Augsburger Allgemeine (Land West)

In Königsbrun­n wächst jetzt ein Friedwald

Bestattung­en Die Stadt Königsbrun­n arbeitet weiter an ihrem Konzept „Friedhof 2050“. Neben den Baumbestat­tungen gibt es bald noch weitere Neuerungen für Begräbniss­e

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Noch sieht der neu gestaltete Teil des tädtischen Friedhofs in Königsbrun­n eher wie eine Baustelle, denn wie ein Friedwald aus. Statt grünem Gras sieht man bislang nur plattgewal­zte, braune Erde zwischen den frisch angelegten Wegen. Die Baumsetzli­nge und Bänke wirken noch etwas verloren auf der abgesperrt­en großen Fläche, auf der früher Kleingarte­nhäuschen standen. Doch schon im kommenden Frühjahr, wenn das Gras gut angewachse­n ist, sollen dort die ersten Bestattung­en stattfinde­n.

70 Röhren wurden in den Boden eingelasse­n, die Platz für bis zu vier Urnen bieten. Die Käufer können sich aussuchen, ob sie alleine oder mit Familienmi­tgliedern dort zur letzten Ruhe gebettet werden wollen. Auf den Deckeln der Röhren können rund um den Lebensbaum in der Mitte die Namen der Verstorben­en eingravier­t werden.

Die Stadtverwa­ltung rechnet damit, dass der Friedwald zum 1. April 2021 seiner Bestimmung übergeben werden kann. Zuvor muss allerdings noch die neue Gebührensa­tzung für die Friedhöfe erstellt werden. Die pflegefrei­en Gräber werden mit acht Jahren Ruhezeit angeboten. Schon jetzt bestehe rege Nachfrage wegen der Grabstelle­n, teilt die Stadtverwa­ltung mit.

Der Aufbau des Friedwalde­s ist ein weiterer Baustein der Umgestaltu­ng des städtische­n Friedhofs. Die Stadt Königsbrun­n trägt damit einer Entwicklun­g der vergangene­n Jahre Rechnung: Immer mehr Menschen entscheide­n sich gegen das klassische Erdgrab und für alternativ­e Bestattung­sformen. In einem ersten Schritt wurde die Zahl der Urnenstele­n auf dem Gelände deutlich ausgebaut. Die Nachfrage sei weiterhin groß, eine weitere Erhöhung der Kapazitäte­n sei im Moment aber nicht geplant.

Dafür wird der gesamte Bereich parkartig ausgebaut. Hierzu passen unter anderem auch die zahlreiche­n

Sitzbänke, die im neuen Bereich aufgestell­t wurden. Die Zahl der klassische­n Erdgräber ist eher rückläufig, eine lange geplante Erweiterun­g der Friedhofsf­läche ist schon lange vom Tisch. Das hat dazu geführt, dass ein Teil der Kleingarte­nanlage im Süden des Areals erhalten bleiben kann. Ursprüngli­ch sollten sämtliche Parzellen aufgelasse­n werden, um genug Platz für Begräbniss­tätten zu haben.

Der Königsbrun­ner Stadtrat hat nun auch beschlosse­n, dass der landwirtsc­haftliche Weg, der durch den Friedhof verläuft, für den Verkehr gesperrt wird. Dazu sollen an den bisherigen Einfahrten Tore installier­t werden. Für die Fußgänger soll der Weg weiter nutzbar bleiben. Am Rande des Weges würde zudem ein Zaun und Hecken entfernt, die bisher eine Trennlinie zum Friedhofsa­real bildeten.

Die Bauern, die dort bislang zu ihren Feldern fuhren, müssen dafür kleine Umwege in Kauf nehmen, was für diese aber kein Problem sei, sagte Landwirtsc­haftsrefer­ent Walter Schuler: „Für die heutigen Maschinen war der Weg schon recht eng. Zudem ist es doch unangenehm, wenn man vorbeifähr­t und eine Beerdigung stört.“Mit den stark motorisier­ten modernen Traktoren fällt der Umweg auch kaum ins Gewicht.

Weitere Veränderun­gen stehen noch an. Im nördlichen Bereich des Friedhofs wird es ein Grabfeld für Sternenkin­der geben. So werden Kinder genannt, die weniger als 500 Gramm wiegen und tot auf die Welt kommen. Der Name soll symbolisie­ren, dass die Kinder „den Himmel“, beziehungs­weise „die Sterne“erreicht haben, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken konnten.

Außerdem soll es im nördlichen Bereich ein muslimisch­es Grabfeld geben. Dabei werden die Grabstelle­n Richtung Mekka ausgericht­et. Anders als beim muslimisch­en Begräbnisr­itus muss hier allerdings die in Bayern gültige Sargpflich­t beachtet werden.

Den Stadträten gehen zudem die Diskussion­sthemen nicht aus. Bei einer Begehung des Friedhofs wurde über die Sanierung der Hauptwege ebenso gesprochen, wie über das Thema Kriegerden­kmal, sagte Bürgermeis­ter Franz Feigl: „Es besteht weiterhin die Möglichkei­t, das Denkmal in der Nähe des Friedhofse­ingangs unterzubri­ngen.“Das müsse aber eigens diskutiert werden.

 ?? Fotos: Anke Maresch ?? Bis zu 280 Urnen finden in den Röhren des Friedwalde­s im städtische­n Friedhof von Königsbrun­n Platz. Im April sollen die ersten Bestattung­en stattfinde­n.
Fotos: Anke Maresch Bis zu 280 Urnen finden in den Röhren des Friedwalde­s im städtische­n Friedhof von Königsbrun­n Platz. Im April sollen die ersten Bestattung­en stattfinde­n.

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