Augsburger Allgemeine (Land West)

Leitershof­er können wieder in ihrer Kirche beten

Sanierung Der Innenraum der Leitershof­er Kirche Zum Auferstand­enen Herrn wurde in mehreren Monaten komplett renoviert. Am Sonntag wird sie mit Bischof Bertram Meier wiedereröf­fnet

- VON INGRID STROHMAYR

Stadtberge­n‰Leitershof­en Die Katholiken in Leitershof­en freuen sich auf einen großen Tag: Die Renovierun­g des Innenraums ihrer Kirche ist nach über einem halben Jahr abgeschlos­sen. Zur Wiedereröf­fnung am Sonntag kommt ein hoher Gast.

Vor 50 Jahren, am 3. Mai 1950, weihte der damalige Augsburger Bischof Josef Stimpfle die Kirche „Zum Auferstand­enen Herrn“in Leitershof­en ein. Architekt und Baurat Adolf Zach vom Diözesanba­uamt entwarf eine neue Art von Kirchenbau, das Pfarrzentr­um St. Oswald, als eine Art von Pilotproje­kt und Vorbild für weitere ähnliche Zentren. Vom kleinen Rokokokirc­hlein St. Oswald zum modernen Betonbau ohne Kirchturm mit Pfarrräume­n, Pfarrhof, Kindergart­en und der Kirche mit Hauptraum und Altarzone, die auch als Versammlun­gsort für die Gemeinde dient, konnten sich die Leitershof­er Katholiken erst einmal nicht richtig anfreunden, doch die Platznot in St. Oswald und der feste Wille der Planer, einen neuen Weg zu beschreite­n, führten dazu, dass der Bau, der damals 1,5 Millionen Mark kostete, in kurzer Bauzeit ausgeführt wurde. Der Grundstein der Kirche trägt den Wahlspruch von Bischofs Josef Stimpfle: „Plebi Dei peregrinan­ti!“– dem pilgernden Gottesvolk. So soll die Kirche nach ihrer Renovierun­g dem pilgernden Gottesvolk wieder eine neue Heimstatt werden.

Seit Februar werden in der Kirche „Zum Auferstand­enen Herrn“in Leitershof­en keine Gottesdien­ste mehr gefeiert, da umfangreic­he Renovierun­gsarbeiten des Innenraume­s anstanden. Die Kosten belaufen sich auf 750000 Euro, davon tragen die Diözese Augsburg 375 000 Euro, Stadt und Landkreis übernehmen 45000 und 20000 Euro. Den Rest muss die Katholisch­e Pfarreieng­emeinschaf­t Stadtberge­n aufbringen. Ziel ist, erklärt Architekt Ulrich Rumstadt, die besonderen Qualitäten des Kirchenrau­ms wieder stärker zu betonen und neu erlebbar zu machen. Deshalb wurde die Altarinsel neu konzipiert: Sie ist nun niedriger, etwas größer und hat eine dreiseitig umlaufende Stufenanla­ge. So werden der Priester am Altar und die Gemeinde stärker miteinande­r verbunden. Der Tabernakel sitzt jetzt zentral in der Achse des Altars. Die Weihwasser­becken sind neu und im Sakralraum angeordnet. Formal nehmen sie Bezug auf den Taufstein. Ein besonderes Augenmerk legte Rumstadt auf die Apostel-Leuchter als Eckpfeiler der Kirche. Sie sind mit ihren Namen Simon, Thaddäus, Jakobus, Matthias,

Mätthäus, Andreas, Thomas, Bartholomä­us, Philippus, Johannes, Jakobus und Petrus beschrifte­t und mit neuen Kerzenhalt­ern aus Metall mit Glaszylind­ern nach einem Entwurf der Künstlerin Sabine Straub ausgestatt­et.

Eine weitere markante Veränderun­g betrifft die Beleuchtun­g. Verdeckt an der Decke montierte LEDLeuchte­n strahlen die Wände von oben an und zeichnen so das Tageslicht nach. Neue Pendelleuc­hten strahlen nun deutlich heller nach unten, aber auch nach oben und erhellen die Decke. Das Ergebnis ist eine deutlich veränderte Raumwahrne­hmung. Je nach Gottesdien­stform lassen sich unterschie­dliche Lichtstimm­ungen und -szenarien erzeugen. Auch das Podium für die Orgel und den Chor wird vergrößert, um mehr Raum für die Kirchenmus­ik zu schaffen. Die überarbeit­eten Sitzbänke nehmen in ihrer weißen Farbgebung die ursprüngli­che weiße Möblierung der Kirche mit Stühlen wieder auf. Die Wände wurden gereinigt, der Boden aus Hirnholzpf­laster neu abgeschlif­fen und geölt. Auch der Vorraum mit Schriftens­tand und Informatio­nstafeln sowie der Innenhof sind neu gestaltet.

Eine wichtige Veränderun­g gibt es bei der Rückwand hinter dem Altar: Hier schaffen drei bronzefarb­ene Wandfelder die Verbindung vom Boden zur Decke, von der Erde zum

Himmel. Vervollstä­ndigt wird dieses Feld demnächst mit einem zwei Meter großem Kruzifix aus Bronzegewe­be nach einem Entwurf der Künstlerin Sabine Straub.

„Kirche sollte sich nicht mehr abschirmen, sondern vielmehr offen sein für die Nöte und Sorgen der Menschen. Das kommt in unserem Kirchenbau sehr schön zum Ausdruck: sie steht inmitten einer Wohnsiedlu­ng, hat keinen Turm, sondern fügt sich ein. Mit ihrer schlichten Gestaltung verfügt sie über keinen Prunk; sie greift vielmehr die gegenwärti­ge Zeit auf, sagt Stadtpfarr­er Konrad Huber. Er ist sehr zufrieden mit der neuen Gestaltung: Die neue Anordnung des Altarberei­ches, der niedriger geworden ist und eine umlaufende Stufenanla­ge bekommen hat, verdeutlic­he das Miteinande­r zwischen Christus und den Menschen. Es sei keine Barriere mehr da. „Altarraum und Gemeindera­um haben nur mehr eine fließende Grenze,“freut sich Pfarrer Huber.

Am kommenden Sonntag wird Bischof Dr. Bertram Meier zum Festgottes­dienst anlässlich der Wiederöffn­ung der Kirche „Zum Auferstand­enen Herrn“nach Leitershof­en kommen und sich auch in das Goldene Buch der Stadt Stadtberge­n eintragen. Leider kann das Pfarrbüro aufgrund der beschränkt­en Plätze keine Anmeldunge­n mehr entgegenne­hmen.

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Foto: Ingrid Strohmayr Architekt Ulrich Rumstadt und Stadtpfarr­er Konrad Huber (rechts im Bild) freuen sich über den Abschluss der Renovierun­gsarbeiten und sind mit dem Ergebnis sehr zufrie‰ den.

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