Augsburger Allgemeine (Land West)
Kinderwünsche sollen trotz Corona erfüllt werden
Soziales Ausgerechnet zum zehnjährigen Jubiläum bremst Corona den Verein Kinderweihnachtswunsch aus. Wie Geschenke trotzdem an die Empfänger gebracht werden sollen
Zum Zehnjährigen bremst Corona den Verein Kinderweihnachtswunsch aus. Wie Geschenke dennoch ankommen.»
Gersthofen Die Übergabe der Geschenke, bei der die Kinder sich regelmäßig sehr freuen, ist für die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Vereins Kinderweihnachtswunsch immer der Höhepunkt des Jahres. Doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr wird man ausgebremst. Eine persönliche Verteilung unter anderem im Marienheim Reitenbuch, kann aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Auch vier Infostände wurden bereits abgesagt. Doppelt bitter ist das, weil der Verein in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiern kann.
Zu den Gratulanten zählte auch Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner: „Viele Ehrenamtliche wie der Verein Kinderweihnachtswunsch bereichern mit Tatkraft, Kreativität und Leidenschaft tagtäglich unsere Gesellschaft. Für diesen Einsatz, gerade in den vergangen Wochen und Monaten, möchte ich mich ganz herzlich bedanken.“Sie forderte den Verein auf, diesen Weg weiterzugehen: „Das größte Geschenk ist ein Kinderlachen. Jedes Paar glücklicher Kinderaugen ist ein Glück für uns alle.“
Im Februar 2010 hat Tanja Schnepp mit vier Gleichgesinnten den Verein Kinderweihnachtswunsch gegründet. „Wir wollen Kindern und Jugendlichen, die in ihrem bisherigen Leben nicht so viel Glück hatten, zeigen, dass auch sie ein wichtiger Teil der Gesellschaft sind und man an sie denkt“, sagt Schnepp, die so etwas ähnliches in München gesehen hat. In Gersthofen eine Niederlassung der Münchener Organisation zu installieren war jedoch nicht möglich.
Der neu gegründete Verein nahm dann Kontakt mit dem Jugendamt auf, wen man denn mit Geschenken bedenken könne – und bekam einen Schreck. „Wir haben nicht gedacht, wie viele Einrichtungen es gibt, in denen Kinder oder Jugendliche untergebracht sind, die nicht zu Hause in einer behüteten, liebevollen Umaufwachsen können“, wunderte sich Tanja Schnepp: „Das machte die Auswahl nicht wirklich einfacher.“
Die Wahl fiel schließlich auf das Josefsheim in Reitenbuch, in dem 40
Kinder und Jugendliche leben. Dort wurden die ersten Einzel- und Gruppenwünsche erfüllt. Inzwischen kommen auch Kinder über das Heim hinaus zum Zuge.
Waren es früher wirklich phantagebung sievoll gestaltete Wunschzettel, so gibt es heute vorgedruckte Formulare, auf denen die Kinder ihre Wünsche schreiben oder malen. „Wer nur ein Bildchen aus dem Katalog ausschneidet und auftackert wird ebenso aussortiert, wie Wünsche nach Kriegsspielzeug und Waffen“, erklärt die Zweite Vorsitzende Yvonne Reutemann. Ab 1. November kann man sich einen dieser im Internet veröffentlichten Wunschzettel aussuchen. „Wir haben einen ganzen Tag gebraucht, um alle Wünsche einzupflegen“, lachen die beiden Frauen: „Wir machen das aber gerne, weil uns Kinder wichtig sind.“
Es ist auch möglich, dass sich Firmen einen Wunschbaum zum Beispiel in die Kantine stellen, an denen sich Mitarbeiter bedienen können. „Die meisten Spender besorgen das gewünschte Geschenk dann selbst, verpacken es und geben es bei einer der Sammelstellen ab“, erklärt Tanja Schnepp.
Aber auch vom Verein, der inzwischen 20 Mitglieder aufweisen kann, können Geschenke besorgt werden. Die werden dann bis zur Bescherung eingelagert. „Wir haben immer etwas in Reserve dabei, wenn zum Beispiel neue Kinder in eine Einrichtung gekommen sind“, ergänzt Günther Bugar, der für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Die Renner sind heuer LED-Lichterketten mit Effekten fürs Kinderzimmer oder tragbare JPL-Boxen zum Musikhören im Freien“, berichtet Yvonne Reutemann.
Auf den Wunschzetteln finden sich aber auch Kleidung bis hin zu speziellen Unterhosen, Schminkutensilien, Kleingeräte für den eigenen Hausstand oder Gutscheine.
Über 300 Geschenke, die einen Wert von 30 Euro haben sollten, konnten im vergangenen Jahr verteilt werden.
Heuer werden es nicht viel weniger sein. „Die Leute schätzen es, dass ihre Spenden in der Region bleiben“, kann sich der Verein auf seine Spender verlassen. „Wir wollen Kinder und Jugendliche aber nicht nur an Weihnachten beschenken, sondern diese auch unterm Jahr unterstützen“, erzählt Tanja Schnepp, dass man zum Beispiel auch Kosten für Kunst- oder Reittherapiestunden übernimmt oder Zuschüsse zum Schwimmkurs oder für Schulanfänger verteilt.
„Wie wir das mit der Geschenkverteilung machen, wissen wir noch nicht. Das werden wir kurzfristig entscheiden“, verspricht Tanja Schnepp: „Es wird aber auf alle Fälle Geschenke geben!“
Wunschzettel können ab 1. November auf www.kinderweihnachtswunsch.de abgerufen werden. Weitere Informationen unter 0821/298098.