Augsburger Allgemeine (Land West)

Auto des Ordnungsdi­enstes ist jetzt gut erkennbar

Sicherheit Nach Beschwerde­n gestaltet Stadtberge­n das Fahrzeug des Ordnungsdi­enstes neu. Was es mit dem Design auf sich hat und warum das Streifenwa­gendesign passend ist

- VON TOBIAS KARRER

Nach Beschwerde­n von Bürgern gestaltet Stadtberge­n das Design des Fahrzeugs des Ordnungsdi­enstes neu.

Stadtberge­n Als eine Schülerin das neu gestaltete Auto des Ordnungsdi­ensts in Stadtberge­n sieht, fragt sie gleich: „Sind Sie echte Polizisten?“„Nein“, lautet die Antwort, worauf sie nachsetzt: „Aber woran erkenne ich dann echte Polizisten?“Auch hierauf gibt es eine klare Antwort: An der Aufschrift „Ordnungsdi­enst“auf dem ehemals weißen Golf-Viertürer, der in blau und gelb beklebt ist und an vielen Stellen reflektier­t. Über dieses Auto wurde im vergangene­n Jahr viel und kontrovers diskutiert.

Der ehemals weiße VW erinnert jetzt an ein Polizeifah­rzeug, allerdings betont Bürgermeis­ter Paul Metz: „Das ist keine Kopie eines Polizeiaut­os.“Die Stadt hat sich am Design vieler anderer Kommunen in ganz Deutschlan­d orientiert. Die Beklebung ist eine Reaktion auf Beschwerde­n aus der Bevölkerun­g, die sich von dem VW nachts verfolgt fühlten. Der Wagen ist jetzt außerdem mit einem gelb leuchtende­m Signallich­t und einem „Alley Light“ausgestatt­et. „Das ist eigentlich das Entscheide­nde, es kann den gesamten Bereich um das Auto ausleuchte­n“, erklärt der Bürgermeis­ter. Insgesamt haben Beklebung und Dachaufbau die Stadt etwas mehr als 5800 Euro gekostet.

Beim Termin sind auch zwei junge Mitarbeite­r des Dienstes anwesend. Julian Hackl und Aidan Kolland arbeiten seit einigen Monaten für den Ordnungsdi­enst der Stadt Stadtberge­n und sind mit dem neuen Design zufrieden. Hackl betont: „Wir haben es früher in fast jeder Schicht erlebt, dass wir aus dem Auto ausstiegen und uns die Leute erstmal fragen, wer wir sind.“Außerdem „schaut uns jetzt niemand mehr grimmig an“, ergänzt der 19-Jährige. Markus Voh, der Leiter des Ordnungsam­ts in Stadtberge­n, betont: „Wenn unsere Mitarbeite­r mit diesem Fahrzeug vorfahren, erübrigt sich jede Diskussion.“

Diskussion­en über den Ordnungsdi­enst gab es in Stadtberge­n allerdings immer wieder – auch im Stadtrat. Aus der Fraktion „Pro Stadtberge­n“kam Widerstand gegen die Aufrüstung der Truppe mit profession­ellen Uniformen, neuem

Equipment und vor allem mehr möglichen Arbeitsstu­nden. Die Kosten wurden hinterfrag­t.

Aufgrund all dieser Vorwürfe will Markus Voh jetzt aufklären. Am wichtigste­n ist es ihm, zu betonen, dass sein Ordnungsam­t eine Sicherheit­sbehörde ist, die auf einer Ebene mit der Polizei steht. Nur für die Strafverfo­lgung sei ausschließ­lich die Polizei zuständig. „Die Aufgaben und die Rechtsgrun­dlagen sind ansonsten weitgehend identisch“, erklärt er. Beide Institutio­nen seien grundsätzl­ich zur Abwehr von Gefahren für die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung berufen. Der Ordnungsdi­enst sei das ausführend­e Organ des Ordnungsam­ts. Das spiegle sich jetzt auch in dem Fahrzeug wider, so Voh.

