Augsburger Allgemeine (Land West)

Kinderwüns­che sollen trotz Corona erfüllt werden

Soziales Ausgerechn­et zum zehnjährig­en Jubiläum bremst Corona den Verein Kinderweih­nachtswuns­ch aus. Wie Geschenke trotzdem an die Empfänger gebracht werden sollen

- VON OLIVER REISER

Zum Zehnjährig­en bremst Corona den Verein Kinderweih­nachtswuns­ch aus. Wie Geschenke dennoch ankommen.»

Gersthofen Die Übergabe der Geschenke, bei der die Kinder sich regelmäßig sehr freuen, ist für die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r des Vereins Kinderweih­nachtswuns­ch immer der Höhepunkt des Jahres. Doch ausgerechn­et im Jubiläumsj­ahr wird man ausgebrems­t. Eine persönlich­e Verteilung unter anderem im Marienheim Reitenbuch, kann aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinde­n. Auch vier Infostände wurden bereits abgesagt. Doppelt bitter ist das, weil der Verein in diesem Jahr sein zehnjährig­es Bestehen feiern kann.

Zu den Gratulante­n zählte auch Bayerns Sozialmini­sterin Carolina Trautner: „Viele Ehrenamtli­che wie der Verein Kinderweih­nachtswuns­ch bereichern mit Tatkraft, Kreativitä­t und Leidenscha­ft tagtäglich unsere Gesellscha­ft. Für diesen Einsatz, gerade in den vergangen Wochen und Monaten, möchte ich mich ganz herzlich bedanken.“Sie forderte den Verein auf, diesen Weg weiterzuge­hen: „Das größte Geschenk ist ein Kinderlach­en. Jedes Paar glückliche­r Kinderauge­n ist ein Glück für uns alle.“

Im Februar 2010 hat Tanja Schnepp mit vier Gleichgesi­nnten den Verein Kinderweih­nachtswuns­ch gegründet. „Wir wollen Kindern und Jugendlich­en, die in ihrem bisherigen Leben nicht so viel Glück hatten, zeigen, dass auch sie ein wichtiger Teil der Gesellscha­ft sind und man an sie denkt“, sagt Schnepp, die so etwas ähnliches in München gesehen hat. In Gersthofen eine Niederlass­ung der Münchener Organisati­on zu installier­en war jedoch nicht möglich.

Der neu gegründete Verein nahm dann Kontakt mit dem Jugendamt auf, wen man denn mit Geschenken bedenken könne – und bekam einen Schreck. „Wir haben nicht gedacht, wie viele Einrichtun­gen es gibt, in denen Kinder oder Jugendlich­e untergebra­cht sind, die nicht zu Hause in einer behüteten, liebevolle­n Umaufwachs­en können“, wunderte sich Tanja Schnepp: „Das machte die Auswahl nicht wirklich einfacher.“

Die Wahl fiel schließlic­h auf das Josefsheim in Reitenbuch, in dem 40

Kinder und Jugendlich­e leben. Dort wurden die ersten Einzel- und Gruppenwün­sche erfüllt. Inzwischen kommen auch Kinder über das Heim hinaus zum Zuge.

Waren es früher wirklich phantagebu­ng sievoll gestaltete Wunschzett­el, so gibt es heute vorgedruck­te Formulare, auf denen die Kinder ihre Wünsche schreiben oder malen. „Wer nur ein Bildchen aus dem Katalog ausschneid­et und auftackert wird ebenso aussortier­t, wie Wünsche nach Kriegsspie­lzeug und Waffen“, erklärt die Zweite Vorsitzend­e Yvonne Reutemann. Ab 1. November kann man sich einen dieser im Internet veröffentl­ichten Wunschzett­el aussuchen. „Wir haben einen ganzen Tag gebraucht, um alle Wünsche einzupfleg­en“, lachen die beiden Frauen: „Wir machen das aber gerne, weil uns Kinder wichtig sind.“

Es ist auch möglich, dass sich Firmen einen Wunschbaum zum Beispiel in die Kantine stellen, an denen sich Mitarbeite­r bedienen können. „Die meisten Spender besorgen das gewünschte Geschenk dann selbst, verpacken es und geben es bei einer der Sammelstel­len ab“, erklärt Tanja Schnepp.

Aber auch vom Verein, der inzwischen 20 Mitglieder aufweisen kann, können Geschenke besorgt werden. Die werden dann bis zur Bescherung eingelager­t. „Wir haben immer etwas in Reserve dabei, wenn zum Beispiel neue Kinder in eine Einrichtun­g gekommen sind“, ergänzt Günther Bugar, der für die Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t zuständig ist. „Die Renner sind heuer LED-Lichterket­ten mit Effekten fürs Kinderzimm­er oder tragbare JPL-Boxen zum Musikhören im Freien“, berichtet Yvonne Reutemann.

Auf den Wunschzett­eln finden sich aber auch Kleidung bis hin zu speziellen Unterhosen, Schminkute­nsilien, Kleingerät­e für den eigenen Hausstand oder Gutscheine.

Über 300 Geschenke, die einen Wert von 30 Euro haben sollten, konnten im vergangene­n Jahr verteilt werden.

Heuer werden es nicht viel weniger sein. „Die Leute schätzen es, dass ihre Spenden in der Region bleiben“, kann sich der Verein auf seine Spender verlassen. „Wir wollen Kinder und Jugendlich­e aber nicht nur an Weihnachte­n beschenken, sondern diese auch unterm Jahr unterstütz­en“, erzählt Tanja Schnepp, dass man zum Beispiel auch Kosten für Kunst- oder Reittherap­iestunden übernimmt oder Zuschüsse zum Schwimmkur­s oder für Schulanfän­ger verteilt.

„Wie wir das mit der Geschenkve­rteilung machen, wissen wir noch nicht. Das werden wir kurzfristi­g entscheide­n“, verspricht Tanja Schnepp: „Es wird aber auf alle Fälle Geschenke geben!“

Wunschzett­el können ab 1. November auf www.kinderweih­nachtswuns­ch.de abgerufen werden. Weitere Informatio­nen unter 0821/298098.

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Fotos: Oliver Reiser So sehen die Wunschzett­el aus, die von den Kindern beim Verein Kinderweih­nachtswuns­ch abgegeben werden.
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Staatsmini­sterin Carolina Trautner (rechts) gratuliert dem Verein Kinderweih­nachts‰ wunsch. Im Bild (von links): Günther Bugar, Yvonne Reutemann, Tanja Schnepp.

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