Augsburger Allgemeine (Land West)
In Königsbrunn wächst jetzt ein Friedwald
Bestattungen Die Stadt Königsbrunn arbeitet weiter an ihrem Konzept „Friedhof 2050“. Neben den Baumbestattungen gibt es bald noch weitere Neuerungen für Begräbnisse
Königsbrunn Noch sieht der neu gestaltete Teil des tädtischen Friedhofs in Königsbrunn eher wie eine Baustelle, denn wie ein Friedwald aus. Statt grünem Gras sieht man bislang nur plattgewalzte, braune Erde zwischen den frisch angelegten Wegen. Die Baumsetzlinge und Bänke wirken noch etwas verloren auf der abgesperrten großen Fläche, auf der früher Kleingartenhäuschen standen. Doch schon im kommenden Frühjahr, wenn das Gras gut angewachsen ist, sollen dort die ersten Bestattungen stattfinden.
70 Röhren wurden in den Boden eingelassen, die Platz für bis zu vier Urnen bieten. Die Käufer können sich aussuchen, ob sie alleine oder mit Familienmitgliedern dort zur letzten Ruhe gebettet werden wollen. Auf den Deckeln der Röhren können rund um den Lebensbaum in der Mitte die Namen der Verstorbenen eingraviert werden.
Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass der Friedwald zum 1. April 2021 seiner Bestimmung übergeben werden kann. Zuvor muss allerdings noch die neue Gebührensatzung für die Friedhöfe erstellt werden. Die pflegefreien Gräber werden mit acht Jahren Ruhezeit angeboten. Schon jetzt bestehe rege Nachfrage wegen der Grabstellen, teilt die Stadtverwaltung mit.
Der Aufbau des Friedwaldes ist ein weiterer Baustein der Umgestaltung des städtischen Friedhofs. Die Stadt Königsbrunn trägt damit einer Entwicklung der vergangenen Jahre Rechnung: Immer mehr Menschen entscheiden sich gegen das klassische Erdgrab und für alternative Bestattungsformen. In einem ersten Schritt wurde die Zahl der Urnenstelen auf dem Gelände deutlich ausgebaut. Die Nachfrage sei weiterhin groß, eine weitere Erhöhung der Kapazitäten sei im Moment aber nicht geplant.
Dafür wird der gesamte Bereich parkartig ausgebaut. Hierzu passen unter anderem auch die zahlreichen
Sitzbänke, die im neuen Bereich aufgestellt wurden. Die Zahl der klassischen Erdgräber ist eher rückläufig, eine lange geplante Erweiterung der Friedhofsfläche ist schon lange vom Tisch. Das hat dazu geführt, dass ein Teil der Kleingartenanlage im Süden des Areals erhalten bleiben kann. Ursprünglich sollten sämtliche Parzellen aufgelassen werden, um genug Platz für Begräbnisstätten zu haben.
Der Königsbrunner Stadtrat hat nun auch beschlossen, dass der landwirtschaftliche Weg, der durch den Friedhof verläuft, für den Verkehr gesperrt wird. Dazu sollen an den bisherigen Einfahrten Tore installiert werden. Für die Fußgänger soll der Weg weiter nutzbar bleiben. Am Rande des Weges würde zudem ein Zaun und Hecken entfernt, die bisher eine Trennlinie zum Friedhofsareal bildeten.
Die Bauern, die dort bislang zu ihren Feldern fuhren, müssen dafür kleine Umwege in Kauf nehmen, was für diese aber kein Problem sei, sagte Landwirtschaftsreferent Walter Schuler: „Für die heutigen Maschinen war der Weg schon recht eng. Zudem ist es doch unangenehm, wenn man vorbeifährt und eine Beerdigung stört.“Mit den stark motorisierten modernen Traktoren fällt der Umweg auch kaum ins Gewicht.
Weitere Veränderungen stehen noch an. Im nördlichen Bereich des Friedhofs wird es ein Grabfeld für Sternenkinder geben. So werden Kinder genannt, die weniger als 500 Gramm wiegen und tot auf die Welt kommen. Der Name soll symbolisieren, dass die Kinder „den Himmel“, beziehungsweise „die Sterne“erreicht haben, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken konnten.
Außerdem soll es im nördlichen Bereich ein muslimisches Grabfeld geben. Dabei werden die Grabstellen Richtung Mekka ausgerichtet. Anders als beim muslimischen Begräbnisritus muss hier allerdings die in Bayern gültige Sargpflicht beachtet werden.
Den Stadträten gehen zudem die Diskussionsthemen nicht aus. Bei einer Begehung des Friedhofs wurde über die Sanierung der Hauptwege ebenso gesprochen, wie über das Thema Kriegerdenkmal, sagte Bürgermeister Franz Feigl: „Es besteht weiterhin die Möglichkeit, das Denkmal in der Nähe des Friedhofseingangs unterzubringen.“Das müsse aber eigens diskutiert werden.