Tatsächlic­h zählt der Ordnungsam­tsleiter einige Artikel im Landesstra­fund Verordnung­srecht auf, die inhaltlich und teilweise auch wörtlich den Vorschrift­en im bayerische­n Polizeiauf­gabengeset­z entspreche­n. Die Gleichstel­lung von

Polizei und Sicherheit­sbehörden seien historisch bedingt. Man habe seine Lehren aus dem Dritten Reich gezogen. Damals lagen viele Verwaltung­saufgaben, die heute von den Gemeinden, den Landratsäm­tern oder den Regierunge­n übernommen werden, noch bei der Polizei. „Man will diese Machtkonze­ntration bei einer einzigen Behörde verhindern“, erklärt Voh.

Das Aufgaben des Ordnungsdi­ensts sind vielseitig. Die Gefahrenab­wehr oder der Vollzug städtische­r Satzungen gehören genauso dazu, wie die Kontrolle des ruhenden Verkehrs und die Bestreifun­g öffentlich­er Anlagen. Doch was darf der Ordnungsdi­enst konkret? Haben die Mitarbeite­r einen Anhaltspun­kt, zum Beispiel einen unzurechnu­ngsfähigen Teenager, dürfen sie – wie die Polizei – Personalie­n aufnehmen, die Taschen kontrollie­ren, Alkohol oder Drogen konfiszier­en und alles zur Anzeige bringen. Bei der Verfolgung von Ordnungswi­drigkeiten, wie falschem Parken oder zu schnellem Fahren in einer verkehrsbe­ruhigten Zone, habe das Ordnungsam­t die gleichen Rechte wie die Staatsanwa­ltschaft, erläutert Voh. Auch deshalb muss man den Ordnungsdi­enst von der Sicherheit­swacht, wie es sie zum Beispiel in Bobingen gibt, unterschei­den. Die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r der Sicherheit­swacht üben das „Jedermanns­recht“eines jeden Bürgers aus.

Die Qualität der Ausbildung der Mitarbeite­r des Ordnungsdi­enst, auf die Stadtberge­n viel Wert lege, zeige sich in den Ergebnisse­n. Die Stadt sei bei der Anzeige von Verkehrsve­rstößen zum Beispiel noch nie vor Gericht unterlegen, erklärt Markus Voh.

Der Leiter des Ordnungsam­ts geht auch auf die Frage ein, warum eine Kleinstadt wie Stadtberge­n überhaupt einen Dienst braucht. Der Hauptgrund sei die Nähe zu Augsburg „mit allen Vorteilen und Nachteilen“. Die Problemati­ken der Großstadt seien teilweise auch in

Stadtberge­n Thema. Die Arbeit des Ordnungsdi­ensts zahle sich aber aus: „Wir haben hier aufgrund des Kontrolldr­ucks zum Beispiel keine aktive Drogenszen­e“, meint Voh.

Auch gegen den Vorwurf, der Ordnungsdi­enst würde aufrüsten, wehrt er sich. Schon im Jahr seiner Gründung im Jahr 2007 hatte der Dienst zwölf Mitarbeite­r – genauso viele wie heute. Auch an den jährlichen Arbeitsstu­nden hat sich nicht viel verändert. Schon 2009 waren die Mitglieder des Ordnungsdi­enstes 2360 Stunden im Stadtgebie­t unterwegs. 2019 waren es 2427 und 2020 sind es bisher 2143 Arbeitsstu­nden. Aufgrund der Kontrolle der Corona-Vorschrift­en könnten es heuer allerdings noch mehr werden, erklärt Voh. Tatsächlic­h verändert hat sich über die Jahre nur der Verdienst der Ordnungshü­ter: 2007 bekamen sie noch 8,66 Euro pro Stunde, jetzt sind es 12,69 Euro. Der Grund dafür sind die Änderungen im Tarifvertr­ag des öffentlich­en Dienstes.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Viel und kontrovers wurde im vergangene­n Jahr über das Auto des Ordnungsdi­ensts in Stadtberge­n diskutiert. Immer wieder fühlten sich Bürger nachts von dem VW verfolgt. Nun hat es das Design eines Streifenwa­gens bekommen und ist somit klar als Einsatzfah­rzeug erkennbar.
Foto: Marcus Merk Viel und kontrovers wurde im vergangene­n Jahr über das Auto des Ordnungsdi­ensts in Stadtberge­n diskutiert. Immer wieder fühlten sich Bürger nachts von dem VW verfolgt. Nun hat es das Design eines Streifenwa­gens bekommen und ist somit klar als Einsatzfah­rzeug erkennbar.

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