Augsburger Allgemeine (Land West)
Gersthofen will Freizeitanlagen bündeln
Stadtplanung Immer wieder gibt es Proteste der Anwohner wegen der Verkehrsbelastung durch die Bäder sowie den Sportbetrieb auf dem TSV-Gelände an der Sportallee. Das soll sich auf lange Frist ändern
Gersthofen Die Stadtplanung Gersthofen will die Freizeitanlagen der Stadt östlich des Lechs konzentrieren. Für die Gersthofer könnte das neue Bäder und neuen Wohnraum bedeuten. Wie berichtet, wurden die Planungen für dieSanierung des Freibads Gerfriedswelle sowie des Hallenbads an der Brucknerstraße auf Eis gelegt. Neueste Berechnungen hatten eine Explosion der Kosten ermittelt. Für den TSV Gersthofen könnte ein Umzug ins Haus stehen.
Und eine entsprechende Fläche hat die Bauverwaltung schon ausgemacht: Beim größten Teil des rund zehn Hektar großen Areals handelt es sich um das ehemalige ThostiGelände, das im Moment als Gewerbegebiet genutzt wird. Dort wäre nach Auffassung der Stadtplaner genug Platz für ein Freibad, ein Hallenbad und Sportflächen für den TSV Gersthofen. Damit würden der größte Verein des Landkreises und die Gersthofer Bäder weiter vom Stadtzentrum wegwandern. Das ist zumindest das Wunschszenario der Gersthofer Stadtplanung. In der Sitzung am Mittwoch wurde die Stadtverwaltung beauftragt, die Eignung des vorgesehenen Areals zu prüfen.
Die Flächen des Hallenbades, der Gerfriedswelle und die aktuellen Sportflächen des TSV Gersthofen könnten dann anderweitig verwendet werden: „Eine neue Nutzung der angesprochenen Flächen als Wohnbauflächen wäre attraktiv“, so die Argumentation der Bauverwaltung. Die beiden Freizeitanlagen haben ohnehin in der Vergangenheit bei einigen Anwohnern für Unmut gesorgt, weil sie für Lärm und zugeparkte Straßen gesorgt hatten.
Jetzt schon befinden sich der Tennisclub und der Schäferhund
ganz in der Nähe des Areals. Damit würden durch diesen Vorschlag die Freizeitanlagen in Gersthofen gebündelt. Bürgermeister Michael Wörle sprach davon, man wolle damit Synergieeffekte zwischen den Einrichtungen schaffen. So sei es etwa denkbar, dass der TSV und die Bäder gemeinsame Gebäude nutzen oder bei Angeboten wie einer Sauna kooperieren. Wörle will den TSV in das weitere Vorgehen einbinden: „Wir wollen die Entscheidung gemeinsam treffen“.
Einen kleinen Haken haben die Pläne: Der Lech bildet die Grenze zwischen Gersthofen und Augsburg. Die betroffenen Grundstücke befinden sich überwiegend im Besitz der Stadt Gersthofen, gehören aber zum Gebiet der Stadt Augsburg. Das heißt, dass der Gersthofer Stadtrat die Stadt Augsburg in die Pläne mit einbeziehen muss. Zudem muss das Thosti-Gelände noch von der Stadt gekauft werden. Nach Auskunft von Bürgermeister Michael Wörle laufen bereits diesbezügliche Verhandlungen.
Im Zuge dieser Umlagerung der Gersthofer Freizeiteinrichtungen könnten dann auch die Kleingartenclub anlagen auf der Westseite des Lechkanals verlagert werden. Dann könnten sieben Hektar Wohnraum geschaffen werden. Die Kleingartenanlagen werden dann mit den dort bereits existierenden zusammengeschlossen, die östlich von Europaweiher und Müllberg erweitert werden sollen. Wenn die Umlagerung der Bäder und des TSV nicht funktionieren sollte, könnte auch das Thosti-Gelände für die Kleingärten herhalten. Zudem würde sich die Möglichkeit bieten, die Flächen des nahe gelegenen Golfclubs zu erweitern.
Bei den Ausschussmitgliedern stießen die Pläne auf Wohlwollen. Alle Mitglieder, die sich zu Wort meldeten, waren zumindest vom Grundsatz her einverstanden. Meinungsverschiedenheiten gab es nur um den besten Weg, die Pläne umzusetzen. Frank Arloth von der CSU kritisierte zum Beispiel das seiner Meinung nach voreilige Vorgehen der Verwaltung: „Wir sollten erst mal sichergehen, dass wir alle Grundstücke gekauft bekommen“, sagte er. Ankündigungen zu machen, bevor man sich mit der Stadt Augsburg einig sei, schwäche die Gersthofer Verhandlungsposition. Zudem sei er skeptisch, was eine Verlagerung der Kleingartenanlage angeht.
Albert Kaps von Pro Gersthofen sah hingegen keine Nachteile bei den vorgestellten Plänen: „Das Thosti-Gelände ist ein Fremdkörper im Stadtbild“, erklärte er. Auch SPD und Grüne stimmten den Plänen zu. Peter Schönfelder lobte im Auftrag der gemeinsamen Fraktion vor allem, dass auf den freiwerdenden Flächen Wohnraum entstehen soll.
Der Vorschlag wurde dann auch einstimmig angenommen. Nun müssen die Pläne mit der Stadt Augsburg abgesprochen werden. Bürgermeister Wörle versprach, die Verantwortlichen „zeitnah“anzurufen.
Wie Wörle auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, ist die Idee nicht ganz neu. Sie kursiere schon seit 2018 in der Verwaltung. „Der Umzug des TSV Gersthofen wird schon seit den Neunzigern diskutiert“, sagt Wörle. Auch die Bewegung Zukunft, der zum Beispiel Stadtrat Markus Brem angehört, hatte diese Forderung schon im Januar 2020 aufgestellt und kürzlich als Antrag eingebracht.