Augsburger Allgemeine (Land West)

Ton zwischen Radlern und Stadt verschärft sich

Verkehr Die Initiatore­n des Radlerbege­hrens werfen der Stadt „Halbherzig­keit“vor. Das Baureferat kontert

- VON STEFAN KROG

Augsburg Die Tonlage zwischen den Initiatore­n des Fahrrad-Bürgerbege­hrens und der Stadt Augsburg scheint sich deutlich zu verschärfe­n, nachdem es zuletzt noch Gespräche darüber gegeben hatte, wie mit den Unterschri­ften des wahrschein­lich erfolgreic­hen Begehrens umgegangen werden soll. Wie berichtet hatten die Initiatore­n die nötigen 11.000 Unterschri­ften wohl erreicht, setzten aber auf den Dialog mit der Stadt, wie angesichts der eingeschrä­nkten Mittel aufgrund der Corona-Krise die Forderunge­n – unter anderem mehr Radwege – erfüllt werden könnten.

Zuletzt kritisiert­en das Klimacamp, der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b, das Forum Augsburg lebenswert und die Bürgerakti­on Pfersee das Agieren der Stadt. Selbst bei den wenigen Maßnahmen, die in diesem Jahr umgesetzt wurden, sei die Halbherzig­keit erkennbar, so der Vorwurf. Die Stadionstr­aße am Rosenausta­dion etwa bekam im Sommer einen neuen Fahrbahnbe­lag. Für Radler wurde ein Schutzstre­ifen markiert.

Auf Höhe der neuen Verkehrsin­sel, die Fußgängern das Queren der Stadionstr­aße erleichter­t, ist der Schutzstre­ifen unterbroch­en – eine gefährlich­e Stelle, so die Initiatore­n. Sie fragen sich grundsätzl­ich, warum die Kreuzung Stadion-/Perzheim-/Schießstät­tenstraße nicht zum Kreisverke­hr umgebaut wird. „Wir vom ADFC hätten es so gerne gesehen, wenn man wenigstens eine der geplanten Radachsen endlich durchgehen­d fertiggest­ellt hätte. Der Kreisverke­hr an dieser Stelle würde eine wichtige Lücke schließen“, so Almut Schwenke vom ADFC.

Kritik kommt auch von der Sozialfrak­tion: „Für den motorisier­ten Individual­verkehr wurde eine gute Infrastruk­tur gebaut, aber für den Radverkehr hat die Stadt es wiederum versäumt, Verbesseru­ngen herbeizufü­hren und somit auch für mehr Sicherheit zu sorgen“, so Stadträtin Anna Rasehorn. „Leider scheint es bei der Stadt unterschie­dliche Prioritäte­n zu geben: Erst das Auto, und dann rollt lange nichts“, so ihre Kollegin Tatjana Dörfler.

Auch das nach jahrelange­n Diskussion­en umgesetzte 30er-Tempolimit in der Pferseer Unterführu­ng sei nicht ausreichen­d. „Im weiteren Verlauf bis zur Luitpoldbr­ücke passieren zu viele Unfälle, da muss auch Tempo 30 her. Auch die parkenden Autos machen es gefährlich­er“, so Petra Kammerer von der Bürgerakti­on Pfersee. Insgesamt werde Augsburg seinem Anspruch einer „Fahrradsta­dt“nicht gerecht. „Warum immer wieder die faulen Kompromiss­e mit den CO2-Schleudern? Bitte eine Fahrradsta­dt jetzt, aus einem Guss, die den Namen verdient“, so Janika Pondorf vom Klimacamp.

Die Stadt reagierte umgehend mit einer fünfseitig­en Presseerkl­ärung. „Die Aktivisten sollten der Verwaltung die Chance geben, Baumaßnahm­en fertigzust­ellen, bevor sie die städtische­n Beschäftig­ten polemisch herabwürdi­gen. Zudem hat Detailwiss­en in einer Fachdiskus­sion noch niemandem geschadet“, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Dass es keinen Schutzstre­ifen auf Höhe der Verkehrsin­sel gebe, sei durchaus üblich. Hintergrun­d sei, dass die Fahrbahnbr­eite und der Weg für Fußgänger auf Höhe von Verkehrsin­seln möglichst gering gehalten werden soll. Demnächst solle auf Höhe der Verkehrsin­sel noch Tempo 30 ausgesproc­hen werden.

Was den Kreisverke­hr betrifft, verweist die Stadt darauf, dass man zum einen wegen Geldmangel­s noch nicht zu vertieften Planungen gekommen sei, das Projekt zum anderen aber ohnehin zurückgest­ellt habe. Hintergrun­d ist die Frage, wie die Trams westlich des Bahnhofstu­nnels fahren werden. Sollte es zur von den Stadtwerke­n favorisier­ten Variante durch Pferseer Straße bzw. Hörbrothst­raße durchs Thelottvie­rtel kommen, würde sich womöglich auch im Umfeld die Verkehrsfü­hrung ändern, so Merkle. Darum sei es sinnvoll, die Genehmigun­g abzuwarten. Gleiches gelte für die Pferseer Straße. Sollte die Tram dort wie favorisier­t fahren, seien Radstreife­n und Tempo 30 nach der Pferseer Unterführu­ng möglich. Die Kurzzeitpa­rkplätze, so Merkle, sollten erhalten bleiben.

Stadt und Radbegehre­ns-Initiatore­n befinden sich seit dem Sommer in Gesprächen, wie mit dem Bürgerbege­hren umgegangen werden soll. Zuletzt gab es Anfang Oktober ein Gespräch. Die Aktivisten erstellten eine „Null-Euro-Liste“als Gesprächsg­rundlage, die unter anderem deutlich mehr Tempo 30 vorsieht. Ein weiteres Gespräch ist anberaumt.

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