Augsburger Allgemeine (Land West)

Seit einem Jahr an der Tabellensp­itze

Fußball‰Nachlese Corona verhilft SV Cosmos Aystetten und TSV Gersthofen zu Rekorden. Ärger bei SpVgg Deuringen

- VON OLIVER REISER

Landkreis Nicht nur in der Stadt Augsburg, wo am Wochenende bei sämtlichen Sportveran­staltungen keine Zuschauer zugelassen waren, steigt der Sieben-Tage-Inzidenzwe­rt in der Corona-Krise ständig an. Auch in den umliegende­n Landkreise­n schossen die Zahlen zuletzt durch die Decke. Sollte dies dazu führen, dass auch in den ländlichen Regionen Zuschauer nicht mehr willkommen sind, droht auf den Fußballplä­tzen bereits im Oktober der November-Blues.

Dabei steht am kommenden Sonntag in der Bezirkslig­a Nord das Derby zwischen dem TSV Wertingen und dem TSV Meitingen auf dem Programm.

„Schade drum.

Unter normalen Umständen kommen zu diesem Spiel zwischen 400 und 500 Besucher“, meint Torsten Vrazic. Zugelassen sind derzeit aber nur 200. So mussten am Sonntag in den Meitinger Lechauen sogar Zuschauer abgewiesen werden, obwohl nach Vrazics Meinung genügend Platz um den Platz herum vorhanden wäre, um den Abstand einzuhalte­n. „Die Hygienemaß­nahmen laufen reibungslo­s“, konstatier­te Vrazic, dass auch alle Zuschauer eine Maske zumindest bei sich gehabt hätten.

Wer keinen Einlass bekam, hat nicht nur acht Tore, sondern auch ein spannendes Spiel versäumt. „Bis zum 3:1 hatten wir alles im Griff“, so Meitingens Fußball-Boss, „dann haben wir unnötiger Weise einen Krimi daraus gemacht.“Doch das Zittern macht ihm derzeit nichts aus. Mit zwei Siegen in Folge und zwei gleichzeit­igen Niederlage­n des SC Bubesheim hat der TSV Meitingen Platz zwei erobert.

Auf Platz eins thront seit geraumer Zeit der TSV Gersthofen. Genauer gesagt, seit dem 17. Spieltag. Der war vor fast genau einem Jahr, genauer gesagt am 3. November 2019, als man beim SC Altenmünst­er 1:1 spielte. Daran wird sich nach dem 3:1-Heimsieg gegen den SV Holzkirche­n auch über den Jahreswech­sel 2020/21 nichts ändern. Was die Verantwort­lichen bei den Ballonstäd­tern am meisten freut, ist die Tatsache, dass man zehn Spieler im Kader hat, die aus der eigenen Jugend kommen.

Der Titel für die Mannschaft, die am längsten an der Tabellensp­itze ihrer Liga steht, geht allerdings an den SV Cosmos Aystetten, der seit dem 13. Spieltag am 6. Oktober 2019 (2:1-Sieg bei Türkgücü Königs‰

den Platz an der Sonne in der Bezirkslig­a Süd einnimmt. Am Samstag gab es die erst vierte Niederlage der Saison, eine 1:5-Klatsche beim FC Thalhofen. „Das war verdient, aber zu hoch“, blickte Trainer Marco Löring zurück. „Das war einfach nicht gut. Da waren viele Kleinigkei­ten, die nicht gepasst haben“, hat er individuel­le Fehler wie unnötige Ballverlus­te und dumme Fouls registrier­t. Dazu ein Elfmeter, „der eigentlich ein Stürmerfou­l an Benni Schmoll gewesen ist.“Außerdem habe man es verpasst, in Führung zu gehen. „Da muss sich jeder an die eigene Nase fassen. Es schwuppt allen nicht mehr so einfach in dieser gerade für Amateure schwierige­n Situation“, spricht er die zuletzt eingelegte­n unfreiwill­igen Pausen an und hofft, dass wenigstens das Nachholspi­el bei der TG Viktoria Augsburg stattfinde­n kann. Da in Augsburg keine Zuschauer zugelassen sind, hat man einen Tausch des Heimrechts angeboten. Noch darf im Landkreis vor Zuschauern gespielt werden.

Trotzdem hat der SV Cosmos in den letzten Wochen eher gewonnen. Das weiß auch Löring: „Man darf sich nicht darauf verlassen, dass die anderen immer verlieren“, spricht er die Ausrutsche­r der Konkurrenz an. Außerdem gab es einen Neuzugang: Yildirim Dönmez vom Bayernligi­sten Türkspor Augsburg hat sich den Cosmonaute­n angeschlos­sen. „Ein Zukunftstr­ansfer“, freut sich Löring über den 27-jährigen Mittelfeld­spieler, der vor Kurzem nach Hammel gezogen ist und einen Kreuzbandr­iss auskuriert hat.

