt man auch mal die zweite Luft“, sagte Stefan Reuter.

Bei der Zuschauerp­roblematik gibt es einen Flickerlte­ppich in Deutschlan­d. In Hoffenheim waren am Samstag 6000 Fans zugelassen, in Berlin 4000, in Mönchengla­dbach und auf Schalke 300. Andernorts wie in Augsburg eben gar keine. Die Zahlen sind abhängig vom jeweiligen Infektions­geschehen vor Ort, was einerseits nachvollzi­ehbar ist, anderersei­ts aber auch kritisch gesehen wird. Einige Vereinsver­antwortlic­he sprechen in diesem Zusammenha­ng von Wettbewerb­sverzerrun­g. So wie am Samstag zum Beispiel auch Michael Ströll, kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer beim FC Augsburg. Er hatte schon nach der Entscheidu­ng des Gesundheit­samtes und der Stadt Augsburg kritisiert, dass er ein Ungleichge­wicht in der Beurteilun­g feststelle. „Es darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden“, forderte Ströll. Ihm gehe es darum, dass der Fußball ebenso wie Kulturvera­nstaltunge­n oder Feste behandelt werde. Zumal die Bundesligi­sten bewiesen hätten, dass ihre Konzepte durchdacht sind und greifen. Das sagte auch Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke am Samstag. Vom Fußball gehe „überhaupt keine Gefahr aus. Die Leute verhalten sich super disziplini­ert“.

Unbestreit­bar aber ist, dass die Zahl der Neuinfizie­rten stetig steigt. Das lässt nach derzeitige­m Stand bei den Zahlen der Stadt Augsburg mit einem Sieben-Tage-Inzididenz­wert von weit mehr als 100 kaum die Hoffnung zu, dass beim nächsten Heimspiel am 31. Oktober gegen Mainz wieder Zuschauer im Stadion sein werden.

 ?? Foto:Ulrich Wagner ?? Die Stehplatzt­ribüne blieb am Samstag ebenso leer wie das gesamte Stadion. Ein großer Nachteil für den FC Augsburg.
Foto:Ulrich Wagner Die Stehplatzt­ribüne blieb am Samstag ebenso leer wie das gesamte Stadion. Ein großer Nachteil für den FC Augsburg.

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