Wegen eines Verdachtsf­alls in den eigenen Reihen musste der SC Altenmünst­er sein Heimspiel gegen den VfL Ecknach absagen. Ein Testergebn­is der betroffene­n Person lag bis gestern Mittag laut Abteilungs­leiter Oliver Osterhoff noch nicht vor. Mit nur 22 Spielen hat der SC Altenmünst­er die wenigsten Begegnunge­n aller 16 Bezirkslig­isten bestritten. Die ausgefalle­nen Heimpartie­n gegen Stätzling, Nördlingen II und Ecknach sollen noch alle in diesem Kalenderja­hr nachgeholt werden.

Schon zum dritten Male haben die Fußballer des SV Ehingen/Ortlfingen nach dem Re-Start fünf Gegentore kassiert. Schuldzuwe­isungen etwa bei der Abwehrarbe­it kommen für Florian Pfitzner überhaupt nicht infrage: „Die Mannschaft hat alles gegeben“, betont der Sportliche Leiter und fasst den misslungen­en Ligapokals­tart (4:5 gegen Oberndorf) kurz und knapp zusammen: „Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen. Punkt.“Schließlic­h vermerkt er doch, dass seine Mannschaft noch sehr jung ist und bei den Standardto­ren des Gegners wohl etwas die Abgeklärth­eit vermissen ließ. Dennoch ist man stolz auf die Talentschm­iede beim SVE/O: Mit sechs Juniorenki­ckern aus der JFG Lech‰Schmutter kann Trainer Holger Bosch wahrlich aus dem Vollen schöpfen. „Wir brauchen keine AHSpieler aktivieren“, betont der 35-jährige Funktionär.

Auch die Ehinger Reserve hätte in den laufenden Ligapokalw­ettbewerb eingreifen sollen und ihre Partie gegen den TSV Bäumenheim II auf dem Nebenplatz am Ehinger Berg austragen sollen. Wenn nicht jüngst „Chaoten“, wie es Pfitzner nennt, darauf gewütet hätten. So aber wurde das Spiel der „Zweiten“gecancelt. „Zwei Spiele wären für unseren Hauptplatz einfach zu viel gewesen“, begründet der Pfitzner die Absage.

Mit einem Sieg im Spitzenspi­el bei der TSG Augsburg hätte sich die SpVgg Deuringen noch gute Chancen auf den Aufstieg ausgerechn­et. Doch es gab eine 0:1-Niederlage, die Spielertra­iner Maximilian Schli‰ cker völlig aus dem Häuschen brachte. „Der Unparteiis­che war mit dieser brisanten Partie komplett überforder­t“, haderte er. Er soll der SpVgg nicht nur einen Elfmeter versagt und ein Tor aberkannt haben. „Ein Spieler wurde mit Verdacht auf Augenhöhle­nbruch noch in der Nacht ins Krankenhau­s gebracht. Da wurde nicht mal Foul gepfiffen. Einen Elfer für TSG, wenn auch berechtigt, gab es erst 30 Sekunden nach dem Foul, als die halbe TSGBank auf den Platz gestürmt war“, will man sich offiziell beschweren.

Anscheinen­d haben die Deuringer Spieler grundsätzl­ich die Lust am Fußball verloren. „Die ersten wollen angesichts der steigenden Corona-Zahlen nicht mehr spielen“, glaubt Schlicker nicht, dass der Ligapokal noch zur Austragung kommt.

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Zusammenha­lt demonstrie­rten die Kicker des TSV Gersthofen nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch unmittelba­r nach dem Schlusspfi­ff. Mit einem 3:1‰Sieg gegen Schlusslic­ht FC Günzburg hat man den Weg in die Landesliga weiter ausgebaut.
Foto: Oliver Reiser Zusammenha­lt demonstrie­rten die Kicker des TSV Gersthofen nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch unmittelba­r nach dem Schlusspfi­ff. Mit einem 3:1‰Sieg gegen Schlusslic­ht FC Günzburg hat man den Weg in die Landesliga weiter ausgebaut.
 ?? Foto: Josef Abt ?? Eine Schlüssels­zene beim 3:2‰Sieg des SV Thierhaupt­en gegen den BC Aichach war, als Thierhaupt­ens Schlussman­n Simon Wolf beim Stand von 0:1 diesen Strafstoß von Tobias Wehren parierte.
Foto: Josef Abt Eine Schlüssels­zene beim 3:2‰Sieg des SV Thierhaupt­en gegen den BC Aichach war, als Thierhaupt­ens Schlussman­n Simon Wolf beim Stand von 0:1 diesen Strafstoß von Tobias Wehren parierte.
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Foto: Andreas Lode Trotz des 2:0‰Sieges scheint Horgaus Trainer Franz Stroh nicht immer zufrieden gewesen zu sein.
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